Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 4, 1984

in unserem kleinen Musentempei Zu einer Schnitzler-Erstaufführung in Gmunden Murray G. Hall „Mein lieber Hugo. (. . .) Heute fahre ich nach Gmunden, wo Freiwild ist; morgen nach Salz burg; übermorgen früh beginnt die bereits an gedeutete Radtour. (. . .) Herzlichen Gruß ihr Arthur." So der Inhalt einer kurzen Mitteilung von 22. Juli 1897 von Arthur Schnitzler (1862—1931) an seinen jungen Freund Hugo von Hofmannsthal (1874—1929). Für den noch nicht arrivierten Dramatiker und Erzäh ler Arthur Schnitzler war es offenbar keine Überwindung, die erste Aufführung in Öster reich des Schauspiels „Freiwild" einem de klarierten „Saisontheater" als „Novität" anzu vertrauen. Erinnert sei an die Tatsache, daß es im Juli 1893 im Sommertheater Bad Ischl zu einer mißglückten Uraufführung des Ein akters „Abschiedssouper" aus dem Zyklus „Anatol" gekommen war. Warum Schnitzler sich für Gmunden entschied, ließ sich (noch) nicht ermitteln. Die erste von insgesamt drei Aufführungen von „Freiwild" auf der Bühne in Gmunden fand am 22. Juli 1897, die weiteren am 3. und 29. August statt. Diese Saison war insofern et was Besonderes, als es galt, den 25. Jahres tag der erstmaligen Eröffnung zu feiern. Als aufstrebender Kurort mit 7000 Einwohnern — das Kurstatut war 1862 verliehen worden — mangelte es der Stadt an einem wichtigen Element in der Infrastruktur, um ein heutiges Wort zu gebrauchen: an einem Theater wäh rend der Sommermonate. Denn gleichgültig in weichen Kurort man reiste — es gab ein Kur-, Sommer- oder Saisontheater — von Bad Ischl bis Bad Gleichenberg. Der Baugrund für ein Theater in Gmunden stand bereits im Dezember 1870 bereit. Das Vorhaben war vom 1828 geborenen Theaterdirektor Josef M. Kotzian (genannt Kotzky) inspiriert wor den. Kotzky, der vorher den Theatern in Salz burg und Ischl durch neun Jahre vorstand, galt als Fachmann ersten Ranges. Es gelang ihm, in der Folge das Gmundner Theater mit dem Stadttheater in Laibach und dann mit dem Landestheater in Linz zu verbinden. Direktor Kotzky ließ die Baupläne für das 1000 Sitzplätze umfassende Theater vom Fa briksbesitzer und Architekten Franz Schupp ler ausarbeiten. Der Bau wurde am 20. April 1871 begonnen und im Frühjahr 1872 fertig gestellt. Eröffnet wurde das Saisontheater, das in der Regel zwischen Mitte Juni und Mit te September Repertoiretheater offerierte, am 22. Juni 1872. Auf dem Programm stan den „Die schöne Galathea", eine komische Operette in einem Aufzug von Poly Henrion mit Musik von Franz v. Suppe, und „Um sonst", oder; „Der Herr Vetter von Regens burg", Posse in einem Aufzug von Johann Nestroy. 25 Jahre später, als erstmals feierlich Bilanz gezogen wurde, stand das Theater unter neu er Leitung. Josef Kotzky war Ende Dezember 1881 in Innsbruck gestorben. Nach seinem Tode führte die Direktion dessen Gattin, die in Köln geborene Schauspielerin Luise Maria Detroit, mit gleichem Erfolg bis einschließlich 1883. In diesem Jahr, in dem das Theater auch erstmals eine jährliche Subvention er hielt, wurde Alfred Cavallar-Cavar (*2. 12. 1859, Wien, — 115.9.1920, ebda.) als Schau spieler und Sekretär engagiert. Im nächsten Jahr war er bereits als Geschäftsführer tätig und 1885, nachdem er die Direktion des königl. freistädtischen Theaters in Ödenburg und des k. k. priv. Stadttheaters in Wiener Neustadt übernommen hatte, spielte er mit seiner Gesellschaft aus Ödenburg als Gast A Das Stadttheater Gmunden, historische Ansicht, ca. 1880. Foto: H. G. Priliinger ^ 'A iS 51

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