Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 3, 1984

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Inhaltsverzeichnis Schwerpunktthema Wald in Oberösterreich Dlpi.-ing. Friedrich Schwarz Der Wald in Oberösterreich 3 Rudolf Trauner Präsident der oö. Handelskammer Oberösterreichs Wälder als Wirtschaftsfaktor 11 Dipl.-Ing. Josef Anderl Die wirtschaftliche Bedeutung des Waldes 21 Dr. Alois Sonnleitner Menschen des Böhmerwaldes 33 Robert Zahler Das Holzknechtmuseum in Bad Geisern 43 DIpl.-Ing. Josef Anderl Das Waldhaus in Windhaag bei Freistadt 51 Oberösterreich aktuell Umschlag: Friedrich Gauermann (1807—1862), Waldbach, Öl auf Papier (auf Leinwand), 43 X 32 cm, um 1845, Rupert Feuchtmüiler schreibt in seiner 1962 erschienenen Monographie über den Künstler u. a.: „Er nimmt der Natur gegenüber keinen objektiven Standpunkt ein, sondern strebt nach Steigerung und Verdichtung. Man hat daher seine Auffassung sehr oft dem ,bürgerlichen Barock' zugeordnet, man nennt ihn auch einen Landschafts dramatiker oder einen Romantiker der Alpenlandschaft." (Rupert Feuchtmüller: Friedrich Gauermann, Wien 1962, S. 38). Foto; Franz Gangl Gestaltung: Herbert Friedl Kulturzeitschrift Oberösterreich 34. Jahrgang, Heft 3/1984 Vierteljahresschrift: Kunst, Geschichte, Landschaft, Wirtschaft, Fremdenverkehr Erscheinungstermine: März, Juni, September, Dezember. Medieninhaber (Verleger), Herausgeber und Hersteller: Oberösterreichischer Landesverlag Gesellschaft m.b.H., A-4020 Linz, Landstraße 41. Unsere Generation muß es erleben, daß der Wald, In früheren Zeiten Heimat der Dichter und Träumer, durch den Begriff „Waldster ben" eine traurige Aktualität erlangt hat. Nicht umsonst besagt ein altes Sprichwort, daß man etwas erst schätzen lernt, wenn es In Gefahr ist. Diese Zeitbezogenheit und vor allem die Erklärung des Jahres 1984 durch die oberösterreichische Landesregierung zum „Jahr des Waldes" erscheinen der Re daktion der Kulturzeitschrift „Oberösterreich" als eine naturgegebene Verpflichtung, ein Heft dem Thema „Wald in Oberösterreich" zu widmen. Die eher naturwissenschaftliche/wirtschafts politische Materie erforderte einen besonde ren Mitarbeiterstab. In dankenswerter Weise stellten sich Kommerzialrat Rudolf Trauner, Präsident der oö. Handelskammer, Landesforstdirektor w. Hofrat Dipl.-Ing. Friedrich Schwarz und Forstdirektor DIpl.-Ing. Josef Anderl von der Landwirtschaftskammer für Oberösterreich für die Ausarbeitung der grundlegenden Fachaufsätze zur Verfügung. Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck er läutert den Beschluß der oö. Landesregie rung über das „Jahr des Waldes". Den kultu rellen Aspekt des Themas beleuchten die Beiträge von Dr. Alois Sonnleitner, Konsulent Robert Zahler und noch einmal Dipl.-Ing. Jo sef Anderl. Kunst und Literatur sind der Bei trag über den zu Unrecht vergessenen Linzer Maler Stephan Seidler und die Lyrikauswahl von Trude Attwenger gewidmet. ISSN 0253-7435 Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck Gemeinsam können wir den Wald retten 61 Redaktion: Dr. Otto Wutzel, Dr. Elfriede Wutzel, A-4020 Linz, Landstraße 41. Kunst der Gegenwart Dr. Otto Wutzel Erinnerungen an Stephan Seidler 71 Bücherecke 81 Jahresabonnement (4 Hefte): S 380.- Einzelverkaufsprels: S 98.—. (Alle Preise inkl. 10 % MWSt.) Schwerpunktthema Heft 4/1984 Theater und Musik in Oberösterreich Llteraturbellage Trude Attwenger Gedichte Auswahl und Einführung: Dr. Otto Wutzel 89 Abb. Seite 1: Blumenfenster im alten Bauernhaus „Pachler z'Eggenberg", Wiespointner, Bezirk Vöcklabruck, als Beispiel für die Schönheit von Holz als Baustoff, — Foto: Karl Pangerl

