Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 3, 1984

Die Waldgebiete, die der Holzmeister mit sei nen Arbeitern Schlägern sollte, nannte man „Werkstätten". Da die Anmarschwege viel zu weit waren, mußten die Holzknechte die gan ze Woche über im Walde verbleiben. Es war dies die Geburtsstunde der Holz knechtstuben, die nahe bei den Werkstätten errichtet wurden, so daß die Holzknechte möglichst kurze Anmarschwege zur Arbeit hatten. In diesen Holzknechtstuben fanden meist drei „Dreierpassen" und ein Geimel Un terkunft. Der Meisterknecht arbeitete ge wöhnlich bei einer Dreierpasse mit. Maßgeb lich war auch, daß in der Nähe dieser Stuben Trinkwasser vorhanden war. Bis um die Jahrhundertwende brannte in den Holzknechtstuben das offene Feuer. Erst dann hatte man nachträglich Sparherde ein gebaut. Seit dem zweiten Weltkrieg werden die Arbeiter, bis in die heutige Zeit herauf, täglich mit Fahrzeugen von und zur Arbeit ge bracht. Neben dem großen Sterben der mei sten Almen setzte nun auch der Verfall der Holzknechtstuben ein. Eine durch viele Jahr hunderte bewährte Einrichtung gehört nun der Vergangenheit an. Es wird geraume Zeit dauern und viel Erfah rung nötig sein, um die Wunden, die der Na tur durch die zahlreichen ErschließungsForststraßen geschlagen werden, so gering und unauffällig als möglich zu halten. Frühe Gedanken über Errichtung eines Holzknechtmuseums Zu Beginn der sechziger Jahre machte der Verfasser dieser Zeilen den Vorschlag, einen Lehr-Wanderweg zu errichten. Es sollten alle Kleinbauten, wie sie früher bei den Bauern höfen üblich waren, Wasserhüttl, Sechtl, Dörrhüttl, Hieflerhüttl, Badl, Bienenhütte mit den verschiedensten Stockformen (Stroh, Holz etc.) gezeigt werden. Als Abschluß wa ren eine Almhütte und eine Holzknechtstube gedacht. Diese Idee fand bei der damaligen Goiserer Heimatvereinsleitung aber leider keinerlei Interesse. Als 1964 der vitale und aufgeschlossene Hauptschulhauptlehrer Willi Kefer Obmann wurde, brachte ich ihm diesen WanderLehrgang wieder in Vorschlag. Obmann Willi Kefer war sofort begeistert, gab seinerseits noch etliche sehr gute Anregungen und so wurde nun dieser Vorschlag, vom Obmann und Kustos gezeichnet, dem Amt der oö. Lan desregierung, Abteilung Kultur, eingereicht. Aber auch dieser Vorschlag wurde von dieser Stelle abgelehnt. Jahre vergingen und es wurde über ein sol ches oder ähnliches Projekt nicht mehr ge sprochen. Zwischendurch sollen einige wichtige Daten in Erinnerung gerufen werden. Im Jahre 1834 wurde beim Salzoberamt in Gmunden eine getrennte Protokollführung für das Salz- und Waldwesen eingeführt. Damit wurde schon die Trennung zwischen Salz und Wald erahn bar. Nach der kaiserlichen Entschließung vom 5. September 1850 hörte das Salzoberamt Gmunden zu bestehen auf und wurde zur k. k. Salinen- und Forstdirektion für das Kron land „Österreich ob der Enns" geschaffen. Mit 31. Oktober 1868 fand dann die strenge Trennung durch die Auflösung der k. k. Salinen- und Forstdirektion statt. Schon früher, nämlich Anfang November 1851, wurden die Forstwaldämter Ischl und Hallstatt nach Geisern verlegt und in dem eben freigewordenen Pfleghaus „NeuWildenstein" (bis 1850 war hier das Pfleg amt untergebracht gewesen, dann nach Ischl verlegt worden), eingerichtet. Ab 15. Oktober 1926 wird die Forstverwaitung Hallstatt dem Forstschutzbezirk Geisern übertragen. Dies entspricht der heutigen Forstverwaltung Bad Geisern. Zu Beginn der frühen siebziger Jahre lernte Hofrat Dr. Otto Wutzel, der inzwischen in Goisern-Weißenbach eine Wahlheimat ge funden hatte, Oberförster Kroiss