Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 4, 1984

Blasmusik in Oberösterreich Josef Mayr-Kern Die Feiern zum 35jährjgen Bestandsjubiläum des Oberösterreichischen Biasmusikverbandes lenkten wieder einmal das Interesse wei ter Teile der Bevölkerung auf die Blasmusik, auf eine spezielle Seite des kulturellen Antlit zes unseres Landes. Musikkapellen gehören seit vielen Jahren zum festen Bestand für Fest und Feier. Ihr Auftreten und ihr Spiel sind zur Selbstverständlichkeit geworden. Die Ausführenden dokumentleren Kunstsinn und Freude im aktiven Umgang mit musikali schem Spiel, die Zuhörer beweisen ihrerseits Bedürfnis, Interesse und Dankbarkeit für diese Art von Musik. Die Polarität zwischen Gestaltenden und Empfangenden bewirkt ein anregendes kulturell-künstlerisches Kraft feld, das unser ganzes Land überzieht. Es ist ein kulturhistorisch seltsames Faktum, daß der musikalischen Betätigung hierzulande so große Bedeutung beigemessen wird und daß dieses Oberösterreich mit seinen 445 Ge meinden über 480 Musikkapellen aufweist. Man kann sagen, daß sich jedes Gemeinwe sen, auch jede kleinste Gemeinde, musika lisch etabliert hat. Darin äußert sich ein tiefer Urgrund. Ob man äußeren Beispielen oder einem inneren Drang folgte, Musik wurde zum Bedürfnis unserer Bürger in Stadt und Land, noch ehe es die starken Medien zur all gemeinen und allgegenwärtigen Verbreitung gab. Das 6. Landesmusikfest zwischen 29. Juni und 1. Juli 1984 erbrachte dafür eine einmali ge, noch nie und nirgends dagewesene Be stätigung in Form und Inhalt und rückte Ober österreich an die Spitze kultureller europäischer Initiativen und Erscheinungs formen. 6. Landesmusikfest, 30. Juni 1984, Ausschnitt aus der Rasenshow im Linzer Stadion 410 Musikkapellen zogen in einem grandio sen Festzug durch unsere Landeshauptstadt und musizierten gemeinsam auf dem Linzer Hauptplatz. Über 60.000 Menschen verfolg ten diese Präsentation. Ein Festkonzert, das der ORF live aus dem Brucknerhaus aus strahlte, unterstrich den hohen Stand des oberösterreichischen Blasmusikwesens. Es geht hier um eine selbständige Musiziergat tung, die Volksmusik und Unterhaltungsmu sik ebenso einschließt wie symphonische und sakrale Musik. Der Unterschied zum Laien-Symphonie-Orchester liegt für die Spit zenkapellen im instrumentalen Ansatz und in zielgerichteter Gebrauchsmusik. Die Ausfüh renden sind in der Mehrzahl Laien, die sich in ihrer Ausbildung einer speziellen Bläser schulung bei Privatlehrern, in einer Musik schule oder am Bruckner-Konservatorium unterziehen. Zahlreiche Musiker können be reits auf ein an Konservatorien oder Musik hochschulen abgeschlossenes Bläserstudi um verweisen. Das ergibt allemal eine echte Bereicherung der Klangkörper. In den Musikkapellen dokumentiert sich eine starke Musizierbewegung, die ein interessanrpr» I 33

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