Oben: Der Schwemmhaken, das Universalwerkzeug der Schwemmer; mit dem gerade auslaufenden Zinken konnte man die Scheiter stoßen, mit dem darauf senkrecht stehenden Zinken konnte man die Scheiter ziehen. Mit Stoß und Zug wurden Schoppungen bereinigt und die Scheiter ausgeiandet Rechts: Die Abfahrt mit dem Schlitten voller Scheiter verlangte „Schneid" und Kraft, Umsicht und Wendigkeit, wollte der Hoizknecht seine Fuhre mit den Beinen, dem „Krewö" und angehängter „Burd" sicher zum Kanal bringen Links: Das in Tracht und Gestik ebenso überraschende wie überzeugende Foto einer Mühlviertier Bauernfamiiie aus dem Jahre 1867 (I); die Bäuerin war 1865, 3 Kinder waren schon vorher gestorben; neben dem Erben Max blieben der Bruder Peter und seine Schwestern Josefa und Anna zeitlebens beim „Haus" X die „Transporter" auf dem Goldenen Steig wa ren sowohl zu Fuß als auch mit Lasttieren an ihre Wege und Pfade gebunden; hier und dort waren Pechbrenner unterwegs, die aus Pechbäumen das Rohmaterial für Schmiere und Heilmittel gewannen. Jagd und Hege wa ren sicher weder zeitlich noch räumlich so umfassend, wie uns das heute geläufig ist; eher müssen wir uns das so vorstellen wie die Treibjagden, und das in einem Gebiet, wo auch eine begrenzte Hege lohnenden Ab schuß für adelige Jäger und ihre Gäste erwar ten ließ. Richtig aufgebrochen wurde das geschlosse ne Waldgebiet dann erst durch die Glashüt ten, die in den waldreichen Gebieten Süd böhmens, des Waldviertels und des Böhmer waldes seit dem 15. Jahrhundert entstanden, weil sich das reichlich vorhandene Rohmate rial, Quarz und Pottasche, zur Glaserzeu gung anbot. Die Standorte urkundlich nach gewiesener Glashütten sind in vielen Fällen nicht bzw. noch nicht aufgefunden, aber Orts namen mit dem Grundwort -hütte und Fami liennamen wie Glaser und Schürer, die z. B. um die Mitte des 15. Jahrhunderts im Wald viertel auftauchen, beweisen, daß dort um diese Zeit schon Glas erzeugt wurde. Auch die erste Glashütte im Gebiet der Herr schaft Schlägl ist zwar durch eine Urkunde schon im Jahr 1525 bezeugt, ihr Standort ist aber bislang nur durch den Namen eines der Teiche, des Glashüttenteiches — Glashütten brauchten ja auch viel Wasser —, mehr ange deutet als genau festgelegt. Vom Talgrund aus gingen, wenn die Holzbe stände ausgebeutet waren, die Glashütten sozusagen dem Holz nach, in diesem Gebiet zunächst auf den Südhängen des „Waldes", wie der Böhmerwald kurz und unmißver ständlich genannt wird. Der ehemalige Ge meindearzt von Klaffer und verdienstvolle Heimatkundler Dr. Prager hat die Standorte der Hütten in Schwarzenberg und Ober schwarzenberg auf ähnliche Weise gefun den, wie sich die „Kohlstätten" verraten ha ben: die Maulwürfe warfen mit der Erde auch Glasbruchstücke aus. Als die Südhänge des Böhmerwaldes durch Aschenbrenner zur Gewinnung von Pott asche und Holzhacker zur Gewinnung des Brennholzes für die Schmelzöfen abgeholzt waren, drangen die Glashütten bis auf den Kamm des Böhmerwaldes vor. Die Hütte in Sonnenwald mußte erst um die letzte Jahr hundertwende, von der Konkurrenz erdrückt, geschlossen werden. Heute sind von den mehr als hundert Hütten im böhmisch österreichisch-bayerischen Raum des Böh merwaldes nur mehr einige wenige in Be trieb. Das Erlöschen der Glashüttenbetriebe war nicht auch das Ende der Siedlungen; nach der Umstellung auf andere Arbeite- und Er werbszweige fanden z. B. die Orte Schwar zenberg und Sonnenwald Anschluß an die übrige Wirtschaft; ihr Entstehen aber verdan ken sie den Glashütten. Was waren nun das für Leute, die die Glas hütten betrieben und Glas geblasen haben? 37
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