Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 4, 1984

Kunst der Gegenwart Walter Ritter zum 80. Geburtstag Walter Beyer Die Eigendynamik der Kunst — absoiut jener der Wirtschaft vergieichbar in ihrem steten Auf und Ab — ist heute aiigemein anerkannt. Was hingegen noch viei zuwenig beachtet wird, ist die Tatsache, daß dieser Bewegungs abiauf durchaus nicht innerhalb sämtlicher künstlerischen Disziplinen gleichmäßig ver läuft. So wurde beispielsweise im Rahmen der letzten Jahrzehnte gerade die Bild hauerei von besonders einschneidenden, strukturellen Veränderungen erfaßt. Jahrtausendelang steckten das Prinzip des Abbiidens einerseits und die weitgehende thematische Beschränkung auf Mensch und Tier als Primärsujet andererseits jenes Spannungsfeid ab, innerhalb welchem sich dreidi mensionales Gestalten vollzog. Es war unse rem Jahrhundert vorbehalten, mit dieser Zielsetzung aufzuräumen und die Plastik in vollkommen geänderte Bahnen zu lenken: zunächst in thematischer Hinsicht kraft der Abstrahierung eines Brancusi oder auch des jungen Giacometti. Später wurde im Rahmen konzeptioneller Tendenzen auch noch das Detail der Innenraumgestaltung im Foyer 1. Stock des Großen Hauses im Landestheater Linz, Terrakottafiguren, datiert 1958. Allegorien der Tragödie und der Komödie, jeder Allegorie sind drei Hauptakteure und ein Chor zugeordnet. Foto: Peter Wurst Basisprinzip des Abbiidens von Realitäten zugunsten eines Ersichtiichmachens höchst persönlicher Bewußtseinsinhalte aufge geben. im Rahmen der Bauplastik zeigt sich ein ganz ähnliches Bild: stellte der dreidimensio nale Schmuck noch innerhalb von Historis mus und Jugendstil einen integralen Be standteil der Architektur dar, kann heute davon längst keine Rede mehr sein. Piasti sche Gestaltung wurde betrüblicherweise zum architekturfremden, unorganischen Auf putz degradiert, inwieweit jüngste neoex pressive Tendenzen innerhalb der Kunst un serer Tage diese Entwicklungen zum Stillstand gebracht haben oder sogar eine W M n 69

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