Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 4, 1984

am Gmundner Theater. Ab 1890 wurde Cavar alleiniger Leiter des „Musentempels". Nach dem Tode von Maria Kotzky ging das Theater an deren Söhne, den Kgl. preuß. Kapellmei ster Josef Maria (*21. 8.1856, Karlsbad, — 118.12.1917, Goslar) und Karl Kotzky über. Es wird Cavar als großes Verdienst angerech net, daß es ihm gelang, den hannoverschen Hof für das Theater in Gmunden zu interes sieren. Nicht ohne Stoiz verwiesen Zeitge nossen darauf, daß Ihre Majestät die Königin von Hannover sowie Prinzessin Mary „nahe zu ständige Besucherinnen" des Theaters waren. Auch der König von Dänemark und der König von Griechenland zeichneten zu wiederholten Malen das Theater mit ihrem hohen Besuch aus. Darüber hinaus scheint es geradezu die Pflicht der lokalen Theater kritiker gewesen zu sein, die Anwesenheit sämtlicher Hoheiten — Prinzen wie Herzöge, Freiherrn wie kaiserl. Räthe, Grafen wie Groß fürsten — in ihren Zeitungsberichten zu regi strieren. Cavar ließ den 25jährigen Bestand dem An laß entsprechend feiern, und zwar mit einer Jubiläumsvorstellung am 22. Juni 1897. Das Programm: wie bei der Eröffnung. Die Thea tersaison hatte bereits einige Tage zuvor be gonnen. Die „Theaternachricht", die Direktor Cavar Mitte Juni ausgegeben hatte, umfaßte nicht weniger als 23 Novitäten, also exklusive einer ganzen Reihe von Stücken, die bereits im Repertoire waren. Das Spektrum umfaßte eher leichtes, unterhaltsames Theater: Ko mödie, Schwank, Bauernposse, Volksstück, Schauspiel, Posse mit Gesang, Lustspiel und Zaubermärchen, aber keine Trauerspiele. Und die Titel der theatralischen Darbietun gen in der Jubiläumssaison lassen keinen Zweifel aufkommen: „Feuer in der Mädchen schule" (bekanntes und beliebtes Lustspiel), „Furcht vor der Schwiegermutter" (Schwank), „Ein Zündhöizchen zwischen zwei Feuern" (Lustspiel), „Ein Wort an den Herrn Minister" (Genrebild), „Der Bureaukrat" (Lustspiel). Zu den Neuheiten gehörten u. a. „Die offizielle Frau", „Glücksnarren", „Eine tolle Nacht", „Ferdinands Ehecontract" und „Der Weg zum Glück". Als vorletzte Novität war Arthur Schnitzlers Schauspiel in drei Akten „Frei wild" angesetzt. Schnitzler hatte das Szenarium im Oktober 1894 entworfen und das Schauspiel Mitte 1896 „sozusagen beendet" (Schnitzier). Das Werk zur Aufführung zu bringen, gestaltete sich etwas schwierig, und das lag am Inhalt. So lehnte der Direktor des Deutschen Volks theaters in Berlin „als alter Offizier" das Stück ab. Etwa drei Wochen vor der Uraufführung von „Freiwild" am 3. November 1896 am Deutschen Theater in Berlin unter der Lei tung von Dr. Otto Brahm kam es zu einem (er sten) Skandal um das Stück. Ein Leutnant 52

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2