Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 3, 1984

Bücherecke reiche wissenschaftliche Dokumentation als vor züglich ausgestattetes Buch präsentiert. In einem lebendig geschriebenen Textteii wird der interessierte Leser über den Lebensweg und das künstlerische Schaffen eines lokalen Bildhauers des 18. Jahrhunderts im sogenannten Rupertiwinkel informiert. Ein reichhaltiger Abbiidungsbiock ermöglicht eine eingehende optische Beschäfti gung mit dem Thema. Der Fachmann findet einen exakt gearbeiteten Werkkataiog mit den urkundlich gesicherten, zugeschriebenen, verschollenen und vernichteten und fälschlich zugeschriebenen Wer ken sowie einen entsprechenden Anmerkungsap parat vor. Dem Verlag ist es zu danken, daß er diesen wissenschaftlichen Text vollinhaltlich auf genommen hat. Der Charakter der Publikation als „Geschenkbuch für jeden Heimatfreund" wird da durch nicht beeinträchtigt. Wir haben dieses Buch in die Bücherecke unserer Zeitschrift aufgenommen, da es eben auch für österreichische Heimatfreunde interessant ist. Johann Georg itzfeidner erwarb 1728 das Bürger recht der Stadt Tittmoning (an der Salzach gele gen). Sein Werkschaffen konzentrierte sich auf den Rupertiwinkel, das ist jene oberbayerische Land schaft an Saalach und Saizach, die bis 1816 zum Erzbistum Salzburg gehörte. Seine Werkstatt strahlte aber auch auf den saizburgischen Fiachgau und Tennengau aus. Es sind durchwegs kirch liche Werke, die er schuf: Altäre und Altarfiguren, Tabernakel, Kanzeln, Grabdenkmäler, liturgische Geräte usw. Seine Auftraggeber waren nicht Feu dalherren, sondern Pfarrherren von Landkirchen, Bruderschaften, begüterte Bürger und das Bene diktinerstift Michaelbeuern. Salzburgische Ortschaften, in denen Werke von Itzifeldner zu betrachten sind: Michaeibeuern, St. Georgen, Unterreching, Oberreching, Arnsdorf, Maria Bühel, Salzburg, Wagrain, Pfarrwerfen, Ze derhaus, St. Koioman in der Taugi (pol. Bezirk Hai lein), Buchberg (pol. Bezirk St. Johann im Pongau). Für oberösterreichische Kunstfreunde ein Hinweis auf Ostermiething (Bruderschaftsaltar in der Pfarrkirche). Bewußt gemacht wird in diesem Kunstbuch die breite Streuung der Barockpiastik, wie auch Barockmaierei bis in die verborgensten Fiiialkirchen. Wir würden uns wünschen, für ländliche österrei chische Barockwerkstätten ähnliche Publikationen zu bekommen. So gab es zwar vor 10 Jahren eine Schwanthaler-Ausstellung, eine Monographie über die Schwanthaler, zumindest über Thomas Schwanthaier, ist immer noch ausständig. Leopold Prinz von Bayern 1846—1930. Aus den Le benserinnerungen. Hrsg. V. Hans-Michaei u. Ingrid Körne.r — Regensburg: Verl. Friedrich Pustet 1983, 342 Seiten, davon 32 Bildseiten, Ladenpreis S 310.40. Lebenserinnerungen (Memoiren), Briefe und Tage buchaufzeichnungen historischer Persönlichkei ten besitzen für die Geschichtsforschung- und -Schreibung einen hohen Stellenwert. Sie vermit tein ein lebendiges Geschichtsbild, bringen uns die Vergangenheit menschlich nahe. In jüngster Zeit erfährt in Österreich besonders die Habsburger-Literatur ein starkes Publikumsinter esse. Deshalb wird auch die Lektüre der Lebenser innerungen eines Witteisbachers, der mit den Habsburgern familiär eng verbunden war, hierzu lande interessieren. Leopold Prinz von Bayern war durch die Heirat mit Erzherzogin Gisela Schwie gersohn von Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Eli sabeth. Als Oberbefehlshaber an der Ostfront seit 1916 war er eine Schiüsselfigur des Waffenstill standes von Brest-Litowsk, der am 15. 12. 1917 un terzeichnet wurde und auch für Österreich im Zu sammenbruch des Ersten Weltkrieges eine Atem pause, einen Hoffnungsschimmer brachte. Als Zi vilist begann er 1922 mit der Niederschrift seiner Lebenserinnerungen. Sein Enkel Eugen Prinz von Bayern hat diesen Nachlaß treu behütet und ihn schließlich in Bearbeitung erfahrener Historiker zur Veröffentlichung freigegeben. Leopold Prinz von Bayern war nicht unmittelbar ein homo poiiticus, eher ein Diener des Staates als ein Beweger. Er besaß jedoch eine scharfe Beobach tungsgabe und eine große Liebe zu seiner Familie, ihren Traditionen und ihrer Geschichte. Diese Emo tion dürfte ihn bewegen haben, als nach der Revo lution 1918/19 sich auch in München ein totaler Um bruch vollzogen hatte, seine Erfahrungen und Erin nerungen festzuhalten. Es spannt sich in diesem Buch ein weiter Bogen vom biedermeieriichen München bis in die unruhevolle Zeit nach dem Er sten Weitkrieg. Der alte Wittelsbacher, preußischer und bayrischer Generaifeidmarschali, bezieht zu den politischen