Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 3, 1984

Abschied Was blüht denn da? Es liegt der Berg in einer Wolkenwiege und Nebel brauen Schwaden über Wald und Feld. Wie farblos und wie unstet alle Dinge sind — und stille Trauer auf die müde Erde fällt. Es nieselt fein, ein welkes Blatt streift meinen Fuß. Verlassenheit, ein tiefes Schweigen ringsumher. Es ist wie Abschied ohne einen kleinen Gruß — ein Weg, der endlos scheint und ohne Wiederkehr. Spätherbst Was müde ist und fällt nimmt Mutter Erde auf. Das Blatt vom Baum den Kern der Frucht birgt sie in ihrem Schoß. Um so nach ewigem Gesetz Erfülltes zu beenden. Jedoch es ist nicht tot — wird nur verwandelt. Es stirbt, um wieder aufzustehen. Denn Einer, der es fügt, in dessen Händen alles liegt E r wird es auch vollenden. Mit wachen Augen die großen Wunder der kleinen Dinge sehen — damit es in uns hell bleiben kann in einer dunklen Welt. Krokus Frühlingsboten — kleinen, weißen und lila Flammenzungen gleich brechen Blütenkelche aus frischgrüner Erde. Jeder Kelch hütet orangefarbene Lichtstrahlen. Schmale Blätter recken sich empor lanzenartig — als Wächter berufen zum Schütze dieses lieblichen Wunders. Worte ohne Laut, dennoch das Ende des Winters verkündend. Erste Zeichen, daß der Frühling mit behutsamen Schritten die wartende Erde betreten hat. 93

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