Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 4, 1984

Gruppenaufnahme nach einer Aufführung von Joseph Haydns Oratorium „Die Jahreszeiten" 1932 in Eferding unter Leitung von August Kubizek senior. Foto im Besitz von o. Hochschulprofessor Augustin Kubizek gendfreund" (L. Stocker-Verlag, Graz, Stutt gart) beschreibt Kubizek in sehr ehrlicher und Informativer Weise die schweren Jahre der Vorkriegsepoche im sterbenden Kaiserreich in Wien. Kubizek hat aus dieser Begegnung und ehrlichen Freundschaft mit Hitler im Drit ten Reich keinerlei Kapital geschlagen, dafür hat sie ihm nach dem Zweiten Weltkrieg schwer geschadet. 1912 hat Kubizek mit schönem Erfolg an der Wiener Musikakade mie sein Studium als Kapellmeister abge schlossen und ging nach Marburg an das städtische Theater als 2. Kapellmeister. Lei der wurde seine erfolgversprechende Karrie re durch den Ausbruch des Ersten Weltkrie ges unterbrochen. Nach dem Krieg, da alle Provinztheater geschlossen waren, fand er kein Engagement, ja nicht einmal eine Stelle als Bratschist in irgend einem Orchester. Kubizek heiratete eine vorzügliche Musikerin, die die Staatsprüfung in Violine abgelegt hatte. Beide unterrichteten an der Musikschu le Kayser In Wien. Zuletzt führten sie eine eigene Musikschule. Die Zeiten aber waren schlecht, für Musikunterricht hatte man da mals kein Geld, und so lebten sie nicht sehr üppig, denn Kindersegen hatte sich auch be reits eingestellt (Augustin 1918). Vater Kubizek hatte inzwischen sein Tapezie rergeschäft in Linz verkauft und erwarb eine Landwirtschaft in Fraham, nahe Eferding. In Eferding gab es damals einen Bürgermeister namens K. Vogl, der bei der Ausschreibung der vakanten Stelle eines Gemeindesekre tärs zur Bedingung machte, daß der Bewera ber ein Musiker sein müßte, der sich auch um das Musikleben der Stadt zu kümmern hätte. Kubizeks Mutter beweg den Sohn sich um diesen Posten zu bewerben. Er wurde unter 38 Anwärtern genommen. Ein Glück für die Stadtl Denn Kubizek leitete nicht nur die Blas musikkapelle, sondern er gründete auch ein Streichorchester und hatte somit ein Sym phonieorchester, mit dem er in der Folge Kon zerte mit anspruchsvollem Programm veran staltete. Selbstverständlich unterwies er auch die musikfreudigen Eferdinger im Instrumentälunterricht. Seine Gattin hatte einige promi nente Schüler wie Fridolin Daliinger und Wolfgang Wallisch. Zu den begabtesten Schülern der Eltern Kubizek aber gehörten ihre Söhne Augustin und Karl. Augustin, 1918 noch in Wien geboren, ging ebenso den langsamen Weg Bruckners und Davids und anderer Oberösterreicher. Natür lich schenkte ihm zunächst sein Elternhaus, wie konnte es anders sein, die wesentlichen Früherlebnisse in der Musik. Kammermusik abende, bei denen Mutter Kubizek Violine spielte, Vater die Bratsche und der Freund des Hauses Josef Dallinger (der Vater Frido lins) Violoncello. Der kleine Augustin kam als Sängerknabe nach Seitenstetten, wo er jene wichtigen, elementaren und zukunftsbestim menden musikalischen Eindrücke und Erfah rungen erhielt, aber auch er wurde zunächst Lehrer. Neben der Lehrerbildungsanstalt in Linz studierte er beim Domkapellmeister Franz Xaver Müller, einem Bruckner-Schüler, Musiktheorie. Bald schon bewies er musikFotoporträt von August Kubizek senior Jm Besitz von Paula Kubizek. Die Schriftleitung dankt der Familie für dieses dokumentarische Bildmaterial pädagogisches Talent mit einer Junglehrer gruppe, mit der er sogar Konzertreisen nach Wr. Neustadt und Budapest machte. Das Konzert fand am 12. 3.1938 statt, als die deut schen Truppen in Österreich einmarschier ten, was ihn und seinen Chor zur sofortigen Rückkehr zwang. Im selben Jahr bekam Au gustin eine Stelle als Lehrer in Eferding, spä ter im nahen Alkoven. Es folgten die schwe ren Jahre des Krieges, aus dem er erst im Dezember 1945 heimkehrte. Anfang 1946 un terrichtete er wieder in Alkoven, wo er eine aus vier Bläsern bestehende Gruppe binnen kurzer Zeit zu einem vorzüglichen Blasorche ster machte, mit dem er in Linz sogar einen 1. Preis erhielt. Daneben studierte er Gesang bei Auer-Weisgerber und Schulz am Bruck nerkonservatorium in Linz und legte die Staatsprüfung ab. Zu dieser Zeit widmete er sich gemeinsam mit Helmut Eder dem Theo riestudium bei Schiff (senior). 1948 wurde er wieder Lehrer in Eferding und setzte nun die Tradition seines Vaters fort: Er leitete das Or chester mit viel Schwung und Erfolg und un terrichtete mehrere Fächer an der Musik schule. 1952—54 pilgerte er wie Bruckner nach Wien, zwar nicht mit dem Schiff, son dern mit dem Motorrad, um als Gasthörer bei Alfred Uhl Komposition zu studieren. Da ein Vollstudium neben seiner Tätigkeit als Lehrer nicht zu bewältigen war, ließ er sich mit der gleichen bedächtigen Vorsicht wie Bruckner vorerst vom Schuldienst beurlauben, um nun als ordentlicher Hörer sein Studium an der Wiener Musikakademie zu vollenden (Kapell meisterschule bei H. Swarowsky). 1956 legte er noch das Diplom in Gesang bei Ferdinand Großmann ab, der die Talente Kubizeks früh erkannte und immer gefördert hat. Schon im selben Jahr erhielt er einen Lehrauftrag in Wien für Opernchor und Gesang. 1958 kam er in die Abteilung Schulmusik mit dem Fach Gesang und musiktheoretischen Fä chern. Es folgten Tätigkeiten bei den Wiener Sängerknaben als Leiter des Nachwuchs chores. 1966 gründete er die Wiener SchützKantorei und führte das Ensemble zu vorzüg18

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