Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 4, 1984

Otto Nowak, Ansichtdes Zuschauerraumes des Landestheaters Linz, Öl auf Leinwand, sign. u. datiert 1912, Leihgabe der Sparkasse Linz an das Landestheater Linz. — Foto; Peter Wurst Schüttmauern vom Schauspielhaus abge trennt werden. Mit dem Theaterbau wurde in der Folge auch das ehemalige Ballhaus renoviert; nicht nur daß es mit dem Theater eine einheitliche Straßenfront erhielt, es entstanden hier auch einige neue Räume in fester Bauweise. 1814, als man den Zaren — allerdings vergeblich — erwartete, versah man den Redoutensaal so gar mit einem Parkettboden. Der Saal wurde, nun sehr repräsentativ, im 19. Jahrhundert für verschiedene Zwecke verwendet, bis 1929 in ihm die „Kleine Bühne" des Landestheaters eingerichtet wurde, die bis 1942 bestand. An schließend wurden hier die Kammerspiele untergebracht, die 1958 nach den Plänen von Clemens Holzmelster einen eigenen Bau an der Ecke Promenade-Lessingstraße erhiel ten. Im September 1800 besichtigte eine kai serliche Kommission mit dem Architekten Gottlieb Nigelli die Brandstätten und forderte neben einem Situationsplan aller ständi schen Gebäude auch einen neuen Theater plan an. Der ständische Architekt Ferdinand Mayr entwarf ihn, er wurde grundsätzlich ge nehmigt, nur waren anscheinend einige Än derungen nach den Vorschlägen des Wiener Baumeisters Karl Mollner zu machen. Mit Ab änderungen, Vervollständigungen und Be gutachtungen der Pläne verging das Jahr 1801. Ferdinand Mayr erhielt die Bewilligung, die Wiener Theater genau zu besichtigen; vor allem Emanuel Schikaneders neuerbautes Theater an der Wien gefiel Mayr durch seine wohlüberlegte und praktische Gestaltung so gut, daß er sich vieles davon zum Vorbild nahm. Lediglich die Größe des Zuschauer raumes wurde auf Linzer Verhältnisse zuge schnitten: 782 Sitz- und 290 Stehplätze. Im Winter wurde das Baumaterial ange schafft und im Frühjahr mit dem Bau begon nen; bis zum Winter war der Rohbau fertig und während der kalten Jahreszeit konnte der Zuschauerraum ausgebaut werden. 280 Maurer, von drei Linzer Meistern gestellt, hat ten rund 1,5 Millionen Ziegel verarbeitet; der Bau kostete 101.458 fl, wovon 14.342 fl auf die Innere Einrichtung entfielen. Dem abschlie ßenden Bericht von Ferdinand Mayr und Bau schreiber Anton Löffler zufolge, hatte die Straßenfront eine Länge von 32 Klafter; hier waren die beiden Haupteingänge, einer für das Theater, der andere für den Redouten saal. Das Theater selbst hatte eine Länge von 28 Klafter, eine Breite von 9 Klafter 5 Schuh. Das Theater hatte eine Ziegeldachung, von außen in Form eines französischen Daches (Mansardendach) erhalten, von innen aber war es als Bollendach gebaut (aus Bögen von Ladenzeug konstruiert, so daß viel freier Raum entstand, was vor allem über der Büh ne wichtig war); diese Art war damals in den österreichischen Ländern einzig dastehend und wurde bald nachgeahmt. Der Zuschauerraum hatte drei Galerien er halten, die nach dem Vorbild des Theaters an der Wien leicht zurückspringend angelegt waren. Das Parkett hatte 37 Sperrsitze (die beiden ersten Reihen), 24 Bänke und 4 Lo gen; eine Numerierung der Plätze wurde erst mals 1814 versucht, aber wieder aufgehoben. Der später angelegte Mittelgang und die Sei tengänge dienten zum großen Teil als Steh plätze, vor allem für die Männer, denn die Sitzplätze blieben vorzüglich dem weiblichen Geschlecht vorbehalten; den rechten Selten gang benützten vorwiegend die Geistlichen, weshalb er „Pfaffengang" genannt wurde. Die Beleuchtung geschah aus Bllllgkeitsgründen mit Unschlitt, obwohl in größeren Theatern seit 1790 schon mit Öllampen be leuchtet wurde. Die Bühne hatte vorne eine Welte von 6 Klaf ter 2 Schuh, konnte auf 10 Klafter vertieft wer den und hatte einen hohen Freiraum. Für die Bühneneinrichtung hatte Mayr bereits einen Schnürboden entworfen, wodurch rasche Verwandlungen möglich wurden und für den eben auch der Dachstuhl abgestimmt wor den war. Als Nebenräume gab es im Theater außer den Garderoben ein großes Malerzim mer, Probenzimmer, eine Wohnung für den

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