Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 3, 1984

Rechts: Gebet des Waldes, zusammengefaßt aus alten vorgefundenen Texten sönlich. Er verstand es, bei den Exkursions teilnehmern, die Verständnis für waidwirt schaftliche Zusammenhänge mitbrachten, ein Feuer zu schüren, das beim Nachhausefahren bei Bürgermeister Stefan Rudelstorfer in dem Wunsch gipfelte, auch in Windhaag, und zwar in der alten Volksschule, ein Wald museum einzurichten. Schon am 30. Dezember 1966 habe ich im Einvernehmen mit Bürgermeister Stefan Ru delstorfer in der Kulturabteilung des Amtes der oö. Landesregierung bei Hofrat Dr. Hans Wopeika unseren Plan vorgetragen und er hielt die grundsätzliche Zusage für die Unter stützung. Der Plan wurde vor allem von Dr. Otto Wutzel und später auch von Dr. Karl Pömer begeistert aufgenommen. Am 25. Fe bruar 1967 beschloß der Gemeinderat von Windhaag einstimmig, in der alten Volks schule ein Waldmuseum einzurichten. Ein Bauausschuß wurde nominiert. Noch im April 1967 führte ich das erste Gespräch mit Dipi.- Ing. Rupert Bruckner, dem technischen Pla ner der oö. Landesbaudirektion für unser Pro jekt, und zeigte ihm und Dr. Wutzel das Wald museum in Zwiesel. Am 12. September 1967 legte Dipl.-Ing. R. Bruckner die erste Planung für den Umbau der alten Volksschule und als Alternative den Plan für den Neubau eines Waldmuseums vor. Das Jahr 1968 brachte die Abklärung mit den Bürgermeistern der übrigen Gemeinden im Bezirk Freistadt. Am 30. April 1968 informier ten Bürgermeister Stefan Rudelstorfer und ich die Bürgermeisterkonferenz in Freistadt über unsere Pläne. Am 4. Mai 1968 lud die Landwirtschaftskammer alle Bürgermeister und Gemeindesekretäre des Bezirkes Frei stadt zu einer Forstexkursion mit Besichti gung des Waidmuseums in Zwiesel ein und am 9. Dezember 1968 wurden nach der 49. Bürgermeisterkonferenz in Freistadt in einer Besprechung über die Errichtung eines Waldmuseums in Windhaag unter Vorsitz von Oberregierungsrat Dr. Rudolf Kehrer folgen de Beschlüsse gefaßt: 1. Die Errichtung des Waldmuseums soll wei ter betrieben werden. 2. Alle anwesenden Herren der Bürgermei sterkonferenz haben sich für Windhaag bei Freistadt als Standort ausgesprochen. 3. Ein Proponentenkomitee soll die Gründung eines Vereines zur Errichtung des Waldmu seums vorbereiten. Am 1. April 1969 trugen Bgm. Stefan Rudel storfer, Abg. z. NR Johann Breiteneder und ich den Plan, in Windhaag ein Waldmuseum zu errichten, Herrn Landeshauptmann Dr. Heinrich Gleißner vor. Dieser war ebenfalls begeistert und sagte uns, gleichsam als vä terlicher Freund unseres Gedankens, seine Unterstützung zu. Voller Zuversicht gingen wir auseinander. Doch wurden in den foigenden Jahren aus fi nanziellen Gründen viele landeskulturelle Aktivitäten eingebremst. Auch für unser Pro jekt — Waldmuseum in Windhaag — begann vorerst eine dreijährige Durstphase. Der Standort Windhaag wurde in Frage gestellt. Landesstellen brachten Linz als Standort ins Gespräch, da dort mehr Besucher zu erwar ten wären. Die Kosten stiegen und der Bund als der für die Forstwirtschaft zuständige Geldgeber konnte für die bauliche Adaptie rung nichts geben und hatte im musealen Be reich zu wenig Geld. Erst am 17. Mai 1972 wurde der Verein zur Errichtung des Mühlviertler Waldhauses in Windhaag bei Frei stadt mit allen Gemeinden des Bezirkes Frei stadt als Mitglieder, gegründet. Dipi.