Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 4, 1984

manchen seiner ganz klobig gebauten male rischen Frühwerke, Er erlernte den Schlosserberuf, war in dieser handwerkiichen Sparte nach Kriegseinsatz und englischer Gefangenschaft längere Zeit tätig — und — entdeckte im Alleingang seine Berufung (für ihn übersetzt: Hingabefähig keit) zur bildenden Kunst, zur Malerei, zum Vexierspiel mit der Farbe. Man kann seine Entscheidung, die Freizeit für aktive Betäti gung in der Kunst zu opfern, ais idealistisch einschätzen, aber in der Motivation und deren Bewegkraft ist sie doch als ein Ent schluß zur Selbstverwirklichung zu werten. Seine Trag- und Beiastungsfähigkeit im Brot beruf und als Familienvater war in seinen zä hen Willen einbezogen. Mit dem Besuch der Kunstschule der Stadt Linz, zunächst in Abendkursen, später als Hörer und Schüler von Prof. Herbert Dimmel, gewann er die Möglichkeit, sich das handwerkliche Rüst zeug anzueignen. Die künstlerische Beein flussung durch den Lehrer hielt sich in Gren zen, obwohl der kompakte malerische und kompositionstechnische Kanon des Malers Dimmel über den Lehrer Dimmel sich seinen Schülern wirkungsvoll aufdrängte. Er wirkte nicht so sehr schulebildend, als vielmehr stimulant prägend auf Häupl, dessen damalige Sehnsucht nach großen Vorbildern zwischen einem Gezanne und der kurzen fauvistischen Periode eines George Braque hin und her schwebte. Später warder kubistische Braque sein „Inbild" einer absoluten Malerei. Der hö here Anspruch für das eigene Schaffen war also gegeben, der sensitive Anreiz wirksam, die Erlebniszone für die gestaltende Phanta sie greifbar nahe abgesteckt. Landschaften, Tiere, Stilleben, die Weit der kleinen Dinge boten sich an. Mit dem beruflichen Wechsel als Folge eines neuen Angebotes schien sich der Schwerpunkt Malerei auch lebensreali stisch zu festigen: Er kam in eine wichtige technische Abteilung des Linzer Landesthea ters — als Maler, ein dem Bühnenbild ver pflichteter Theatermaler! Er wurde Vorstand des Malersaales und innerlich „mitschwin gend" — vom Bühnenzauber auch hinter den Kulissen berührt — ein besessener Theatermensch! Durch seine Geschicklichkeit im Disponieren der wichtigen bühnenbildnerischen Vorarbei ten, seinem enormen Fleiß und das verstän dige Mitgehen mit den Ideen der Bühnenbild ner wurde er zu einem nicht mehr wegzu denkenden Mitglied des Theaterensembies. Aber erschlug nicht der nachproduzierende Theatermaler im Engagement den gestalten den Maler im freien Schaffensprozeß? Die impetuose Handschrift, und damit die starke, wenn auch unausgegorene Bewältigung der Fläche durch die für Häupls frühere Ölbilder so charakteristischen dunkeltönenden Farb bailungen, löste eine mehr in die Breite gezo gene malerische Erzählweise ab. Diese voll zog sich allerdings in einem mehr vordergründigen Duktus. Die Landschaften weisen, bei allen sensiblen linearen Veräste lungen, einen zwar noch immer dunkel ein getrübten, dekorativen Flächengianz auf, der an die vereinfachten Abbreviaturen der fran zösischen Fauvisten erinnert, sind aber in der Wirkung deutlich abgeschwächt. Immer stär ker entfaltete sich dagegen der Graphiker Häupl. Man kann seine Lithographien als Höhepunkt seines Schaffens ansehen. Ent scheidend für diesen Schwerpunktwechsel war vielleicht der Besuch der Salzburger Sommerakademie. Originalität der Einfälle paart sich hier mit klarem, formalem Aufbau und einer beachtlichen technischen Fertig keit. Die Persönlichkeit des Lehrers Siavi Soucek war für Häupl ein starker Faktor für die sichere Beherrschung der handwerk lichen Technik zur Umsetzung des graphi schen Materials in eine immer ausgeprägtere künstlerische Eigensprache. In seinen Farblithos, Holzschnitten und Aquarellen macht sich oft eine merkwürdige Mischung von Hu mor, kauziger Grübelei und hintergründiger Melancholie bemerkbar. Die Symbolkraft sei ner Motive wirkte überzeugend auf die Vor stellungsphantasie des Beschauers und trug viel zum Erfolg in Ausstellungen bei (etwa in der Galerie Forum 67; Galerie der Hypothe kenanstalt in Linz; Galerie St. Erhardt, Salz burg; Grüne Galerie, Kiagenfurt; Galerie der Staatsdruckerei, Wien; Galerie der Universi tät Innsbruck; Galerie Malkiste, Berlin). Diese immer stärker betonte eigenschöpferische Al ternative zum Bühnenmaler unterstrich im mer mehr die vielseitige Gesamtpersöniichkeit Josef Häupls. Dazu kam auch der vielfach geglückte Sprung vom Bühnenmaler zum Bühnenbildner (u. a. im Linzer Landes theater, Linzer Kellertheater und Studiobüh ne Linz). Der dienstfreudige Geist Häupls am Werk bewies auch hier seine Umsetzungsfä higkeit. Nach all den aktiven Jahren unter brach eine Krankheit den spannenden und angespannten Rhythmus. Der Künstler zog sich in seine einsame private Sphäre zurück. Von seinem Lebensauftrag galt es noch die letzte Klärung, Vereinfachung und Verdich tung zu vollziehen. Zurückgezogen in seinen Garten, pflegend sich seinen Blumen wid mend, in seinem Atelier zur alleinigen Aus sprache mit seiner geliebten Kunst bereit, schuf Häupl ein schmales und doch gewichti ges, ganz auf sich selbst bezogenes Spät werk. Objekte und Motive sind die gleichen geblieben: Landschaften, Häuser (beschei den in die schlichte Biidumwelt und schein bar am Rande eingebaut), Tiere und immer wieder Blumen. Eine bukolische Welt tat sich für ihn auf. Aus dem früheren expressiv ange hauchten und teilweise konstruktiv durch dachten Bildwerk wurde ein idyllisch empfun denes, aus der Impression empfangenes Dekorium. Ein Hoizschnittzyklus erinnert noch in etwa an frühere herb aufgebrochene Bildstrukturen, die kleinformatigen Ölbilder und vor allem die Aquarelle dokumentieren einen ergreifend schönen lyrischen BildEpilog eines reichhaltigen Schaffens, dessen große, stille Flamme im hohen Sommer erlosch. Josef Häupl, Blaue Blume, Farblithographie, sign. u. datiert J. Häupl 72, 54 X 44 cm 12

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