Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 4, 1984

Das Phänomen der Musikstadt Eferding Heinrich Gattermeyer Es ist tatsächlich überraschend, daß mit einer so kleinen Stadt von kaum 4000 Einwohnern, wie Eferding, urplötzlich im 20. Jahrhundert so viele bedeutende Musikernamen verbun den sind: Johann Nepomuk David und seine Söhne Thomas Christian (Komponist und Di rigent in Wien) und Lukas (Geigenvirtuose in der BRD), die Komponisten Augustin Kubizek (Hochschuie für Musik, Wien), Heimut Eder (Mozarteum Salzburg), Fridolin Daiiinger (Linz, Pädagogische Akademie der Di özese Linz), die exzellenten Musiker Wolfgang und Leonhard Waiiisch (ORF-Orchester Wien), Karoiine Auer (Gamerata academica, Salzburg), Christine Schwarzbauer (Wiihering, Brucknerorchester Linz), Andreas Schnee (Eferding, Taientförderungsprämie des Landes Oberösterreich für Musik 1981) und andere, um nur einige Namen zu nennen. Die Recherchen nach dem „Warum?" waren für mich spannend wie ein Kriminalroman. Eine solche Kumuiierung von bedeutenden Musikern konnte kulturhistorische, geogra phische, wirtschaftliche und politische Ursa chen haben. So habe ich zunächst die histori sche Bedeutung der Stadt untersucht. Steinzeitiiche und keltische Siedlungen sind in Eferding nachweisbar, eine römische Ko horte hatte dort ihr Lager aufgeschlagen, im Nibelungenlied wird berichtet, daß Kriemhiid in Eferding auf ihrer Reise in das Hunneniand genächtigt hat. im frühen Mittelalter waren die Träger der Kultur die Klöster und die Für stenhöfe. 1222 wurde Eferding bereits zur Stadt erhoben. 1367 erwarben die Schaunberger von den Passauer Bischöfen die Stadt; nach dem Aussterben der Schaunberger folgten die Starhemberger, denen noch heute das Eferdinger Schloß gehört. Aus dem Schloß Eferding, Lithographie, um 1835, 00. Landesmuseum, Graphische Sammlungen, Inv. Nr. OA I 50/1 kulturellen Leben dieser alten Kleinstadt im Mittelalter ist wenig bekannt, es darf aber an genommen werden, daß die nahegelegenen Klöster einen starken Bildungseinfluß auf die Stadtbewohner ausgeübt haben; Stift Wilhering 20 km entfernt, Engelszell 34 km, Krems münster 39 km. Die Stadt Wels 22 km und die Landeshauptstadt Linz 26 km, für die damals reiseerprobten Menschen keine allzu großen Entfernungen. In diesem Bereich haben die Minnesänger Dietmar von Alst, Der von Kürnberg und Tannhäuser gewirkt. Der Meister singer Hans Sachs weilte in Wels, sein Schü ler Paulus Freudenlechner hat 1604 dem Magistrat von Eferding ein Danklied auf Weihnachten „. . für alle empfangene gutund wohltaten" gewidmet. Der Astronom Jo hannes Kepler heiratete in zweiter Ehe 1619 die Eferdinger Bürgerstochter Susanne Reu tinger. Paracelsus weilte längere Zeit bei sei nem Freund Johann von Brandt, dem Efer dinger Stadtpfarrer, und schrieb dort seine Abhandlung „Entstehung und Heilung von Steinkrankheiten". Immerhin Belege dafür, daß in Eferding namhafte Persönlichkeiten ' , • *itt ' V *"■ 15

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