Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 4, 1984

ebenso fand sich kein entsprechender Unter nehmer und so unterblieb die Realisierung vorderhand. Erst die Macht von Naturgewalten trieb die Angelegenheit einen Schritt weiter. Das Hochwasser von 1786 machte das Stadtthea ter unbenützbar und nachdem die Verordne ten bereits im August die Stände ermahnt hatten, wegen des Theaters einen Beschluß zu fassen, ersuchte der ständische Ausschuß die Landesregierung, beim Kaiser das Ge such zur Erbauung eines neuen Theaters aus ständischen Mitteln zu befürworten. Dieses Gesuch enthält schon sehr genaue Vorstellungen und wieder einen Finanzie rungsplan. Da das Theater der Allgemeinheit dient, wäre es ja billig, wenn es aus ständi schen Mitteln errichtet würde. Unter anderem heißt es in dem Gesuch: „Als Platz für das neue Theater würde sich dieser Ort, wo der zeit die öffentlichen Redouten und Kasinen abgehalten werden, sehr gut eignen, da hier schon alle notwendigen Gesellschaftsräume vorhanden sind, so daß diejenigen Personen, welche nicht während der ganzen Zeit der Vorführung im Theater beiwohnen wollen, sich in dem daranstoßenden Saal, den Zim mern, im Garten oder auf der nahe gelege nen Promenade durch Spazierengehen oder gesellschaftliche Unterhaltungen die Zeit vertreiben können. Außerdem führt eine gute Straße und ein mit breiten Steinplatten ge pflasterter Weg dorthin, wo auch genügend Platz für die Wagen vorhanden ist. Der Bau selbst würde der Stadt zur Zierde gereichen." Der Kostenvoranschlag lautete damals auf et was über 25.000 fl und mit Hilfe von Darlehen, Realitätenverkäufen und Steuerentgegen kommen des Kaisers hoffte man die Summe aufzubringen. Der Kaiser schien auch damit einverstanden und wollte nur eine Änderung dahingehend, daß der Bau nicht entlang der Gasse errichtet werden, sondern sich mit selner Länge in den Garten erstrecken sollte. Das Tor am Ende des Redoutensaales sollte abgebrochen und statt dessen eine Gasse bis zur Reitschule geschaffen werden, damit man eine gute Zu- und Abfahrt für das Thea ter bekomme. Die Stände ließen diese Ände rung durch einen Plan verifizieren; vielleicht stammte auch dieser von Vaultrin, er ist nicht signiert. In seiner reichgegliederten, schma len Front zur Promenade hin wäre dieser Bau bestimmt ein reizvolles Baudenkmal dieser Zeit gewesen. Ende November 1786 aller dings wird den Ständen mitgeteilt, daß der Kaiser angeordnet habe, vor dem Bau eines neuen Theaters notwendigere Aufgaben, wie die Erweiterung der Gebäude der „Barmher zigen" und der Elisabethinen, und die Schaf fung anderer öffentlicher Anstalten für Kran ke und Bedürftige durchzuführen. Deshalb wurde dann auf Vorschlag des Reglerungs präsidenten Graf Heinrich von Rottenhann 1788 der Redoutensaal notdürftig als Theater zugerichtet. Die Bühne gegen das heutige Theater zu war 18 m breit und 14 m tief, bot Platz für acht Kullssenpaare und war für die damals sehr beliebten Maschinenkomödien mit einem „Sturzboden zu allfälligem Flug werk" ausgestattet. Die „Anziehzimmer" hin ter der Bühne über der alten Fechtschule dienten zugleich als Statistenzimmer, der Bo den darüber und über dem Speisesaal als Fundusmagazin. Im Zuschauerraum wurden drei Galerien mit insgesamt 24 Logen einge baut. Die 22 Sperrsitze und die zum Teil ge polsterten Sitzbänke im Parterre konnten ent fernt werden, um auch weiterhin Redouten abzuhalten. Jedenfalls geschahen die Arbei ten in aller Eile und gewiß, ohne notwendige Sicherheitsvorkehrungen zu beachten. Dies zeigte sich in der Folgezeit. Abgesehen da von, daß 1791 ein Luster abstürzte (nach Be richt des Bauschreibers aus „unglücklichem Versehen" und nicht wegen eines mangelhaf- •^1 .JS-'..' % '-v t — afBagy_> I9T I I IJJ ■■1, i--ii p^- ,11 7 ten Seils; trotzdem beschloß man die Luster besser zu befestigen), drohte 1792 die Polizei mit der Sperre des Theaters, als sie nach einem Brand (glücklicherweise nach Ende der Vorstellung) einen Lokalaugenschein vor nahm. Vor allem wurde ausgesetzt: Die Ka mingerichte sind aus Holz und die Kamin türen weder von Eisen noch mit Blech beschlagen; die in die Öfen eingezapften Schläuche sind so eng, daß sie nie richtig ge reinigt werden können; bei den Ankleidezim mern ist eine hölzerne Treppe angebracht, die natürlich gleich Feuer fangen und den Schauspielern den Weg versperren würde und die Zuschauer haben nur einen ordentli chen Ausgang, denn der zweite führt über einen hölzernen Gang und eine ebensolche Stiege, die niemand, auch bei Licht nicht be nützt, um nicht Schaden zu nehmen; selbst bei einem blinden Alarm könnten viele Men schen verletzt werden. Im Sommer desselben Jahres überließ Kaiser Franz II. das von den Ständen überreichte Krönungsgeschenk In Höhe von 6000 Duka ten für wichtige Landesausgaben; man be schloß, von der Summe 10.000 fl für den Theaterneubau zu nehmen und den Rest von 1783 fl für die Renovierung des Redouten saales einzusetzen. Auch reichte man bei Hof wieder einen Theaterplan ein, der wohl die Zustimmung des Kaisers fand, dessen Aus führung aber auf sein Geheiß bis nach dem Friedensschluß verschoben werden sollte. Natürlich wurden im Redoutensaal die ärg sten Schäden behoben, aber eben nur die ärgsten und diese nur notdürftig. So kann es nicht wunder nehmen, daß 1797 schon wie der Klagen wegen des schlechten Bauzu standes laut wurden:. . .„vor allem die zweite Galerie dem Einsturz nahe sei und die Zuhö rer, besonders jene in den Galerien durch den Schwärm von Ratten, mit welchen das Frontalansicht des landschaftlichen Redouten saales und Theaters um 1800, OÖ. Landesarchiv, Plänesammlung Nr. VIII 15

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