Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 4, 1984

(Kaffeehaus). Ein Salettl, erst aus Holz, spä ter gemauert, als Speiseraum für den Adel wurde hinzugefügt und Achaz von Stiebar ließ den ehemaligen Mautgarten hinter dem Kasino, wie das Gebäude nun hieß, auf eigene Kosten mit Bäumen, Spalieren, „an deren Verzierungen" und einer kleinen Oran gerie mit 32 Bäumchen in Kübeln ausgestal ten. Zur selben Zeit erwarben die Stände den vor dem Kasino liegenden Stadtwall, ließen ihn mit Bäumen bepflanzen und schufen so die erste öffentliche Parkanlage der Stadt; für die Arbeit bezahlten sie 300 fl. Im Herbst 1787 wurden Kasino und Redoutensaal dem Theaterdirektor Johann Appelt überlassen. Noch aber fehlt der Theaterbau selbst. An seiner Stelle befand sich seit dem Ende des 17. Jahrhunderts die ständische, zeitweilig auch die bürgerliche Schießstätte; 1792 wurde sie in den Schloßgraben verlegt. Bereits im Frühjahr 1773, also damals, als der Umbau des Ballhauses zu einem Kasino in vollem Gang war, regte der Theaterliebhaber Achaz von Stiebar die Erbauung eines stän dischen Theaters neben dem Ballhaus an. Er regte aber nicht nur an, sondern legte auch einen Finanzierungsplan in zwei Varianten bei, je nachdem ob die Stände selbst den Bau durchführen wollten oder ein privater Un ternehmer gefunden werden sollte. Im letzte ren Fall müßten der Redoutensaal und der Platz, auf dem derzeit Fecht- und Tanzschule, wie auch die Schießstatt stehen, auf 16 Jahre verpachtet werden; die Stände müßten durch sechs Jahre je 500 fl beisteuern und gestat ten, daß der Unternehmer den Bau durch eigene Bauleute, allerdings einem vorgeleg ten Plan gemäß, ausführt. Auch müßte bewil ligt werden, daß der Pächter die Theatervor stellungen, wie auch die maskierten Bälle ohne Abgaben, ausgenommen einen kleinen Beitrag ad pias causas, veranstalten darf und daß die Jahre, in denen keine Schauspiele und Bälle stattfinden, nicht als Pachtjahre ge zählt werden. Erst nach Ablauf der vollen Pachtzeit sollte das Gebäude den Ständen ohne Entgelt überlassen werden. Die Stände wollten sich nicht die Bürde des Baues aufhalsen, man betraute die Theatersozität damit, die Verordneten sollten diesbe zügliche Verhandlungen führend die Ergeb nisse bloß „pro notitia" vortragen. Jedenfalls sollten die Stände mit keinen finanziellen Ver pflichtungen, ausgenommen eventuelle spä tere Reparaturen, belastet werden. 1774 lie ferte der Landschaftsarchitekt Heinrich Ferdinand Vaultrin de Saint Urbain einen er sten Entwurf, den er „Grundt Riss und Profil eines Opera Hauses, in Form einer Ellipse, welches an den Redoutensaal wegen Be quemlichkeit angebaut werden kann" betitel te. Tatsächlich bildete die Längsseite an der Promenade die geradlinige Fortsetzung des Redoutensaalgebäudes; der kleine Innen raum erscheint sehr reizvoll, wies ein ovales Parkett und zwei Galerien mit 16 Logen auf. Ein zweiter, ungefähr gleichzeitiger Plan sieht bereits eine einheitliche Fassadengestaltung von Theater und Kasino vor. Alle Pläne waren nun vorhanden, auch hatten die Stände nichts gegen die Bauführung einzuwenden, finanziell aber wollten sie sich nicht beteili gen, auch nicht nach neuen Vorschlägen Stiebars, der u. a. den Erlös aus dem Verkauf des Bergschlößls dafür verwenden wollte, C/miM .Kih fiH'J l'/>na JfatiJ, m Ji-iM •i-.'l.kj .,/fl iW i/nti/. fl 11 fl Ii » H ■ F f n i I E R f.,i 1.i: I 1 K i Heinrich Ferdinand Vaultrin de Saint Urbain, Projekt für einen Theaterneubau in Linz, datiert 12. Mai 1774, OÖ. Landesarchiv, Plänesammlung Nr. Vlii 1 k Plan für einen Theaterneubau in Linz, Maurermeister J. Gangl 1786, OÖ. Landesarchiv, Piänesammlung Nr. Vlli 11

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