kennen und ihn als aufrechten und aufgeschlossenen Mann achten. Zwangsläufig mußten sich zwischen diesen beiden Männern auch Gespräche über das Sterben der Salzkammergut-Holzknechtstuben ergeben. Auf seinen ausgedehnten Wanderungen speziell auch im Weißenbach tal muß Dr. Wutzel auf die „DürrenHolzknechtstube" gestoßen sein, die noch verhältnismäßig gut erhalten war. So wird der Gedanke, diese Hütte abzutragen und in Ortsnähe wieder aufzustellen, geboren wor den sein. Mit diesen Plänen ging man zu Oberforstrat Praxmarer, der begeistert zustimmte. Es wur de an die Kurkommission herangetreten be züglich dieses Projektes. Diese machte ein Ansuchen an das Kulturamt der oö. Landes regierung und rasch fand dieser Vorschlag dort Zustimmung. Die Kurverwaltung hatte nun Schwierigkeiten, eine Persönlichkeit zu finden, welche die Durchführung dieses Pro jektes planen, überwachen und betreiben sollte. Ich erklärte mich dann 1974 bereit, diese Arbeit zu übernehmen. Nun stand der Inangriffnahme nichts mehr im Wege, weil die oö. Landesregierung und die Marktge meinde finanzielle Hilfe zusagten. Die alte Dürren-Hoizknechtstube Die Dürren-Holzknechtstube im GoisererWeißenbachtal stand auf der Waldparzelle 971/71 der Katastral-Gemeinde Ramsau. Wann diese Stube erbaut wurde, kann leider nicht mehr ermittelt werden. Die Aufschrei bungen der Forstverwaltung Geisern reichen etwa bis 1820 zurück. Um diese Zeit wird diese Holzknechtstube als schon bestehend geführt. Der 8 m hohe Kamin und der große Sparherd sind nachträglich, sicherlich kaum vor 1890, eingebaut worden. Vorher gab es eine offene Feuerstelle. Sämtliche Rundhölzer, Raten und Decklatten sind sehr stark rußge schwärzt. Diese Hütte hatte eine Größe von 15 x 8 m (Außenmaße). Der vordere Dachvorsprung betrug 1,50 m, der hintere nur 0,50 m. Eine wahre Rarität ist die 17,80 m lange hölzerne, ausgehackte Dachrinne. An die Hütte war ein Abort angebaut (hintere Längsseite), 3 m lang und 1,70 m breit, nur von innen begehbar, mit zwei Sitzplätzen ne beneinander. Sehr interessant ist die durchgehende Rund holzdecke. Die Hütte war in zwei Räume un terteilt. Der erste etwas größere Raum diente als Küche und Schlafraum. Der zweite Raum war auf einer Seite als Stall, auf der anderen als Zeuglagerraum eingerichtet. Hier wurden auch die Werkzeuge instandgesetzt und ge schärft. Bauzustand im Frühjahr 1975 Die Bedachung, die Rundholzdecke und die Raten waren neben den Türen und Fenstern im guten Zustand. Die Rundhölzer der hinteren Giebelwand wa ren dagegen fast völlig vermodert und daher unbrauchbar, die der hinteren Traufseite so wie auch die ersten drei Bodenkränze konn ten gleichfalls nicht mehr verwendet werden, das gleiche kann von den beiden Giebelver schalungen gesagt werden. Ich machte die vorstehende Baubeschreibung und bat Ober forstrat Praxmarer, nach meiner ersteliten Holzliste um Beistellung der fehlenden Holz mengen. Oberforstrat Praxmarer beauftragte den zuständigen Revierförster, Oberförster Panzl, mit mir die nötige Holzauswahl zu tref fen. Dieses Holz wurde von Forstleuten in kürzester Zeit geschlägert. Dies deshalb, da mit dieses Holz beim Abtransport der zerleg ten Holzknechtstube mittransportiert werden konnte. Es darf hier den österreichischen Bundesfor sten für die große Hilfsbereitschaft gedankt werden. Unser besonderer Dank gebührt dem technischen Leiter bei der Generaldirek tion Herrn Dr. Moser und Herrn Oberforstrat Praxmarer. War es doch letztlich das Wollen, den Holz knechten ein bleibendes Denkmal zu setzen. 44

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