Ereignissen seiner Zeit eine ge naue Stellung, bleibt in seiner Kritik jedoch stets vornehm-zurückhaltend. Seine Person rückt er nie in den Vordergrund. Liebenswert sind seine ganz privaten Lebenserinnerungen, die Schiiderungen aus dem biedermeierlichen München, vom Für stenhof in der Residenzstadt mit seinem Zeremo niell und dennoch bürgerlichen Bescheidenheit. Zum Verständnis der monarchischen Gesellschaft sordnung kann viel die Beschreibung der Erzie hung und Ausbildung in seinem Eiternhaus beitra gen. Bemerkenswert ist die Biidausstattung dieses Bu ches mit vielen Erstveröffentlichungen. O. W. Michael Stanic: Dalmatinisches Reisebuch. Portrait einer europäischen Stadtiandschaft. — München — Zürich: Verl. Schnell & Steiner 1983, 204 Seiten mit 55 Abb., davon 16 in Farbe, sowie viele Plan Skiz zen, Ladenpreis S Für alle jene, die in unseren Städten mehr sehen als Agglomerate mehr oder weniger wertvoller Bauten mit oder ohne Sternchen im Reiseführer, wer in den Städten die Kontinuität menschlichen Schaffens, die Veränderungen der räumlichen, so ziologischen, kultureilen und wirtschaftlichen Be dingungen sucht, dem öffnet das „Dalmatinische Reisebuch" von Michael Stanic einen fundierten und sehr lebendigen Blick in die Geschichte der elf wichtigsten Städte des dalmatinischen Küstenlan des. Allerdings werden in diesem „Portrait einer europäischen Landschaft" die prägenden Züge des 19. und 20. Jahrhunderts nur sehr am Rande und eher verschämt skizziert. Die manchmal breite epische Schilderung der Schönheit der Landschaft weckt die Erinnerung an längst vergangene ürlaubstage in diesem eindrucksvollen Land. Leider halten manche der zahlreichen Bilder diesen Be schreibungen nicht stand. Nicht als Reiseführer zum „Kanalisieren" der Touristenströme gedacht, wird dieses Reisebuch dem kulturinteressierten Reiseindividuaiisten durch seine vielen fundierten Informationen neue Eindrücke vermittein. Konkret dargestellt werden die Hauptorte Dubrovnik und Zadar, die Domstädte Split, Trogir und Sibenik, die Inselburgen Hvar, Korcuia, Ston, Mljet und Rab, wie auch die bereits zu Montenegro ge hörende Bucht von Kontor. Vorangestellt ist den einzelnen Stadt- und Inselbeschreibungen mit hi storischem Überblick und Kurzführer für Ausflüge in die Umgebung eine allgemeine Charakterisie rung dieser „Stadtlandschaft zwischen Ost und West". Ein Literaturverzeichnis und Ortsregister er leichtern die praktische Benützung dieses Reise buches. Da viele Österreicher zu den ständigen Feriengä sten Daimatiens zählen, ist dieses Veriagswerk des angesehenen und aktiven Kunst- und Reiseführerveriages Schnell & Steiner sehr zu empfehlen. M. Mohr Neues vom OLV-Buchverlag Gottfried Giechner: Gold. Regen. Staub. Gedichte. — Linz: OLV-Buctweriag 1984, 88 Seiten, Zeichnun gen von Woifgang Giechne,r Format 20,5 x 21 cm, Ladenpreis S 198.— Der Germanist, Altphilologe und Gymnasialprofes sor Gottfried Giechner profiliert sich mit seinen lie benswerten Büchern immer mehr zu einem der be rufensten Vertreter der österreichischen Mundart dichtung der Gegenwart. Er braucht auch nicht Vergleiche mit der Vergangenheit zu scheuen. Wie er in einem Gespräch unter Freunden mitteilte, wollte er sich zunächst gar nicht dichterisch betäti gen. Ihn ärgerten der Mißbrauch der Mundart durch heimattümeinde Diiletanten und die Verbaiihornungen unserer Volkssprache durch moderne Großstadtliteraten. Aus der Kritik wurde bald schöpferische Arbeit. Das Ergebnis ist beachtlich. In rascher Folge sind bisher die Prosabände „Un ser Dorf", „Unser Haus", „Unser Stub'm", „Die Ver treibung aus dem Paradies" sowie die meisterhafte Verserzähiung in Mundart „Der bairische Odysseus" erschienen. Nunmehr liegt sein erster Ge dichtband vor. Was will der Autor? „Und giaub's: I han koa Strouh net droschn, und mag koan Foam net schiagn: Mir geht's net gar so ums Dichtn, mei Freind, mir geht's ums Sagnl" Bezeichnend sind die Untertitel, mit denen die Ge dichte in Gruppen zusammengefaßt erscheinen: Unter lauter Larvn a Gsicht — Der Himmi und s Gras und der Frieden — Koa Pfoarer und koa Philosoph — Von Lust und Traurigkeit betrunken Gott sieht zu aus weiter Ferne — Anton Giechner ist ein Dichter mit einer durch und durch positiven Weltsicht. Er sieht wohl das Böse in unserer Zeit. Er legt oft die Finger auf die Wun den dieser Zeit, kritisiert hart, bleibt aber dem Gu ten zugewandt. Außerdem ist Anton Giechner ein mutiger Beken ner, wenn er z. B. sagt, daß er sich dem „Bruader Bedlmann" sehr nahe fühle. 83

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2