-Ing. Jo sef Graf Gzernin-Kinsky wurde einstimmig zum Obmann gewählt. Als Standort für das Waidhaus blieb die 1841 erbaute und seit 1967 leer stehende alte Volksschule der Marktgemeinde Windhaag im Gespräch, nachdem im Mai 1967 die neue Volks- und Hauptschule bezogen werden konnte. Aus dem Waldmuseum wurde das Wald haus In der Detailpianung kam ich vom Waidmu seum, einer Sammlung von Gerätschaften und Vorgangsweisen aus der Waldwirtschaft und der Holzverwendung früherer Zeiten, im mer mehr zu einer aktuellen wald- und holzwirtschaftiichen Dauerausstellung, die in an sprechender Aufmachung dargeboten wer den müßte. Es wurde daraus ein Informa tionshaus über den Wald, die Forstwirtschaft und das Holz oder kurz gesagt das Wald haus. Es hat vorrangig lehrhaften und weniger do kumentarischen Charakter und bezieht sich nicht nur auf den Wald des Mühlviertels, son dern auf den Wald im allgemeinen und den österreichischen Wald im besonderen. Das Waldhaus in Windhaag ist das erste seiner Art in Österreich und soll bei jung und alt das Verständnis für den Wald, für die Forstwirt schaft, für die naturgegebenen Zusammen hänge und Entwicklungen und damit auch das Verständnis für mehr Natur- und Umwelt schutz fördern. Es soll aber auch die Behag lichkeit und Wärme des Holzes ausstrahlen und die Liebe zum Holz wecken und vermeh ren. Bau und bisherige Einrichtung Nach der Konstituierung der Rechtsperson für die Errichtung des Waldhauses in Form eines Vereines wurde 1972 mit dem Um- und Ausbau der alten Volksschule als Waldhaus begonnen. Unter Bürgermeister Stefan Ru delstorfer, dem treuen Bannerträger für das Waidhaus, konnten bis zum Ende seiner Amtsperiode im Jahr 1979 3,383.000.— Schil ling verbaut werden. Technischer Bauleiter war Dipl.-Ing. Jürgen Keplinger von der oö. Landesbaudirektion. Damais war in der Be völkerung von Windhaag der Sinn und Zweck des Waldhauses noch umstritten. Die Mei nungsbildung zu Gunsten des Waldhauses ging nur langsam vor sich und erlitt auch so manchen Rückschlag. Auf Stefan Rudelstorfer folgte 1979 Bürger meister Dr. Hubert Reiß, der die Fertigstel lung des Waldhauses in sein Programm auf nahm. Seit 1980 bis Juni 1984 konnten wei tere 4,051.000.— Schilling investiert werden. Technischer Bauleiter war nun Arch. Dipl.- Ing. Peter Riepl, ebenfalls von der oö. Lan desbaudirektion. Finanziert wurde das Wald hausprojekt zum größten Teil vom Land Ober österreich (Kulturabteilung), weiters von den Ministerien für Wissenschaft und Forschung sowie Unterricht und Kunst, aus der Sonder aktion des Bundeskanzleramtes für Bergge biete, von allen Gemeinden des Bezirkes Freistadt und nicht zuletzt von der Marktge meinde Windhaag selbst. Am 12. Juni 1982 schließlich konnte als erster Abschnitt das Erd- und Dachgeschoß des Waidhauses von Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck feierlich eröffnet werden. In den ersten zwei Jahren kamen 23.000 Besucher in das Waldhaus, womit alle unsere Erwar tungen übertroffen wurden. Mensch, zerstöre mich nicht! Das Erdgeschoß des Waidhauses ist dem Wald als Lebensgemeinschaft, oder wissen schaftlich ausgedrückt, dem Wald als ÖkoSystem gewidmet. In der Eingangshalle bietet ein Großdiorama den Blick aus dem Nord wald auf das Alpenpanorama im Süden. Im Gebet des Waides spricht der Wald zu uns. Er beschwört uns — Mensch, zerstöre mich nicht! Verse, die noch nie so wahr wie heute waren. Eine Stammscheibe von einer rund 460jährigen Urwaldfichte zeigt die große Zeit spanne, in der die Bäume im Wald keimen, wachsen, reifen und ietztlich wieder sterben oder im Wirtschaftswald vom Menschen geerntet werden, in dieser langen, über Men schengenerationen dauernden Produktions zeit des Waldes ist der Grundsatz der Nach haltigkeit verankert, welcher vereinfacht be sagt, daß nur so viei Holz geschlägert werden darf, als zuwächst. Der kurzsichtige Ausbeu ter hat im Wald keinen Platz. 52

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