Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 3, 1984

Kunst der Gegenwart ler. In einer zeitgenössischen Kritik wird er als „einer der besten Impressionisten und Koioristen, die wir in München haben", beschrie ben. Er malte mit besonderer Liebe Jagdund Reitszenen. Sein Vater war noch könig lich bayrischer Hoftheatermaier gewesen. Er selbst bekleidete den Rang eines Hauptman nes der Reserve des 1. bayerischen FeidArtiiierie-Regimentes. Diese Traditionsbin dung hinderte ihn aber nicht, daß er auch Mit arbeiter der Zeitschrift „Jugend" wurde. Stephan Seidier war nur eine kurze, hoff nungsvolle Studienzeit in München vergönnt. Er hatte in Erfüllung seines Malertraumes seine bürgerliche Existenz aufs Spiel ge setzt. Die Weltwirtschaftskrise, die in den späten zwanziger Jahren Menschen und Staaten erschütterte, griff auch nach ihm. Die Eintragungen in sein Tagebuch klingen im mer gedrückter: „Ferien vom 11./12. (1926) — 12. I. (1927) Mit großer Freude — auch mit leisem Bangen fuhr ich mit Steinbüchler heim . . ." „1927 Wieder in München Wie es wohl Lilly gehen mag! Ob die Götter ein Einsehen haben? . . . 3. März Die Arbeit in der Akademie will mir nicht mehr behagen. Habermann ist auch schon im Spi tal. Jank kommt morgen. Ich bin schon in Un ruhe wegen des Heimfahrens . . . 10. IV. Heute Regen und ich sitze um 2h noch im mer mit leerem Magen seit gestern mittag. Erst um 3h werde ich essen können, ange nehm ist das nicht. 13. Heute war Lilly den ganzen Tag bei mir. Böse Omen haben sich erfüllt. Ein schwarzer Tag!" Stephan Seidler beendete nun endgültig seine Münchner Akademiezeit, reiste über stürzt nach Linz zurück. Seine Akademieleh rer, Habermann und Jank, schickten ihm noch tröstende Schreiben, in denen sie ihm ihre volle Hilfe zusagten. Sie wünschten die Fortsetzung seiner Studien. Der Traum war jedoch zu Ende. Dieser Schock muß für ihn groß gewesen sein. Die schriftlichen Eintragungen in sei nem Tagebuch enden mit einer Seite: „Nacht zum 1. VII. 1928. Die große Pause!" Im folgenden finden sich in diesem Seelenspiegei nur mehr Skizzen, teils unmittelbar hineingezeichnet, zum Teil eingeklebt. Land schaftsstudien überwiegen: Winterland schaft bei Hellmonsödt, Böhmerwald, Haus beim Kürnberg, Vor Wittinghausen, Moldau abend, Blätterfalien auf der Promenade, Freinberg . . . Dazwischen Köpfe, figurale Kompositionsver suche: Kreuzigung, Geißelung, der Zecher, der Gefangene, der Ausrufer, Volksauflauf. 1931 beginnen italienische Hafenstudien. Dann Ende — nur mehr leere Blätter. Stephan Seidler war jedoch bei allem Idealis mus in der Kunst ein vitaler Männertyp. Sein geliebtes Geschäft hatte er zwar an Foto Herlango vermieten müssen. Einige Zeit war er brotberuflich in Innsbruck tätig. Schließlich gelang ihm aber mit Gründung der „Radiound Elektrogroßhandiung Seidler und Co." der Aufbau einer soliden materiellen Exi stenz. Galerie SBOfR Fritz Lach (Linz 1868 — 1933 Wien) „Kaiserschiid — Eisenerz" Bleistift auf Papier (15 X 19 cm) bezeichnet u. signiert CllALlTÄT\OLLE GEMÄLDE ALTER&NEUER MEISTER (i-zOJHDT) ERLESENE ANTIQUITÄTEN 4020 Linz, Klosterstraße 14 - Telefon 0 73 2/27 00 86 - Geschäftszeiten: Montag-Freitag 10-12 und 15-18 Uhr, Samstag 10-12 Uhr 77

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