Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 4, 1984

iitviii Gruppen angereist kamen, heißt es, daß der Sinn dieser Veranstaltungen darin bestehe, Freundschaften und Verbindungen zu ver tiefen. An solchen musikantischen Neubräuchen ist festzustellen, wie innig Musik, Lied und Tanz zusammengehören. Diese Verzahnung schafft ständig neue Anlässe für Zusammen künfte, die dann oft unter recht launigen Be zeichnungen stehen: da heißt es, daß „Fami lien singen und musizieren", woanders sind es ein Sommerfest und Kirtag, Zechentreffen und Landier-Preistanzen. Man hört von einer (Pinsdorfer) Nachtroas oder von einer „Sänger- und Musikantenroas", die beispiels weise Voiksmusikgruppen aus St. Veit im Mühlviertei mit Seewalchenern zusammen führte, um ohne Bühne, ohne Publikum aus reiner Lust das Musizieren, Singen und Tan zen zu betreiben. Eine jüngere Einrichtung dieser Art ist das zwanglose Treffen von Sän gern und Musikanten zum „HoangaschtSchießen", wie es im steirischen und ober österreichischen Saizkammergut beliebt ge worden ist. In einer doch nur recht oberflächlichen Auf zählung, wie sie hier vorliegt, soll auf brauch tümliche Feste nicht vergessen werden, wie es u. a. der eindrucksvolle „Kalte Kirchtag" im innviertlerischen Waldzell darstellt, zu dem sich jeweils am Sonntag nach Dreikönig eine Reihe Innviertier Zechen einfinden. Andere Zechentreffen sind der vordem schon er wähnte Rudenkirtag in Sierning, sind Tanzfe ste zu Sonnwend und Kathrein und nicht zu letzt ist es das Voikstanzfest der Linzer Volkshochschüier, das jeweils um den alten Frühlingstermin herum, den Georgitag, an gesetzt ist. Allein schon der Zähigkeit wegen, mit der es begehrt und abgehalten wird, darf es als begrüßenswerter städtischer Neu brauch angesehen werden. Die zweifellos reichste Entfaltung von Bräu chen, Treffen und Festen haben die Sänger und Singgruppen zu meiden. Sie nehmen Festkreise und Anlässe wahr, setzen herge brachte Gepflogenheiten fort und legen nicht selten den Grund zu neuen. Allein im Jahr 1983 wurden in Oberösterreich mindestens dreißig Adventsingen mit unter schiedlichen Bezeichnungen gestaltet. Diese zumeist von allen kulturellen Kräften eines Ortes durchgeführten Veranstaltungen sind mittlerweile zu einem nicht mehr zu missen den vorweihnachtlichen Brauch geworden. Natürlich gab es früher schon ähnliche „Weihnachtsfeiern", bei denen gesungen, musiziert und gespielt wurde, doch sie vollzo gen sich eher vor einem karitativ gefärbten Hintergrund. Der heute im Lande praktizierte Stil der österreichisch-bayrischen Adventsin gen hat unverkennbar seine Anregung in dem von Tobi Reiser sen. vorgezeichneten Salzburger Adventsingen erhalten. Die Fülle an weihnachtlichem Liedgut und viele damit verbundene Spielgedanken verlocken freilich „alle Jahre wieder" zum Aus- und Umbau der Programme. Hoffentlich droht diesem Neu brauch von dieser Seite her nicht der Verlust seiner Tiefe durch allzu üppige Überladung mit Szenen, sowie Dekorations- und anderem Aufwand, dem rechtzeitig entgegengewirkt werden sollte. Es wäre schade um einen Weg, auf dem in nur wenigen Jahren soviel Alois Greil (1841—1902), Das Hirtensingen, Feder laviert, bez. links unten: A. Greil 1885, Abbildung In „Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild", 1886—1902, Band Niederösterreich 1888, S. 217. — Foto: Franz Gangl Marionettenfigur „Landlergeiger", Holz, mit Stoff bekleidet, Schloßmuseum Linz, II. Stock, Raum 8. — Foto: Franz Gangl 30

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