Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 4, 1984

Kunst der Gegenwart Sitzende, 53 x 38 x 58 cm, datiert 1961, Bronze, Besitz Walter Ritter meisters Kirche in Wien-Mauer geschaffenen Ritter'schen Zementkruzifix der große Öster reichische Staatspreis zuerkannt. Um die ärgsten finanziellen Sorgen zu über winden, arbeitet der Künstler nun auch als Bühnenbildner der Grazer Städtischen Büh nen. 1938 im Jahre des Anschlusses übersie delt der nunmehr 34jährige nach Berlin, von wo er anno 1940 zum Kriegsdienst eingezo gen wird. Aus der englischen Kriegsgefan genschaft zurückgekehrt, erhält er dank der Intervention seines ehemaligen Secessionsfreundes Fritz Silberbauer eine Bestellung als Lehrer an die Kunstgewerbeschule in Graz. Eines der entscheidensten Jahre im Leben Ritters sollte 1948 werden. Nicht nur, daß der Künstler nach langer Zeit erstmals wieder ausstellt, noch dazu mit Wickenburg in Wien, erhält er auch eine Berufung an die erst ein Jahr zuvor ins Leben gerufene Kunstschule der Stadt Linz. Wie weitblickend diese Ent scheidung der hiefür Verantwortlichen war, geht aus der Tatsache hervor, daß Ritter zu dieser Zeit in Linz noch nie ausgestellt hatte, daher ein in weiten Kreisen Unbekannter war. Seine erste Exhibition dieserorts fand erst 1949, also ein Jahr später, statt. Sehr bald ändert sich freilich dieses Bild und Ritter wird zu dem schon eingangs erwähn ten entscheidenden Animator innerhalb der sich als Kunststadt immer mehr profilieren den Industriemetropole Linz. An den Beitritt zur Künstlervereinigung Maerz schließt sich 1956/57 deren Päsidentschaft. Nach Ritters Heirat erfolgt 1952 die entgültige Ansiedlung beim Schableder auf halber Höhe des Pöstlingberges. Ritter beteiligt sich nun laufend an in- und ausländischen Ausstellungen, un ter anderem in Linz, Wien, Graz, Salzburg, Rom, Rotterdam, Sao Paolo, Amsterdam, Eindhoven, Antwerpen, Sonnsbeek, Tournai, Middelsheim, Berlin und Liechtenstein. Auch öffentliche Aufträge nehmen einen zuneh menden Stellenwert innerhalb des nunmehri gen Schaffens ein. Von den zahlreichen in diesem Bereich entstandenen Arbeiten sei nur auf die wichtigsten verwiesen, so auf den Gänselieselbrunnen am Linzer Südbahnhof markt, den Neptunbrunnen Auf der Gugl, die Spielplastiken beim Linzer Schloß und Kin derspital, vor allem auf die Foyergestaltung des von Holzmeister umgebauten Landest heaters, die Figurengruppe in der Brücken straße in Urfahr und insbesondere die drei Flötenspielerinnen im Donaupark nächst des Brucknerhauses. 1957 wird Ritter der Professorentitel verlie hen. 1973 zieht er sich nach einem Viertel jahrhundert der Lehrtätigkeit von der Kunst schule der Stadt Linz zurück, welche übrigens eben zu jenem Zeitpunkt in eine 72

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