Die ruhige Aufführung in Gmunden steht in direktem Gegensatz zur stürmischen Aufnah me in Wien im folgenden Jahr. Vor der ersten Aufführung am Wiener Carltheater am 4. Fe bruar 1898 war es zu einer Inszenierung am 27. November 1897 in Anwesenheit Schnitz lers in Prag gekommen. In seiner Heimatstadt kam es zu wütenden Angriffen von den antisemitischen und milita ristischen Blättern sowohl gegen Schnitzler als auch gegen das Schauspiel. Man schrieb vom „Machwerk des Herrn Schnitzler", vom „officiersfeindlichen Autor", bloß, weil er ein Stück — nicht gegen das Duell, sondern ge gen den Duellzwang geschrieben hatte. Hier zum Schluß eine Kostprobe zum Vergleich mit den Gmundner Kritiken: „Überhaupt weht (...) ein Gestank von Erbärmlichkeit und Feigheit aus dem Stücke, das jedem Manne von Muth, von Selbstachtung und Würde da bei einfach übel werden muß. Das Machwerk ist eine plumpe Spekulation auf die verächt lichste Menschengattung, auf die Memmen und Auskneifer." Somit waren die Tage des in Gmunden „über aus beifällig aufgenommenen" Schauspiels ,Freiwild' vorbei. Schnitzler blieb dem Stück gegenüber etwas reserviert. Im Jahre 1912 notierte er anläßlich der Gesamtausgabe sei ner Schriften zum Stichwort „Freiwild": „Ein anständiges Theaterstück ohne Niveau." Der Schnitzler-Forschung bislang jedoch un bekannt geblieben ist die Tatsache, daß es im folgenden Jahr, also 1898, im „SaisonTheater" in Gmunden unter der Leitung von Direktor Alfred Cavar zu einer — wenn auch nicht österreichischen Uraufführung — so doch weiteren Schnitzler-Inszenierung ge kommen ist. Die Saisoneröffnung erfolgte am 18. Juni 1898 und die „strebsame Direction unseres Sommertheaters" hatte den Saisongästen „mehrere Novitäten" anzubieten. Die „amü santen Abende" begannen mit einem Reper toirestück der königlichen Hofbühne in Han nover: „Hofgunst. Lustspiel in vier Aufzügen", von Thilo v. Trotha. Drei Tage später, also am 21. Juni 1898, kam es zur einmaligen Auffüh rung im Gmundner Theater von Schnitzlers Schauspiel in drei Akten „Liebelei". Daß es bei der einen Aufführung blieb, ist wahr scheinlich auf die Tatsache zurückzuführen, daß es sich um ein Gastspiel und Repertoire stück des k. k. Hofburgtheaters handelte. Der erste Einfall für dieses Stück geht auf die Zeit vor dem Herbst 1893 zurück, beendet wurde es Anfang Oktober 1894. Die Urauffüh rung fand am 9. Oktober 1895 im Wiener k. k. Hofburgtheater statt und „Liebelei" wurde im folgenden Jahrzehnt häufig gespielt. Die zweite Aufführung, nämlich die in Berlin unter Otto Brahm, fand am 4. Februar 1896 statt. Im in €lmunden* 1 >i i-eotion : Cavar-. ÜIUMia«;: ileii 121. Juni 1§9§ Anfang 7'/« Ühr. Liebelei. Scbausiiicl in drei Acteu von Arthur Schnitzlet. (ReperluireMOck des k. k. lliifburRlheatern.) Regie: Rudolf Renoir. I*er*soI»er»: Haas Weiring, Violinsiiieler am Josefstäilter Theater — — Rudolf Lenoir. Christine, seine Tochter — — — — — — Helene Hardt Milzi Schlager, Modistin — — — — — — Gisela Jurherg. Katharina Binder, Frau eines Strumpfwirkers — — — Fanny Alherti. Linn, ihre nennjährige Tochter — — — _ — ^ ^ Fritz Lobheimer | ■. „ , , — — — ~ — Alfred Lämmel a. D. Theodor Kaiser ] _____ Jui;,,, Brandt. Ein Herr — — — — — — _ — Emil Norini. Ort der Handlung: Wien. — Zeit: Gegenwart. Hierauf: Bie Sßfiülrelterie. Lustspiel in einem Act von Emil Pohl. — Regie: Rudolf Lenoir. E*e»•gjo11en: Lude Baronesse v. Nietoch — — — — — Gisela Jurherg. Cäsar Baron v. Wedding — — — — — Emil Norini. Engelhard i Mciningshausen, Gutsbesitzer — — — Alfred Lämmel a. D. Otto, Kammerdiener des Baron Wedding — — — Karl Schober. Ort der Handlung: Ein Salon in Baron Wedding's Landhaus. Jr*r*eis© d,oT- 1 ä t x © : Jiine im l'nrirrre . . Hine iMgt im ersten Rang . Hin ijitgensilz Ein Orchemlersiti Ein l'argnelxilz P 5 - 5— ISO lao /•— Ein EarterresHz /f. — -flO Ear/erre-En/ree —"SO Ein liaierirsilz —'40 Galerie-Enirer —•30 Die Direction gibt Saison- und Dutzendkarten zu ermässigten Preisen aus. Das Abonnement für den Theaterzettel beträgt 1 fl. \ Her Biilefenviirverkmir bclindel .-iieli am Ende der CiirKHalgnsse in der l'lieHterkHnzlei. _____ Morgen 3Iittwocli den 22. Juni bleibt die Büline gese.blossen. Donn©r-st«.sci©i:i t23. JT u ii i ISOH \ Erste.s Auftreten der ersten Inebhaheriii Frl. Helene llueiier vom Schillei tlieater in Berlin. FI*«11-Fro11« I Pariser Sittenbild in fünf Aufziig'Mi von H. Meilluic und Ludow. Halevy. (-■; f II Vorbereitung: Hans Huokebein. Die versunkene Glocke. Die kleinen Lämmer. Jugendfreunde. Die Direction hat sich entsclilo.sseii, voin 18. Juni bis 1. Juh Vterinal wöcheutiieh an bestimmten Ta^en Vorstellungen zu geben, u. zw. Diiist«K. Utriiiierntag, Siaiiislilg und i!iunuta||« Druck von .'ob. Habacher in Orouuden. Theaterzettel des „Saison-Theaters in Gmunden" mit Ankündigung der Aufführung von Arthur Schnitzlers Schauspiel „Liebelei" am 21. Juni 1898. — Foto: H. G. Prillinger 54
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