Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 4, 1984

Salzburger Sommer 1950 Im Mittagslicht verwischen die steinernen Konturen der Kirchen und Paläste wie alte Signaturen. Jahrhunderte verweilen im Auge, das die Träume fixiert, die leicht wie Windspur sich tummeln durch die Räume der unbegrenzten Schönheit von Mirabell. Salomes frauliches Antlitz lächelt im Bogenlicht des Domes. Der Landschaft grüne Zeichen verwachsen mit den Gassen, die sich wie junge Lerchen ins Blaue steigen lassen. Mediterrane Seele löst alle Dunkelheiten des faustischen Gedankens und dauert durch die Zeiten. Schon öffnet seine Szene das große Welttheater und aus der nie verlornen Parabel spricht Gottvater. Erinnerung an Zagroby (Am Narew 1942) Altrussische Weisen, in schwarzem Gemäuer nistend, begannen des Nachts zu tönen vielstimmig, ikonenvergoldet. Tagsüber endlose Märsche — Todesspiele in den Flußauen. Abends aber rauschte der Friedensengel über der polnischen Hütte und die Liebe spitzte heimlich die fiebernden Lippen. Niemals zuvor verloren sich Wünsche und Träume der Jugend hoffnungsloser in einer unerfüllten Ferne. 88

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