Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 4, 1984

Historische Kunst . A , • V mr.:- "^s-- Äiüe^tesfei sie die vorgegebene, architektonische Raum struktur geradezu auflösen und unter die Herrschaft der Ranke zwingen. Wie sehr ebendiese Ausstattung und nichts anderes ais die Ausstattung zum Medium der hochbarocken Vereinheitlichung des älteren Raumes, ja sogar zur eigentlich raumbilden den Kraft wurde, verrät schlußendlich auch der Hochaltar, der mit seiner apsidenhaften Nischenform den Chorschluß vollkommen ausfüllt und ihn als selbständiges, raumhältiges Gebiide de facto ersetzt. Mit seinen offe nen Konturen aus Akanthusflügeln und aus lebendig in Form szenischer Abbreviaturen gegebenen Seitenfiguren rundum nach räumlicher Ausbreitung drängend, verfließt die Aitarzone mit der umgebenden Raumhülie, die ihrerseits schon durch den Mantel aus plastischen Stuckpflanzen räumlich aktiviert ist. Vom autonomen Möbelcharakter der Altä re des 17. Jahrhunderts hat sich die Ranshofener Einrichtung, wie auch manch andere am Ende des Jahrhunderts, jedenfalls schon beträchtlich entfernt. Abgehoben von diesem einheitlichen, durch die Akanthusranke beherrschten Raumam biente sind allerdings noch sowohl die Altar blätter, als auch besonders die Deckenbilder, die zufoige ihrer exakt strukturierten, additi ven Aufreihung, ihrer tafeibildartigen Orthogonalität und starken Lokalfarbigkeit als iso lierte Einzelelemente wirken und insoferne unbeeindruckt die Stilstufe des 17. Jahrhun derts vertreten. Dies entspricht der künstleri schen Situation der Alpenländer am Ausgang des 17. Jahrhunderts, als die Entwickiungsfähigkeit und die Qualität der einheimischen Maler — mit Ausnahme eines Johann Mi chael Rottmayr — mit der Biüte der Holzbild hauerei und Stuckplastik nicht Schritt halten konnte.^ II. Dem inhaltlichen Programm der Ranshofener Ausstattung liegen andere Strukturen als die Tendenz zu Gesamteffekten zugrunde. Es beeindruckt durch die Foigerichtigkeit ge gen reformatorischer Didaktik und Program matik, die in innerer Übereinstimmung mit den großen, italienischen Theoretikern der Gegenreformation der 2. Häifte des 16. Jahr hunderts vom Schlag eines Gabriele Paleotti auch nördlich der Alpen nach den Glaubens wirren und nach der Festigung der katholi schen Kirche die großen Kirchenausstattun gen des 17. Jahrhunderts bestimmte. Die spätmittelaiterliche Diversität in der Zusam mensetzung der Ikonographie eines Kirchen raumes, die aus den verschiedensten Tradi tionen historisch gewachsen und von der Privatfrömmigkeit genährt war, wurde von einer systematischen, geradezu pädagogi schen Darlegung der Grundzüge der katholi schen Lehre abgelöst.^ In Ranshofen vereinigte sich das Lehrpro gramm der Kirchenausstattung mit der vor übergehenden Ikonographie des Jubiiäumsfestes, das im Jahre 1699 zum Abschluß der Kirchenerneuerung abgehaiten wurde, zu einer eng verbundenen und daher umso ein deutigeren Demonstration im Geiste der Ge genreformation. Promotor und wohl auch gei58

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