Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 4, 1984

Kunst der Gegenwart m Fußreise nach Hamburg kennenlernte. Ab 1925 folgen wahre Hungerjahre an der Wie ner Akademie der Bildenden Künste, wo er als Schüler der Bildhauerklasse Josef Müller studierte, zugieich aber auch Hörer bei Anton Hanak, dem sicherlich bedeutendsten öster reichischen Plastiker der Zwischenkriegszeit, war. Der heute wenig bekannte Josef Müller war übrigens ein Schüler Hellmers und Zumbuschs und hat als wohl bekanntestes Werk den 1921 entstandenen bronzenen Jüngling vor Mobiles Theseustempel im Wiener Volks garten geschaffen. In eben diese Zeit der Unbili fällt jedoch Rit ters erste, große Auszeichnung: Für den Ge staltungsentwurf zu einem Pianetariumstympanon erhält er die goldene Fügermedaille. Nach erfolgter Beendigung des Akademie studiums im Jahre 1928 bemüht sich Ritter — just in der wirtschaftlich schwierigsten Zeit — als freier Bildhauer in Wien Fuß zu fassen. Im Sinne der Tradition der Wiener Werkstätten versucht sich der noch nicht einmal Dreißig jährige in der Herstellung kunstgewerblicher Gegenstände, wie Kinderspielzeug, Möbelin tarsien oder auch Tierfigurinen für eine Wie ner Keramikfabrik. Die Nähe zu Franz von Zülows ähnlicher Tätigkeit wird deutlich spürbar. Heute ist von diesen Arbeiten freilich kaum noch etwas überliefert. Die beiden älte sten erhaltenen Plastiken — zwei Torsi — ge hen auf die Jahre 1928 und 1931 zurück und erweisen den Künstler bereits voll auf der Höhe seiner Ausdrucksfähigkeit. Durch den Kunsthistoriker Hans Riehl kommt der 29jährige wieder mit seiner Geburtsstadt Graz in Kontakt, in welche er anno 1933 rückübersiedelt und deren Secession er noch im selben Jahr beitritt. Hiezu ist anzumerken, daß gerade diese Künstiervereinigung, von Persönlichkeiten wie Thöny, Wickenburg, Silberbauer oder Leskoschek gegründet, zu den entscheiden den Impulsgebern einer von zunehmendem Föderalismus geprägten österreichischen Kunstszene jener Jahre zählte. Auch für Ritter beginnt mit diesem Zeitpunkt eine wesent liche Zäsur, genaugenommen das erst An-die-Öffentlichkeit-Treten, Sich-der-KritikStellen. Ritters bildnerischer Hauptschwerpunkt liegt nun im Bereich der Portraitbüste, welche auch in späteren Jahren — man denke nur an so wichtige Arbeiten wie die Köpfe der Künstlerkoliegen Alfred Wickenburg und Alfred Ku bin, des Philosophen Othmar Spann, Kardi nal Innitzers, des Kunsthändlers Wolfgang Gurlitt, der Politiker Ernst Koref und Heinrich Gleißner sowie der Künstler Franz Kafka und Wolfgang Amadeus Mozart — weiterhin ein entscheidender Zweig seines Schaffens blei ben sollte. 1934 wird dem für Clemens Holz71

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