Ober reich Kulturzeitschrift

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Der Wald in Oberösterreich Friedrich Schwarz Der hohe Waldanteil Oberösterreichs stellt nicht nur eine der Säulen der Wirtschaft un seres Landes dar, sondern er trägt auch ent scheidend zur Landschaftsvielfalt bei. Von den Auen an Inn und Donau bis zu den Lat schenflächen des Toten Gebirges und des Dachsteins oder zum „Hochwald" Adalbert Stifters im Böhmerwald finden sich die ver schiedensten Waldgeseilschaften. Sie sind vom Grundgestein und dem jeweiligen Stadi um der Bodenentwicklung genauso abhän gig, wie vom Klima und von den sie seit vielen Jahrhunderten bewirtschaftenden Men schen. In letzter Zeit werden die direkten Ein flüsse des Menschen durch die Bewirtschaf tung noch von den indirekten, den umweltbe lastenden Auswirkungen unserer Industrie gesellschaft überlagert. Diese gefährliche Bedrohung des Ökosystems Wald ist aber nur Teil einer globalen Bedrohung der Wäl der, die in den Ländern der Dritten Welt in den letzten Jahrzehnten zu einer Waldzerstörung mit völlig neuen Dimensionen führte. Die Rückwanderung unserer heimischen Baumarten nach der letzten Eiszeit wurde von den prähistorischen Menschen bereits miterlebt. Der heutige Zustand, der Anteil und die Verteilung des Waldes — auch des oberösterreichischen — ist also einerseits von den naturgesetzlichen Voraussetzungen und andererseits von den vielfältigen Ent wicklungen der Siedlungs- und Wirtschafts geschichte und ihren Auswirkungen auf den Wald geprägt. Innerhalb Europas liegt der Bewaldungspro zent Österreichs hinter den nordeuropäischen Waldländern Finnland und Schweden sowie dem Balkanbergland Albanien an bedeutsa mer vierter Stelle. Es ist mit 44,8 Prozent Be waldung das waldreichste Land Mitteleuro pas und spiegelt die seit jeher bestehende hohe Wertschätzung des Österreichers für den Wald wider. Mit einer Waldfläche von über 483.000 ha und 40,4 Prozent Bewaldung gehört Oberöster reich zu den waldreichsten Bundesländern und wird nach dem Bewaldungsprozent nur von der grünen Steiermark, von Kärnten und Salzburg übertroffen. Naturräumliche Gliederung und Waldstufen Oberösterreich hat Anteil an drei der wichtig sten Naturlandschaften Mitteleuropas. Zu sammen mit den jeweiligen klimatischen Ver hältnissen bieten sie die unterschiedlichsten Voraussetzungen für die Landwirtschaft und für den Wald: Das Granit- und Gneishochland nördlich der Donau mit seinen südlichen rechtsufrigen Ausläufern im Gebiet des Sauwaldes im Be zirk Schärding, des Kürnbergerwaldes bei Linz-Wilhering und im Raum Grein — Ybbs. Die verschiedenen Verwitterungsböden des aus der Urzeit stammenden kristallinen Grundgebirges bilden oft nur seichtgründige Bodenkrumen mit grusigen Banden in tiefe ren Schichten. Sie zeigen vorwiegend saure Reaktion in allen Abstufungen. Das Gebiet ist durch ein sehr ausgeglichenes Verhältnis von Wald-, Wiesen- und Ackerflächen ge kennzeichnet. Die nordöstlichen Kaikaipen im Süden unse res Landes mit dem nördlich vorgelagerten schmalen Saum des Fiyschbergiandes aus Rechts: Das Granit-Gneishochland zeichnet sich durch ein ausgeglichenes Verhältnis Wald-, Wiesenund Ackerfläche aus. — Foto; Gerhard Aigner Links: Die Waldlandschaft der oberösterreichischen Voralpen — Traunseegebiet — in der Sicht des Zeichners. Zwei Naturstudien von Walter Schauberger, ausgebildeter Techniker, Land schaftsgestalter, begeisterter Graphiker, geboren am 13. 