Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 4, 1984

darin keine Wiederhoiungen — lagen buch stäblich vor des Dichters aufmerksamen Au gen. Hebbel hat dieses Schauspiel bis in sein letztes Lebensjahr immer wieder in Briefen und Notizen reflektiert und es ist nur zu ver ständlich, daß eine derart sensible Persön lichkeit sich von der reichen Naturstimmung der Traunseelandschaft fast magnetisch an gezogen fühlte — so sehr sogar, daß daraus eine dauerhafte, weder durch Wetterbedin gungen noch durch Unbequemlichkeiten störbare Bindung entstehen konnte. Hebbel konnte im Jahre 1855, zum Zeitpunkt seiner Hauserwerbung in Gmunden, auf eine reiche dramatische Ernte zurückblicken. Seit seiner Ankunft in Wien waren die großen Dra men entstanden, die — trotz Ablehnung von verschiedenen Seiten — seinen Ruhm in den deutschen Ländern gefestigt hatten: „Ein Trauerspiel in Sizilien", „Herodes und Marian ne", „Julia", „Der Rubin", „Michelangelo", „Ag nes Bernauer" und „Gyges und sein Ring". Im Jahre 1848 hatte ihm das Burgtheater die Tore geöffnet — wenn auch Laube, so gut er konnte, hemmend eingriff — und 1854 wurde die „Genoveva" sogar in Anwesenheit des Kaisers aufgeführt. Außerhalb Wiens fand Hebbel vor allem in Weimar begeisterte Auf nahme. 1858 hatte Carl LaRoche die persön liche Bekanntschaft mit dem Großherzog ver mittelt, der sich damals für das Fest seines Geburtstages eine Aufführung der „Genove va" gewünscht hatte. 1862 entschloß sich Dingelstedt, der das Weimarer Theater leitete, die „Nibelungen-Trilogie" aufzuführen, und zwar mit Christine Hebbel. Es wurde ein gro ßer Erfolg — der aber wieder Wermutstropfen in Wien erzeugte: Direktor Laube war ver stimmt und gereizt. Doch konnte er sich nicht mehr allzu lange gegen Hebbel stemmen — ab dem Februar 1863 waren die Nibelungen auch auf dem Burgtheater, und mit großen Darstellern: Sonnenthai, Gabillon, Wagner, Julie Rettich, Fritz Beckmann, Christine Heb bel, Lewinsky, Charlotte Wolter. Die Liste dieser großen Schauspielernamen gehört nicht nur nach'Wien, sondern auch nach Gmunden. Denn bald war Hebbel nicht der einzige sommerliche Gast in Gmunden, es kamen auch seine Freunde. Die Fremden listen offenbaren ab 1859 Otto Prechtler und Dr. Ludwig August Frankl, ab 1860 residiert Carl LaRoche in der „eigenen Villa". In sei nem Gästebuch finden sich alle Namen, die im Kreis um Hebbel von Bedeutung sind: von Beckmann bis Josef Wagner, von den Gabillons bis zur Goßmann. Später kommt noch Karl Emil Franzos dazu, der von Gmunden aus mit Dr. Frankl korrespondiert und 1887 beim Gmundner Begräbnis Friedrich Theo dor Vischers den ehrenden Nachruf für den verehrten Geiehrten zu sprechen hat. Und IgH ' • - r ■Ji-.'t r .• -'-i : 1 Doppelporträt von Christine Hebbel mit Tochter 48

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