Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 4, 1984

Eine große stille Flamme erlosch Zum Gedenken an Josef Häupl Wilhelm Koller Zur ersten Kollektivausstellung Josef Häupls Im Mai 1960 In der Galerle Kllemsteln stand Im Einladungsprospekt zu lesen: „Fromm-gläubiges Dasein wählt nur Dinge und Sujets, die den Wert des Lebens garan tleren. Die Bilder malt er an Sonntagen und Feierabenden. Seine Malerei lebt aus from mer Dankbarkelt gegenüber dem Geschick und gläubiger Haltung gegenüber dem Men schen. Darin liegt aber die Gefahr seines künstlerischen Wandels, — leicht verkehrt sich die Dankbarkelt gegenüber dem Dasein In passive Lebenshinnahme und die Gläubig keit an den Menschen In eine Toleranz aus Furcht vor dem Nächstenl Eine Ahnung der negativen Selten des Ge sagten Ist aus den Bildern Josef Häupls deut lich spürbar. Seine Landschaften haben neben einer ge wissen paradiesischen Stimmung auch Im mer etwas von einem Friedhofsflecken an sich. In seinen Stilleben wird das Zurückzu cken der Farben voneinander spürbar, was oft der Malerei den Anschein gleichgültiger dekorativer Wirkung eindrückt. Doch man soll sich davon nicht täuschen lassen. Häupls zäher Lebenswille weiß die Formen durch eine stark ausgeprägte Kontur, die zugleich Abgrenzung und Verbindung Ist, In gehaltvol le Beziehung zu setzen. Das schönste Bei spiel hIefür Ist das Bild mit dem geschlachte ten Huhn. Häupls duldsamer Charakter, der In seinem opfervollen Geschick die wertvoll ste Kraft darstellt, kommt In dem oben ge nannten Bild zwingend zum Ausdruck. Die andere Seite aber, die Seite des Lebenstrot zes nämlich, tritt uns oft düster anmutend In seinen Landschaftsbildern entgegen. Zu sammengedrückt die Bäume, blockhaft, wehrhaft die Häuser, der Boden Immer schwingend. Es besteht für den ernsthaften und wohlwollenden Beschauer kein Zweifel darüber, daß trotz jener Selten an Häupls bis her Geschaffenem, die uns seine Problema tik zeigen, Häupl als eines der zukunftsträch tigsten Talente unseres näheren Kultur kreises geachtet werden muß." Diese mitschwingende Begeisterung, In einer für Kllemsteln so bezeichnenden über schwenglichen Form zum Ausdruck ge bracht, spricht für das Intensive Nahverhält nis des heute schon legendären Galeristen zu seinen betreuten Künstlern. Im Falle Häupl-Kllemsteln lag auch eine menschliche Gesinnungsverwandtschaft vor: beruhend auf Lauterkeit und unbezwelfelbarem Echt heitsanspruch. Das Ergebnis war ein Erfolg dieser Erstausstellung bei Publikum und Presse und damit ein aufgestoßenes Tor zur Öffentlichkeit für den überbescheidenen, sich selbst versteckenden Künstler. Das Le ben hat Ihn allerdings nicht verwöhnt und Ihn spartanisch zur Ausdauer, Beharrlichkeit und Genügsamkeit erzogen. Geboren am 6. Jän ner 1926 In Pram, nahe dem Innviertel, wurde er schon von frühauf In eine Landschaft ge pflanzt, die Ihn In urwüchsiger Lebensfreude und Sinnlerlust — bei Ihm allerdings schweigsam nach Innen gekehrt — aufwach sen ließ. Man spürt die, wenn auch andersge artete, Erdnähe zu Blllinger und Kubin In Josef Häupl bei der Arbelt Im Malersaal des Landestheaters Linz. Foto: Martin Schlndelar ! 1 11

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