2. 1894 in Freistadt, wohnhaft in Gmunden, Ehrenmitglied der Künstiergilde Saizkammergut. — Fotos: H. G. Priilinger

Talboden Im Toten Gebirge bei Hinterstoder im Bereich der nordöstlichen Kalkalpen. — Foto: Friedrich Schwarz "<di. 'ii. I' :;l" -%»- j dem Mittelalter der Erde. Die Sohafberggruppe, das Höllengebirge, Traunstein, Kesberg und Kremsmauer, das Sengsengebirge so wie die Mollner und Ennstaier Voralpen gehö ren dem Kalkvoralpenbereich an, während das mächtige Dachsteinmassiv mit Ober österreichs höchstem Gipfei mit 2995 m und das Tote Gebirge mit Großem Priel und Warscheneck dem Kaikhochalpenbereich zuzu ordnen sind. Aus verschiedenen Kalken und Hauptdolomit entstanden die verschieden sten Bodenarten und -typen. Allen Böden dieses Gebietes gemeinsam ist aber eine neutrale bis schwachsaure Reaktion. Je wei ter man in die Berge hineinkommt, desto hö her wird der Waldanteii. Im Flyschbergland erreicht er 50 und im Kalkalpenbereich 64 Prozent der Fläche. Das Alpenvorland mit den Traun-DonauEnns-Schotterplatten und dem Inn- und Hausruckviertier Berg- und Hügelland schiebt sich mit etwa 43 Prozent der Landes fläche dazwischen. Dieses aus der Neuzeit der Erde stammende Gebiet Oberösterreichs fülit die Ebenen zwischen der böhmischen Masse und den Bergen der Fiyschzone aus. Das Material für die Ablagerungen lieferten im Norden das kristalline Grundgestein und im Süden die Abtragungsprodukte der Kalkal pen. Über Schlier lagern im Hausruck- und im Kobernaußerwald mächtige Schottermas sen. Im Innviertel und am Nordrand der Fiyschzone liegen Moränenablagerungen der eiszeitlichen Gletscher. Zwischen leichte sten Sand- und schwersten Tonböden finden sich alle Übergänge mit meist hohen Nähr stoffgehalten. Schon die geringe Waldaus stattung mit nur 24 Prozent deutet auf den ho hen Stellenwert hin, den in diesem Raum die Landwirtschaft einnimmt. Boden und Klima ließen hier in Teilgebieten intensive Ackerwirt schaften entstehen. Intensive Ackerwlrtschaften mit mächtigen Bauernhöfen prägen das Erscheinungsbild des Alpenvorlandes. — Foto: Gerhard Aigner

Waldausstattung der oberösterreichischen Naturräume Naturraum Wald ha % Wiese % Acker % Sonstige % Insgesamt ha % Granit- und Gneishochland 142.000 44 22 29 5 326.000 27 Alpenvorland 124.000 24 22 41 13 510.000 43 Flyschbergland 51.000 50 23 10 17 102.000 9 Kalkalpen 166.000 64 12 2 22 260.000 21 Oberösterreich 483.000 40 20 27 13 1,198.000 100 Klimatisch liegt Oberösterreich in einem Übergangsbereich vom stark ozeanisch be einflußten Klima im Westen bis zum bereits pannonisch beeinflußten in seinen östlichen Landesteilen. Innerhalb des Großklimas hat die Höhenlage einen entscheidenden Einfluß auf die Verbreitung der Pflanzen und somit auch auf die Zusammensetzung der Waldbe stände. Soweit Bäume, Sträucher und Bo denpflanzen Klimaanzeiger sind, lassen