Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 4, 1984

Luftverpestern geht's an den Kragen Linzer Umweltoffensive bringt erste Verbesserung — Förderungsmittel auf 15 Millionen Schilling aufgestockt von Johannes Chrys. Kastner Die Linzer Luft wird sauber. Das hohe kommunalpolitische Ziel des Bürger meisters Prof. Hugo Schanovsky, „Linz zur saubersten Industriestadt Öster reichs zu machen" rückt näher. Die er sten Betriebe haben mit Unterstützung der Stadt angefangen, Produktions stätten umweltfreundlicher zu machen. Die Umstellung geht freilich nicht von heute auf morgen vor sich. Schweiz und Schweden, mit den derzeit streng sten Auflagen, haben insgesamt zehn Jahre für die Umweltsanierung vorge sehen. Die Voraussetzungen für die angelaufe ne Umweltaktion in Linz hat der Magi strat im Budget 1984 mit der Einrich tung eines Umweltschutzfonds in Höhe von zehn Millionen Schilling gesetzt. Für 1985 werden diese Mittel um 5 Mil lionen Schilling auf 15 Millionen auf gestockt. Linz ist übrigens die erste Stadt Österreichs, die Richtlinien zur Förderung von Umweltschutzmaßnah men erlassen hat. Die vom Bund zur Behebung von Umweltproblemen 1984 bereitgestellten Mittel in Höhe von 500 Millionen Schilling sollen im kom menden Jahr auf eine Milliarde Schil ling erhöht werden. Damit ist sicherge stellt, daß die angelaufene Umweltsa nierungsaktion künftighin in noch größerem Umfang fortgesetzt werden kann. Stadt zahlt 24 Millionen Schilling Den Auftakt in Linz setzt die Chemie Linz AG mit der Sanierung der Salpe tersäureanlage, nachdem der Bund im September dieses Jahres eine entspre chende Beteiligung zugesagt hat. Die Chemie kommt damit dem Auftrag der Stadt nach, die stark emissionsträchti ge Salpetersäureanlage in zwei Etappen zu sanieren. Die erste Etappe wird bis Ende 1986 abgeschlossen sein. Mit In betriebnahme der renovierten Salpe tersäureanlage wird der Stickoxidaus stoß von derzeit 75 Prozent auf 25 Pro zent gesenkt. Die Stadt wird bei der Abdeckung des Zinsendienstes mitwirken, das heißt, sie übernimmtein Prozentder Kredit zinsen mit einer Laufzeit von 15 Jah ren. Es werden also heuer noch drei Millionen Schilling an die Chemie AG überwiesen und mit den laufenden Jah resraten steuert der Magistrat insge samt 24 Millionen Schilling für die er ste Bauetappe bei. Der Umweltschutzfonds des Bundes, sprich Gesundheitsminister Dr. Steyrer, unterstützt die Chemie Linz AG in Form einer Investitionsprämie bei sechs Prozent Zinsenzuschuß. Der Bund und die Stadt Linz haben sich bereiterklärt, zur Sanierung der Sal petersäureanlage einen finanziellen Beitrag zu leisten. Eine Zusage des Landes Oberösterreich liegt in diesem Zusammenhang noch nicht vor. Der Linzer Bürgermeister Prof. Hugo Schanovsky hofft jedoch, daß sich auch das Land Oberösterreich an diesem Sanierungsvorhaben beteiliSeit 30 Jahren werden von der Linzer Stadtverwaltung intensive Luftkontrollen durchgeführt, die im langjährigen Vergleich entscheidende Reduktionen bei den Belastungswerten ausweisen. Im Bild ein Angestellter des Amtes für Umwelt schutz hei der Chemieanalyse von Luftproben. Foto: Presseamt gen wird, weil er der Meinung ist, daß die großen Probleme des Umwelt schutzes nur dann zufriedenstellend gelöst werden können, wenn alle maßgeblichen Körperschaften wir kungsvoll zusammenarbeiten. Auch Mittel- und Kleinbetriebe Wie teuer die Umrüstung unserer Ar beitsstätten auf umweltfreundliche Be triebe tatsächlich ist, wird im Sanie rungskonzept der Kokerei der VOESTALPINE AG deutlich. Hat man ur sprünglich mit zwei Milliarden Schil ling kalkuliert, so weiß man mittler weile, daß drei Milliarden Schilling notwendig sind. Dabei sind bereits 650 Millionen Schilling in die Erneuerung der Kokerei investiert, weil die VOESTALPINEAG in allerStillemit der Aus wechslung der Batterien begonnen hat. In Anbetracht der wirtschaftlichen Lage der staatlichen Industrie wird es nicht ganz einfach sein, schnell und rasch die Umweltmängel zu beheben. Dennoch hofft Generaldirektor Dkfm. Apfalter, bis