Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 3, 1984

Es hat schon was auf sich, daß die Linzer stolz auf ihre „grüne Stadt" sind. Daß sie sich über das Pflanzenkleid freuen, das Linz nicht nur mit einem Grün gürtel umschließt, sondern das auch netzartig zwischen dem Häusermeer und den Betileben lebt und gedeiht. Das ständig durch fleißige und kundige Hände weitergewoben wird und das bei der Bevölkerung „in" ist. Linz ist eine grüne Stadt. Sie hat für jeden Linzer vom Baby bis zum Großpapa rund 250 Qua dratmeter Grünfläche anzubie ten. Denn von den rund 96 Qua dratkilometern Stadtfläche sind 55 Prozent — also mehr als die Hälfte — Grünland. Das viele Grün kommt nich von ungefähr. Grün hat in und rund um die oberösterreichische Lan deshauptstadt Tradition. Schon Benedikt Pillwein schwärmt in seiner 1824 erschienenen „Geschichte der Stadt Linz" sei tenlang davon. Vom Standplatz Jägermayrhof aus schildert er etwa folgendes: „Wendet sich das Auge in gerader Richtung vorwärts, oder zur Rechten der Donau, so übersieht man eine ungeheure reizende Ebene mit Auen, Wäldern, Gär ten und Flecken vermischt, wobei sich die Spielberger-, Steyregger- und Strasserauen herumkrümmen. An diese gren zen sodann die benachbarten Gehölze: das St.-PeterScharlinzer-, Leondinger-, Ab decker-, Fuchs-, Niederharteroder Stockholz etc., unweit denen hierauf der Senklische Garten der Garten des k. k. Rechnungsrates, Herrn Jakob Weppel in der Harraß, der Gar ten vom Bergschlößl, und end lich jener der Kapuziner entwe der ihre schmackhaften Früchte dem lüsternen Gaumen, oder ihren Blumenschmelz dem haschenden Auge darbieten." Hanns Kreczi weist in seinem Buch „Linz, Stadt an der Donau" ebenfalls nach, daß Linz schon in früheren Jahrhunderten viel Grün hatte. Auch gepflegtes Grün. 1722 entstand der erste öffentliche Park mit Maulbeer bäumen vor dem Landhaus auf der Promenade, und auch bei 250 Quadratmeter Grün für jeden Linzer 64 Hektar Kleingärten — 23 Baumraritäten — Naturschutzgebiet mitten in der Stadt i iiP Schöner städtischer Laubwaldhestand nördlich der beliebten Pferdebahn promenade in Magdalena. Foto; Presseamt/Lemmerer der Martinskirche wird eine Anlage mit Bäumen und Bän ken erwähnt. Grünanlagen als Lungen der Stadt wurden dann auch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhun derts angelegt. 1883 begann die Ausgestaltung des Freinberges, 1885 die des Bauernberges. 1884 wurde der Hessenplatz begrünt, 1893 begann die Erschließung der Gugl. 1885 bereits wurde ein eigener Stadtgärtnerposten geschaffen. So damals. Und heute? Heute wird Grün mit System gehegt und gepflegt. Von der Stadtverwaltung und von der Bevölkerung. Von Institutionen, Vereinigungen und von den Kleingärtnern. Großflächig ist das Gartenamt der Stadt Linz unter Führung von Stadtgartendirektor Ing. Si gurd Lock für alle Grünflächen, Wälder, Schulgärten, Park anlagen, Straßenbegrünungen, für den Botanischen Garten und auch für die Brunnen zuständig. In der Beratung auch für die Friedhöfe, die auch zu den grü nen Inseln zählen. Und für vieles mehr wie zum Beispiel für die Gärten der Tagesheimstätten und für die Spielplätze, von denen es in Linz übrigens 83 gibt. die allein eine Fläche von rund 350.000 Quadratmetern haben. „Unsere Arbeit beginnt rund um den Pichlinger See und endet auf dem Pöstlingberg", erklärt Ing. Lock. „Unser Bemühen aber ist es auch, in der Bevölkerung die Beziehung zum Grün zu vertie fen und Verständnis für sorgsa men Umgang und für liebevolle Pflege zu wecken." Persönlich wünscht sich der Stadtgartendi rektor, daß auch die Betriebe auf ihren freien Flächen mehr in Richtung Grün machen. Die Stadt Linz hilft dabei gerne mit. Wie sie auch Vereinen und ande ren Institutionen, die an Auffor stungsaktionen interessiert sind. Bäume und Pflanzen kostenlos zur Verfügung stellt. Neben der Pflanzung von Bäu men und Sträuchern und natür lich auch deren Pflege hat das Gartenamt allein im heurigen Frühjahr 115.000 verschiedene Blumen wie Veilchen, Tulpen, Narzissen und andere hübsche Freudenbringer gepflanzt. Die Stadtverwaltung ist aber auch daran interessiert, daß die Kleingärtner und solche, die es noch werden wollen — ihrem schönen Freizeithobby nachge hen können. Über 64 Hektar Fläche werden jetzt schon von Kleingärtnern liebevoll betreut, die Nachfrage beim Kleingarten verband ist dennoch sehr groß. Ebenso ein Anliegen ist der Stadt Linz aber auch der Schutz selte ner oder ihrer Eigenart wegen besonders wertvoller Bäume oder Baumgruppen. Im Stadtbe reich stehen derzeit 23 „Naturra ritäten" unter besonderem Schutz, in nächster Zeit sollen 20 weitere Bäume dazukommen. Erwähnt soll abschließend aber auch werden, daß das grüne Linz seit 1982 mit dem sogenannten „Königsweg" (Urfahrwänd) ein Naturschutzgebiet hat. Es ist nur 1,2 Kilometer vom Rathaus ent fernt. Keine andere Stadt kann mit so einer glücklichen Fügung aufwarten! „Es grünt so grün, wenn Linzer Blüten blühen . . .", würde Eliza Doolittle im Musical „May Fair Lady" schmettern, würde sie Linz kennen! 88

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2