sich Waldstufen bilden. Die Grenzen dieser Wald stufen verlaufen auf Sonnen- und Schatten seiten der Berge in verschiedener Höhe. Sie werden in kühlen Talschluchten und durch Windeinwirkung herabgedrückt, auf warmen Kalk- und Dolomitböden angehoben. Sie sind also abhängig vom Standortsklima, aber auch vom Bodenzustand und dem Grundge stein. Die sehr warme Waldstufe, im ozeanischen Klimaraum auch untere Buchenstufe be zeichnet, charakterisiert der EichenHainbuchen-Mischwald. An den Waldrändern und Feldrainen gedeihen viele wärmebedürf tige Sträucher wie Heckenkirsche, Weißdorn, Kreuzdorn und Liguster. Die Obergrenze Vitaler Auwald begleitet die Donau im oberösterreichisch/niederösterreichischen Grenzraum. — Foto: Gerhard Nerat dieser Waldstufe Hegt in Oberösterreich bei etwa 400 m Seehöhe. Sie erstreckt sich da her vom niedrigsten Punkt Oberösterreichs beim Donauaustritt an der niederösterreich ischen Grenze entlang dem unteren Ennstal bis in den Raum Steyr-Lambach-Grieskirchen-Eferding und donauabwärts sowie entlang dem Inntal zwischen Ach/Burghau sen und Schärding. An den Flüssen und an der Donau liegen noch heute Reste der einst sie breit begleitenden Auen. In den stromund flußnahen Weichholzauen beherrschen die verschiedenen Weiden und die Grauer len, aber auch mächtige Schwarzpappeln das Bild. In den nur von Spitzenhochwässern überschwemmten Hartholzauen wachsen Esche, Stieleiche, Hainbuche, Winterlinde, Spitz- und Feldahorn sowie Grau- und Schwarzerle, aber auch Ulme, Silberpappel und die schon erwähnten wärmebedürftigen Sträucher. Auf flachgründigen, trockenen Bö den und den sonnenseitigen Hängen im Do nautal ist die Weißkiefer heimisch. Die Fichte wächst hier sehr gut, allerdings außerhalb Ih res natürlichen Verbreitungsgebietes. Diese wirtschaftlich wichtige Baumart wird daher hier durch viele Schädlinge bedroht. In der warmen Waldstufe, der mittleren Bu chenstufe, können auf warmen lehmreichen Böden, besonders am Bestandesrand und im Freistand, auch noch Eiche und Hainbuche gedeihen. Sie ist aber das Hauptverbrei tungsgebiet der Rotbuche. Die Fichte wurde in dieser Waldstufe schon vor langem einge bracht und kommt vor allem auf bodensauren Standorten vor, wo sie anspruchsvollere Bau marten verdrängt. Kiefer und Tanne gedeihen hier ebenfalls gut. Unter ungünstigen Klimaund Bodenbedingungen erreicht diese Stufe die obere Begrenzung schon bei etwa 600 m Seehöhe, unter günstigen allerdings erst bei 1000 m und mehr. Diese Waldstufe nimmt da her auch den größten Teil Oberösterreichs ein. Sie umfaßt große Teile des Mühlviertels und des Alpenvorlandes mit Hausruck-, Kobernaußer- und Sauwald, der Wälder im Flyschbergland, im Seengebiet des Salzkam mergutes und reicht bis zur niederösterreichi schen Landesgrenze. In dieser warmen Waldstufe zeigt sich die ganze Artenvielfalt unserer Waldflora. Von den Eschen-AhornUlmen-Wäldern in den Schluchten und Tä lern über die Kiefernwälder auf steilen, war men Dolomitsüdhängen, von den schmalen Uferauen der Bäche des Mühlviertels und der Alpen mit Erlen und Weiden bis zu den Birken und Spirken, einer Latschenart mit aufrech tem Stamm, in den Mooren. Hier finden sich aber auch neben reinen Buchenwäldern zu wachsfreudige Fichten-Tannen-BuchenMischwälder sowie gesunde und wuchskräf tige Fichtenbestände.

