Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 3, 1984

Kunst der Gegenwart Links: Winter (Wald im Winter), Öl auf Leinwand, 89 X III cm, datiert 1954 Rechts: Nächtliche Ansammlung der HerberstorffTruppen In der Linzer Altstadt, Öl auf Leinwand, 118 x 95 cm, rechts unten signiert i schritt: „Das schwarze Brett und es ward Licht," Das Studium wird mit Ernst und Eifer betrie ben. Die Tagebucheintragungen gewähren einen aufschlußreichen Einblick in die Gei steshaltung eines Kunststudenten der zwan ziger Jahre. Wohl wird auch von Lektüre und stundenlangen Gesprächen berichtet, aber niemals philosophiert. Im Vordergrund steht die tägliche praktische Arbeit. „Also das Kopfzeichnen ist schon im schön sten Gang. Was man alles sieht — Fortge schrittene, die schon irgendeine Schule ab solviert haben, gehen die Sache so vorsichtig an, als wäre jeder Strich Goldes wert — dann andere noch nicht so Routinierte, dazu ge hör' ich, die gehen ins Zeug und verhauen einen Kopf, daß es eine Freude ist. . . Unser Modell wird eigentlich am wenigsten ,gut' ge troffen — während die .Charakter'köpfe nur so herausgefizelt werden . . ." „Ich merke, wie schwer ich mich durch mein weniges Studium nach der Natur tue — aber ich glaube, es wird mir der Knopf schon auf gehen . . ." „Nun male ich schon fest Akt. Habermann legt die Hauptsache auf die Modellierung — gute Aufzeichnung, Angabe der größten Tie fen — die grauen Übergangstöne und dann Modellierung mit Weiß ins höchste Licht. Der Akt muß nur so als Belohnung heraussprin gen. So hätten es die Alten auch gemacht und so wäre es am besten und kürzesten. Seine Korrektur ist äußerst eingehend, an passend und humorvoll. Es ist nicht so leicht, sich so ganz in seine nur auf die große Form einstellende Art umzustellen . . ." Wer war Habermann? Ist uns dieser Künstler name heute noch ein Begriff? Als Hugo Freiherr von Habermann, Geheim rat, Münchner Akademieprofessor, damaliger Präsident der Münchner Secession, Mitglied des preußischen Ordens Poür le merite für Kunst und Wissenschaft, Mitglied des bayri schen Maximiliansordens, Ehrenpräsident des deutschen Künstlerbundes, am 27. Fe bruar 1929 in seinem 80. Lebensjahr starb, bewegte weite Kreise des Münchner Kulturle bens tiefe Trauer. Die lange Titelreihe, die uns Heutigen schwulstig erscheinen mag, -wird angeführt, um aufzuzeigen, wieviel der Ge neration nach dem Ersten Weltkrieg noch die Tradition bedeutete. Sie wurde nicht bespöt telt, sondern mit Ehrfurcht gepflegt — von ei nigen, andere handelten bereits anders. In einem Nachruf für den Künstler in den „Münchner Neuesten Nachrichten" vom 1. 73

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