Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 4, 1984

Historische Kunst Die gegen reformatorische Verteidigung des monastischen Prinzips im aiigemeinen und die Bedeutung des Chorherrenordens im be sonderen wird durch ausgedehnte Beispiel reihen von Heiligen, die aus dem Orden her vorgegangen sind, in Biiderfolgen entlang der Emporenbrüstungen demonstriert; ur sprünglich ergänzt durch Aufsatzfiguren auf den Beichtstühlen. Die großen Deckenbilder beschreiben Leben, Martyrium und himmli sche Glorie des Kirchenpatrons Pankratius, der im letzten Bild in fortwährender Proiongierung des Jubiläumsfestzuges von 1699 in einem Triumphwagen von gleicher Art wie die damals mitgeführten als Schutzpatron über dem Stift schwebt.® Tugenden, Eigenschaf ten und Schicksal des Heiligen werden wie in der Festdekoration in vierzig begleitenden, embiematischen Bildern zum Anlaß für ein abstraktes Vorbiiderkompendium genom men; „40 bequeme Sinn-Bilder, durch sicht bare Gleichnussen Pancratli verborgenen Tugend-Kern vor Augen zu stellen."® Besonders deutlich ist der Ausfluß gegenreformatorischer Forderungen nach exakter, übersichtlicher Definition und lehrhafter Ver mittlung der Glaubensinhalte im Programm der Seitenaltäre zu erkennen, weil wir aus Quellennachrichten das Verhältnis zum spät gotischen Bestand von 1515 bestimmen kön nen.^ Nehmen wir als Beispiel einen ehema ligen Altar des südlichen Seitenschiffes, der 1515 den Heiligen Jakobus dem Älteren, Chri stoph und Georg geweiht worden war. 1699 erschien Jakobus als Patron eines Seitenaltares wieder, der nun ausschließlich weitere Apostel aufweist; der hl. Georg wurde als Sei tenstatue einem Märtyreraltar zugeteilt; der hl. Christoph gehört zu einem dritten Seitenaitar, welcher der Heiligen Sippe und Heili gen gewidmet ist, die in mystischen Kontakt mit dem Christuskind getreten waren wie An tonius von Padua. Die übrigen drei Seitenaltäre sind ebenfalls systematisch verschiedenen Heiligengrup pen gewidmet, und zwar den Jungfrauen und Märtyrerinnen, wiederum den Heiligen aus dem Chorherrenorden, den Pestheiligen und Klerikern. Die überlieferten Altar- und Neben patrone wurden also wie in manchen der gro ßen Ausstattungen des 17. Jahrhunderts im Sinne einer Gesamtordnung durch Umvertei lungen und Ergänzungen zu Vertretern allge meinster Kategorien gemacht. An die Stelle spätgotischer, individualistischer Vielfältig keit trat die trockene Erläuterung der hierar chischen Ordnung der communio sanctorum, unterstützt durch inschriftliche Benen nungen der Figuren.® Soweit die Didaktik. Ranshofen, ehemalige Stiftskirche, Barbaraaltar (Märtyrerinnenaltar) in der nördlichen Seitenaltarreihe, 1699. Foto: Elfrlede Mejchar 60

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2