Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 3, 1984

O berösterreichs Wälder als Wirtschaftsfaktor Rudolf Trauner Oberösterreich hat in den letzten Jahrzehn ten einen beispiellosen und tiefgreifenden Wandel von einem vorwiegend agrarisch strukturierten Gebiet zu einem wirtschaftlich industriell geprägten Land vollzogen. Diese Entwicklung hat der oberösterreichi schen Bevölkerung ein bisher nicht gekann tes Ausmaß an Wohlstand gebracht. Immer deutlicher wird aber auch, daß wir selbst of fenbar durch die Art, wie wir leben und produ zieren, unsere ureigensten Lebensgrundla gen mehr und mehr gefährden. Eine ständig größer werdende Fläche der oberösterreichischen Waldgebiete zeigt schon deutliche Anzeichen von schweren Er krankungen des Baumbestandes. Dabei han delt es sich zum Großteil um Schäden, die nicht nur der geschulte Forstfachmann oder der mit Prüfgeräten ausgestattete Wissen schaftlererkennen, sondern um Beeinträchti gungen, die bereits jeder Laie mit freiem Auge feststellen kann. Anfangs vermuteten einzelne, als Ursachen kämen extreme Klimaereignisse, wie Trockenjahre, bislang unbekannte Krank heitserreger oder aber Anbau von Baumarten auf ungeeigneten Böden in Frage. Diese Vermutungen haben sich nicht bestä tigt. Alle Fachleute vertreten inzwischen die Ansicht, daß Schadstoffe in der Luft als pri märe Ursache verantwortlich für die Baumer krankungen seien. Obwohl endgültige wis senschaftlich belegte Kausalitätszusammen hänge noch immer nicht feststehen, spielen ohne Zweifel Schwefeldioxide und Stickoxide eine Schlüsselrolle. Schuldzuweisungen in dieser Situation an In dustrie und Wirtschaft lösen keinesfalls das Problem. Ganz im Gegenteil entstehen da durch Vorurteile und Verallgemeinerungsten denzen, die wegen angeblich unvereinbarer Interessen einem Gegensatz Wirtschaft und Umwelt das Wort reden. Es gibt keine Frontstellung Wirtschaft gegen Umweit Bei genauer Betrachtung der Fakten wird al lerdings sehr deutlich klar, daß es eine Front stellung Wirtschaft gegen Umwelt gar nicht gibt. Allein der Aufbau einer geeigneten Umwelt schutztechnologie bringt vor allem den flexi blen Klein- und Mittelbetrieben neue Produkt chancen und Absatzmöglichkeiten, so daß sich schon aus dieser Sicht ein Gleichklang der Interessen abzeichnet. Dazu kommen zwei weitere Ansatzpunkte, die besonders klar vor Augen führen, daß die Wirtschaft im eigenen existenziellen Interes se bemüht ist, den unersetzlichen Lebensfak tor Wald als Voraussetzung für eine Bewälti gung der Zukunft zu erhalten. Einmal abgesehen von der Bedeutung des Waldes als wesentliches Element im Natur kreislauf, wird der Wald in unserer streßge plagten, hektischen, hochtechnisierten UmDie „Roisl-Linde", mächtiges Naturdenkmal im Bezirk Vöcklabruck. Besitzer Alois und Agnes Rosner, „RoisI" in Ramtesberg. Mancher Ast mußte schon für den Bruder herhalten, der Bildschnitzer ist. — Foto: Karl Pangerl 11

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