Ende der neunziger Jahre seine Kokerei umgerüstet zu haben. Die Offensive des Linzer Bürgermei sters zur Sanierung der Umwelt erfaßt neben den Großbetrieben auch Mittelund Kleinbetriebe. In seiner ersten Ak tion des jüngst installierten gemeinderätlichen Umweltschutzausschusses wurde der Kleinmünchner Firma Mandl & Berger zur Beseitigung der Geruchsbelästigung im Umfeld des Be triebes 30 Prozent städtische Förde rung zugesagt. Finanzielle Unterstüt zung wird auch die Firma Gebauer & Griller für betriebliche Umweltmaß nahmen erhalten. Fernheizwerk wird sauber In eigener Sache geht die Stadt bei der Lösung von Umweltproblemen mit gu tem Beispiel voraus. Im Jahr 1984 for cierte das städtische Fernheizkraftwerk die Gasbefeuerung, wodurch der Schwefeldioxidausstoß um 30 Prozent verringert wurde. 20 Millionen Kubik meter Erdgas sind in der Zwischenzeit durch den Brenner geflossen. Weiters verpflichtet das Dampfkesselemis sionsgesetz seit Juli dieses Jahres, daß Heizöl schwer nicht mehr als zwei Pro zent Schwefelgehalt aufweisen darf. Laut Generaldirektor Obersenatsrat Dr. Kubin wird eine Entschwefelungs anlage im Fernheizkraftwerk bei einem Wirkungsgrad von 80 bis 85 Prozent etwa 500 Millionen Schilling kosten. Bei 90prozentiger Entschwefelung er höhen sich diese Investitionskosten bis zu 200 Millionen Schilling. Die Kosten einer zusätzlichen Anlage zur Denitrierung der Abgase dürften sich auf wei tere 100 Millionen Schilling belaufen. Die ESG versichert, daß sie im Einver nehmen mit der Stadt die größtmög liche Umweltschutzvorsorge anstrebt. Allerdings, so der Generaldirektor, werden diese Investitionen auch das Preisgefüge bei Strom und Fernwärme verändern. Neben den Industrieabgasen will die Stadt auch den Hausbrand vermin dern. Der Gemeinderat hat in seiner September-Sitzung einen Vertrag abge schlossen, demzufolge Stadt und Bund das Fernwärmenetz in Linz beträcht lich ausbauen werden. Die Fernwärme hat übrigens in Linz von 1973 bis 1983 eine rasante Entwicklung genommen. Lag der Anschlußwert der von der ESG mit Fernwärme versorgten Objekte Ende 1973 bei 81 Megawatt, die Abga bewärme bei 139.000 Megawatt pro Stunde, so betrug der Anschlußwert Ende 1983 204 Megawatt und die Ab gabewärme 317.000 Megawatt pro Stunde. Die Wärmeabgabe des Jahres 1983 entspricht etwa der Versorgung von 20.000 Wohnungen. Ab der Heizperiode 1983/84 wird auch die VOEST-Abwärme genutzt. 20 Me gawatt werden eingespeist, das ent spricht der Einsparung von 17.000 Ton nen Heizöl schwer. Hieraus resultiert eine Einsparung von rund 60 Millionen Schilling und eine Entlastung der Lin zer Luft um etwa 850 Tonnen Schwefel dioxid. Gemeinsames Bemühen Ein Rückblick auf 30 Jahre Luftkon trollen durch die Stadt Linz zeigt, daß der Jahresmittelwert der Schwefeldi oxidbelastung in den letzten zehn Jah ren um rund ein Drittel zurückgegan gen ist, gemessen an den zwei inner städtischen Stationen. Die maximalen Halbstundenmittelwerte der Schwefel dioxidkonzentration lagen im indu strienahen Franckviertel in den sech ziger Jahren über zwei mg/m^, 1961 beispielsweise bei 2,74 mg/m'. Der höchste Halbstundenmittelwert be trug dagegen in den siebziger Jahren nur noch 1,35 mg/m' und ist bisher insgesamt um mehr als 50 Prozent zu rückgegangen. Die VOEST-ALPINE AG investierte seit dem Jahre 1972 rund fünf Milliar den Schilling für den Umweltschutz. Der Erfolg dieser kostenintensiven Be mühungen ist nicht ausgeblieben. Die von der Hütte Linz emittierten Staub mengen konnten seit 1965 um rund 80 Prozent gesenkt werden. Die Stadt Linz hat mit dem Land Ober österreich vereinbart, in Zukunft die Landesmeßdaten zu bekommen. Seit Oktober 1984 ist das der Fall. Die Da ten vom Land werden auf die Stadt übertragen, das soll ständig beibehal ten werden. Damit wird das Kontroll netz der Meßstationen innerhalb des Stadtgebietes wesentlich verdichtet, und gewährleistet, daß auf jede Verän derung in der Linzer Luft rasch und zielstrebig reagiert werden kann. 68

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