Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 4, 1984

Musik bei einem Schützenmahi in Bad Geisern mit Harmonika, Seiteipfeifern, Trommler und Zieler. — Foto: Arctiiv Vi ieren sind. Nach altem Herkommen erklingen zu Ehren aller Leopolde und Leopoldlnen des Ortes eine Reihe alter heimischer Volkswei sen. Der liebenswürdige Ständchenumzug nimmt seinen Anfang jeweils bei dem hoch über dem Markt liegenden Leopoldseck, wo hin sechs Männer, ausgerüstet mit Laternen und Blasinstrumenten, am Vorabend des Leopoldstages aufsteigen. Well nun schon alles auf Leopold abgestimmt Ist, revanchle ren sich die Namenstagskinder für die erwie sene Ehrung mit einem Nachtmahl für die Leopoldlbläser beim Wirt In der Nähe des Leopoldl-Marterls. Kaum woanders Im Lande findet der obderennslsche Landespatron Leopold eine so ausgiebige Verehrung an seinem Namensfest wie hier Im Salzkammer gut. Das Leopoldlschießen der Stachel- und Feuerschützen an der oberen Traun steht al lerdings nicht mit Leopold dem Heiligen, son dern mit Kaiser Leopold 1. In Zusammenhang und wurde 1664 zum ersten Male abge halten. Mit der Erwähnung von Schützengilden Im Salzkammergut ergibt sich zwingend auch der Hinwels auf die Seltel- oder Schwegelpfelfer. Ihnen fällt eine ganz besondere Auf gabe zu. Nicht nur, daß sie zu Mahl und Tanz des „Schützenmahles" aufzuspielen haben, wird Ihr Spiel auch auf dem Schießplatz selbst gebraucht. Abschluß eines jeden Schützenjahres bildet In den Wochen nach dem LIchtbratlmontag (erster Montag nach MIchell) das Schützen mahl. Da wird der Fahnibaum mit einem bän dergeschmückten Tannenwipfel als Festzei chen errichtet, Schießstände und „Panzer", wo die Scheiben aufgestellt werden, sind mit Blumen und Reisiggewinden festlich ge schmückt, ja selbst die Schützenhüte ziert noch der aus Rosmarin, Blumen und Immer grünen Blättern gebundene Buschen; ein un erläßliches Abzeichen auf jedem Schieß stand, beim Mahl und beim Tanz. Auch die Seltelpfelfer mit dem Trommler sind In glei cher Welse gekennzeichnet. Ihre Aufgabe Ist es, die Güte der Treffer auf den Scheiben durch ganz bestimmte Melodien anzuzeigen. Wenn der rot-weiß gekleidete Zieler den Schuß In seiner seltsam anmutenden, über lieferten Gesten- und Gebärdensprache mit geteilt hat, „übersetzen" dies die Pfeifer In gleichfalls festgelegte Schützenmelodien. Den Abschluß des Schießens bildet dann das eigentliche Mahl. In festlichem Zug begibt man sich Ins Gasthaus: Zieler, Seltelpfelfer und Trommler schreiten dem Schützenzug voran. Während des Mahles und zum an schließenden Tanz spielen ausschließlich die beiden Schwegler und der Trommler auf. Die Seltelpfelfer, die ja auch bei manch ande ren Anlässen zur Mitwirkung aufgefordert werden, sind für die Volkskulturlandschaft des Salzkammergutes diesseits wie jenseits des Pötschenpasses repräsentative „Leltflguren", die das Spiel, als auch Ihr schlichtes In strument untereinander auf die seltsamste Welse verbindet. Nicht zuletzt Ist es auch die Kenntnis einer Unmenge überlieferter Pfei ferweisen; Walzer und Märsche, grad- und ungradtaktige Landler, ja selbst Jodler und Ludler, die nur zu einem Teil aufgezeichnet 27

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