Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 3, 1984

Oberösterreich aktuell Neben den „hausgemachten" Schäden um die Ballungsgebiete und Industrieansiedlungen treten großflächig Krankheitssymptome an Waldbäumen auch weitab von diesen Gebieten auf. Uber 15 Prozent der Landeswaldfläche zeigen schon deutlich Anzeichen des Waldsterbens. Die Verunreinigungen wirken direkt über die Luft auf Nadeln und Blätter sowie über den „Sauren Regen" auf die Blattorgane, auf Boden und Wurzeln. Das Waldsterben nimmt immer bedrohlichere Ausmaße an. Der schnelle Krankheitsfortschritt hat in Mitteleuropa schon zum Absterben von Tausenden Hektar Wald geführt. Soweit darf es bei uns nicht kommen! Es ist wissenschaftlich gesichert, daß die Schadstoffbelastung der Luft die Hauptursache für das Waldsterben ist. Aufgrund der geographischen Lage Oberösterreichs zu den Hauptwaldschadensgebieten Europas sowie der gegebenen topographischen und meteorologischen Verhältnisse ist unser Wald besonders gefährdet. Die oberösterreichische Landesregierung hat daher in der Sitzung am 5. Dezember 1983 folgenden einstimmigen Regierungsbeschluß gefaßt: Zur Verminderung waldschädlicher Luftverunreinigungen fordert die ober österreichische Landesregierung generell wirkungsvolle Maßnahmen: Gesetzlicher Schutz des Waldes Bessere gesetzliche Regelungen zur Verminderung der Emissions- und Immissionsgrenzwerte gegenüber den derzeit geltenden Bestimmungen nicht nur für den Neubau von Großanlagen, sondern auch für Altanlagen und kleinere Verursacher. Bei der gesetzlichen Festsetzung von Schadstoffgrenzwerten sind nicht nur humanmedizinische Gesichtspunkte zu berücksichtigen, sondern auch die Verträglichkeit der Vegetation, besonders des Waldes, in den Vordergrund zu rücken. Mehr Geld — bessere Kontrolle Der Umweltfonds des Bundes ist mit den erforderlichen Geldmitteln auszustatten und weitestgehend zur Verbesserung der Emissionssituation bei Altanlagen zu verwenden. Wir treten daher dafür ein, daß von den zuständigen Behörden auf lokaler Ebene in Zusammenarbeit mit allen Verursachern ein Konzept für die Umrüstung oder das Auslaufen jener Altanlagen erstellt wird, die mit der erforderlichen Verminderung der Emissionsgrenzwerte nicht Schritt halten können. Die Bekanntgabe und wirkungsvolle Kontrolle der Schadstoffabgabe der Großemittenten ist zur gezielten und wirkungsvollen Verwendung der Gelder aus dem Umweltfonds notwendig. Das Land Oberösterreich wird sich bemühen, diese Maßnahmen ebenfalls durch die Bereitstellung von Umweltschutzmitteln zu unterstützen. Umweltfreundliche Technologien Industrie- und Energieversorgungsunternehmen werden aufgefordert, von sich aus, auch über die gesetzlichen Anforderungen hinaus, alle Möglich keiten zur Reduzierung des Schadstoffausstoßes raschest zu verwirklichen und die Entwicklung umweltfreundlicher Technologien voranzutreiben. Saubere Energie Wir fordern die Bereitstellung schadstoffarmer Energieträger, die Entgiftung der Kraftfahrzeugabgase und die Einführung des bleifreien Benzins. Das Land Oberösterreich wird — soweit dies nicht bereits geschehen ist — die Heizungen aller Amtsgebäude auf schadstoffarme Energieträger, ins besondere auf Fernwärme und auf schwefelarme Öle, umstellen. Energiesparen Um eine Reduktion der Verwendung fossiler Brennstoffe insgesamt zu erreichen, fordern wir alle Oberöster reicher zum Energiesparen auf. Weniger Öl für die Heizung, weniger Benzin für das Kraftfahrzeug bedeuten weniger Schadstoffausstoß. Jeder optimal eingestellte Kraftfahrzeugmotor und jede besser eingestellte und betreute Heizung bedeuten Einsparungen und damit eine Minderung der Luftbelastung. Neben einer allfälligen Verstärkung von Förderungsmitteln für energiesparende Maßnahmen sollen insbesondere solche Initiativen ergriffen werden, die durch einen generellen Strukturwandel zu einem sparsamen Einsatz von Energie führen. Umfassender Waldschutz In Sinne eines umfassenden Waldschutzes wird der Bund aufgefordert, über das forstliche Bioindikatornetz hinaus durch Anwendung verschiedener Verfahren ein geschlossenes Meßnetz zur Erfassung aller waldschädlichen Schadstoffe sowie des Gesundheitszustandes des Waldes aufzubauen. Als Vorleistung führt bereits jetzt das Land Oberösterreich Messungen des „Sauren Regens" durch; die erste oberösterreichische waldspezifische Luftmeßstelle wird derzeit eingerichtet. Forschung konzentrieren Im Hinblick auf die Walderhaltung wird der Bund aufgefordert, die Forschung in der Frage des Waldsterbens zu intensivieren und vorzusorgen, daß international die Forschungsergebnisse raschest ausgetauscht und zugänglich gemacht werden. Ferner muß eine zentrale Koordinierungsstelle für alle Fragen der waldschädlichen Luftverunreinigungen geschaffen werden, in welcher alle Daten über Schadenssituation und Emissionswerte sowie Forschungsergebnisse und wissenschaftliche Erkenntnisse hinsichtlich der Abwehr der Luftverunreinigungen erfaßt sind. Internationale Zusammenarbeit Ein hoher Teil der Luftschadstoffe stammt aus dem Ausland, fast genausoviel geben wir an andere Länder ab. Wir fordern daher verbindliche internationale Vereinba rungen über die Reduktion von Schadstoffemissionen. 68

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