Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 4, 1984

Volksmusikfeste — Voiksmusikbräuohe Rudolf Fochier Vor rund zwei oder zweieinhalb Jahrzehnten setzte hierzulande ein sich merklich steigern des Interesse für heimisches Lied- und Musi ziergut ein. Eine Entwicklung, die sicherlich nicht allein aus der kurz zuvor aufgekomme nen Nostalgiewelle zu erklären war. Viel eher mochte es wohl der Wunsch sein, auch in der Welt der Klänge und Gesänge so richtig „da heim" zu sein. Doch wie meist, so hatte auch diese Erscheinung zwei Seiten. Begrüßenswert war, daß die bis dahin nur im engeren Familien- oder Freundeskreise wir kenden Gruppen nach und nach vor ein brei teres Publikum gerufen wurden. So konnte wieder auf mancherlei instrumentale Zusam mensetzungen, auf besondere Splelweisen und nicht zuletzt auf das bisher nur eben diesen Kreisen bekannte Lied- und Musizier gut aufmerksam gemacht werden. Einerseits hatte das Nachahmung zur Folge, anderer seits bildeten sich da und dort neue Gruppen, die später zum kulturellen Bestand in den Ge meinden geworden sind. Es mag überraschen, daß heute in Oberöster reich allein über tausend Volksmusikgruppen existieren, wobei die zahlreichen Blasmusik kapellen und Gesangsvereinigungen, die sich ja ebenso die Pflege des Volksliedes und der Volksmusik angelegen sein lassen, nicht mitgezählt sind. Aus dem Boden der Volksmusik — und mit diesem Wort ist immer Lied und Spiel ge meint — Ist ein respektabler Stamm empor gewachsen, der allerlei kräftige Zweige sprie ßen läßt. Eine gewisse Eigenständigkeit der Volksmu sik verrät sich unter anderem schon in den Bezeichnungen, mit denen sich Sänger und Musikanten bekannt und gleichsam wie durch eine „Hausmarke" unverwechselbar machen. Wer da Benennungen, wie Drei oder Viergesang, Sing- und Spielgruppe, Volksllederchor, Schulspatzen oder Gstanzlsänger, hört, der weiß auch, daß damit von vereinsmäßig konstituierten Chören, Quartet ten oder Sextetten älterer Prägung unter schieden werden soll, obwohl es auch unter den Scharen der Volksmusikanten Duos, Doppelquartette, Bauernsextette, Chorgemelnschaften und Liedertafeln gibt. Freilich, die gemütlich klingenden „. . . hofener Dirndln" oder „. . . Buam", Geschwister oder Brüder X, der „Familiengesang", bezeichnen derweise die Sängerrunde des Hauses oder Ortes . . . überwiegen weitaus die strenger anmutenden Vereinsnamen und der mit ih nen verbundenen Formen. Max Kislinger (1895—1983), Aquarell mit Ausschnitten von Schützenscheiben aus Windischgarsten, im Bild Darstellung einer Tisch- und Tanzgesellschaft in bäuerlicher Tracht. Drei Landlergeiger spielen zum Tanz auf. Nachlaß des Künstlers in der Kisiingerstube des Innviertier Volkskundehauses Ried im Innkreis Reichlicher erweisen sich sogar noch die Be zeichnungen für Instrumentalgruppen, unter denen — alphabetisch angeführt — etwa fol gende gebräuchlich sind: Bauernmusi, Do nautaler (oder andere) Musikanten, Flügelhorn-Duo, Gelgenmusi, Gitarre-Duo, Hausmusik, Klarinettenmusik, Landlergrup pe, Landlergeiger, Saitenmusi, Schwegelpfeifer, Spielgruppe, Spielmusik, Stubenmusl, Tanzimusi, Zitherduo und noch manch an dere; unter ihnen die Arien- und Hochzeits bläser, die Maultrommelspieler und Jagd hornbläser, nicht zuletzt Hackbrett- und Harmonikaspieler. Sie alle sind aus dem oberösterreichischen Volksmusikleben nicht wegzudenken. Was anfangs nur in losen Bindungen, statu tenlos zusammen sang und musizierte, ist seit einiger Zeit in einer Art Interessenge meinschaft, nämlich in der „Landesarbeits gemeinschaft für Volkslied, Volksmusik, Volkstanz im oö. Volksbildungswerk", zusam mengefaßt worden. Das mit derart beachtlichem Erfolg für die Be schäftigung mit heimischer Volksmusik ge weckte Interesse löste allerdings auch in den Reihen der bloß Zuhörenden eine gesteigerte Nachfrage aus. Leider schlug das nicht im mer zum Vorteil des Musikgutes aus, denn so manche liebhaberische Runde, der die ern ste Absicht zunächst nicht abzusprechen war, geriet wegen der ständigen, übermäßi gen Inanspruchnahme unversehens In den zwitterhaften Zustand eines Halbprofis. Nach und nach trat die anfängliche Volksmusikpfle ge In den Hintergrund. Aus Singen, Spielen und Tanzen wurde bald Vor-Singen, VoritytjhLJckm, ich nwr-ttn^ tde ^ule^dk ^cundel cu^dm. 23

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