Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 4, 1984

Historische Kunst ; Links: M. Echter, Raccolta dl varij cappricij, 1679, Stichvorlage für einen aus Akanthusranken gebildeten Festwagen, nach: F. Rothe, Das deutsche Akanthusornament des 17. Jahrhunderts, Berlin 1938, Tafel 42 Oben: BIsamberg, Niederösterreich, Pfarrkirche, Flochaltar mit Im Akanthuswerk schwebenden und welsenden Engeln, um 1700. — Foto: Elfrlede Mejchar IV. An den Ranshofener Seitenaltären ist nun zu beobachten, wie dieser formale Fortschritt zum malerisch und dekorativ wirksamen, räumlich-dynamischen und auch transzen dentalen Hochbarock einen im Sinne der Ge genreformation gebildeten, schematisch vielteiligen und belehrenden Programmaufbau überlagert. Die Folge ist, abgesehen von den Altarblättern, eine entsprechende Einschrän kung in der Ablesbarkeit der Figurenwelt. Dieser Konflikt bezeichnet paradigmatisch jenen spannenden Punkt in der Geschichte der Dialektik von Form und Inhalt barocker Kirchenausstattungen in Österreich und Süd deutschland, an dem die additiven Inhalts strukturen des 17. Jahrhunderts, die durch die Gestaltungsprinzipien des strengen Ba rock sinnvoll repräsentiert worden waren, in Diskongruenz zu den hochbarocken Gesamt effekten geraten. Anmerkungen; 1 Die grundlegende Einheitlichkeit der plasti schen Partien ist nicht, wie man meinen könnte, einem großen künstlerischen Gesamtentwurf zu verdanken, sondern erwuchs aus dem Zusammen wirken einer Reihe von Künstlern von lokaler Be deutung. Wohl Ist dem Auftraggeber, Propst Ivo Kurzbauer, eine entsprechende Auswahl und Koor dination Im Sinne seiner Gesamtvorstellung zuzu trauen. Diese Situation rührt an die kunsthlstorlsche Grundfrage der Dialektik der Stilentwicklung zwischen dem Wissen des Auftraggebers um die zeitgenössischen, künstlerischen Tendenzen, sei nem Anspruch und Geschmack einerseits sowie der Bildung und Entwicklung der Künstler ande rerseits. Stukkaturen von Matthlas Salleltner und Josef Schmidt 1697. Bildhauerarbelten wohl zu Recht Se bastian Hagenauer aus Braunau zugeschrieben, als Tischler Georg Leonhard Enzensperger aus Braunau und Stefan Tabor aus Schärding namhaft gemacht. Fresken von Christoph Lehrl, Augusti nerlaienbruder aus dem Kloster Höglwörth bei Tei sendorf, 1697/98. Hochaltarbilder von Kaspar Sing, kurfürstlich bayrischer Hofmaler aus Braunau. Sei tenaltarbilder von Philipp Ruckerbauer aus Sarlelnsbach. Österreichische Kunsttopographie Bd. XXX, Die Kunstdenkmäler des politischen Bezirks Braunau, bearbeitet von F. Martin, Wien 1947, S. 110 ff. — R. W. Schmidt, Das Augustiner Chorherrenstift Ranshofen, Seine Vorgeschichte und seine Ge schichte, In: Ausstellungskatalog 900 Jahre Stift Reichersberg, Augustiner Chorherren zwischen Passau und Salzburg, Reichersberg 1984, S. 139 ff. mit LIt. — W. L. Lipp, Das ehemalige Au gustiner Chorherrenstift Ranshofen, Ein Beitrag zur Kunstgeschichte, In: ebenda, S. 149 ff., 318 ff., mit LIt. — Vgl. hiezu B. Euler-Rolle, Form und Inhalt kirchlicher Gesamtausstattungen des österreichi schen Barock, phll. DIss. Wien 1983. 65

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