Beste Gesundheit und Wuchskraft der FichtenTannen-, Buchen-Mischwälder beherrschen die kühle Waldstufe,—• Foto: Peter Kar Die kühle Waldstufe, auch obere Buchenstufe genannt, schließt an die warme Waldstufe an. Bei entsprechender Bodenbeschaffenheit herrscht der Flchten-Tannen-BuchenMlschwald vor. Hier ist aber die Fichte voll standortgemäß, bei bester Gesundheit und Wuchskraft. Die Buche wird in den höheren Lagen zur dienenden Holzart und findet ebenso wie die Kiefer ihre obere Verbrei tungsgrenze. Dafür spielt der Bergahorn in diesem Bereich eine maßgebliche Rolle. Die Obergrenze dieser Stufe liegt im Böhmer wald bei etwa 1000 m Seehöhe, in den Kalkal pen bis zu 200 m höher. Die Lärche drängt in den oberen Bereichen der Alpen die Fichte zurück. Wälder dieser Stufe beherrschen die gebirgigen südlichen Teile unseres Landes und die höheren Lagen des Mühlviertels. Die kalte Waldstufe, wegen der hier vor herrschenden Nadelbaumarten auch Nadel waldstufe genannt, ist die eigentliche Heimat der Fichte und der Lärche. Die Hochgebirgsrasse der Fichte mit ihren sehr schmalen Kro nen ist an die extremen Witterungsbedingun gen, besonders die starken Schneefälle, an gepaßt. Während Bergahorn und Eberesche noch gedeihen, bleiben Buche, Ulme und Tanne am untersten Rand dieser Stufe. Als höchststeigender Baum im Dachsteingebiet, im Toten Gebirge und auch am Warscheneck wächst die Zirbe. Im Rahmen der naturgesetzlichen Vorausset zungen spiegeit der oberösterreichische Wald aber auch die hohe Waldgesinnung sei ner Besitzer wider. Die Daten der österreich weiten Forstinventur lassen Vergleiche zu, die es gestatten, festzustellen, daß „unser" Wald überdurchschnittlich produktiv und lei stungsfähig ist. Daß der Wald nachhaltig, also so bewirtschaftet wird, daß der Holzvor rat als sorgfältig behütetes Kapital für die nachfolgenden Generationen erhalten bleibt oder sogar noch steigt, zeigt ein Vergleich der Ergebnisse der Forstinventurperioden 1960^0 und 1970/80. Während dieser Zeit ist der im oberösterreichischen Wald vorhande ne gesamte Holzvorrat um über 12 Prozent angestiegen. Er weist damit die höchste Stei gerungsrate aller Bundesländer auf und liegt doppelt so hoch wie der Bundesdurchschnitt. Die erfolgreiche Waldbewirtschaftung wird noch dadurch unterstrichen, daß in dieser Pe riode in Oberösterreichs Wäldern, welche nur 12 Prozent der Gesamtwaldfläche Öster reichs ausmachen, im Durchschnitt rund 18 Prozent der österreichischen Holznutzung ausgeführt wurden. Die Wertigkeit des Waldes für unser Land ist aber nicht nur am Gewicht seiner Nutzfunk tion zu messen. Auf seine Schutzfunktion im Bergland zur Sicherung der Siedlungsräume und Hauptverkehrswege kann niemand ver zichten. Der Wald schützt die Wasserquellen und bietet den Menschen Erholung in unse rer streßgeplagten Zeit. Auf Grund seines gu ten Zustandes erfüllt der Wald heute noch alle seine Funktionen. Im Warscheneck-Gebiebtildet die Zirbedie höchstiiegenden Waidbestände der kalten Waidstufe. — Foto: Roland Weiitiarter 6

NaturräumMche Gliederung und Waldstufen Ii A/l pe n v^oill ajrd I I Sehr warme Waldstufe (untere Buchenstufe) I I Warme Waldstufe (mittlere Buchenstufe) Kühle Waldstufe ( obere Buchenstufe) Kalte Waldstufe Aber morgen? Wie kaum In einem anderen Bundesland liegt der Wald In Oberösterreich In einem Span nungsfeld, das aus dem Wandel des früheren Agrarlandes zu einem hochindustrialisierten Land mit strukturveränderter Landwirtschaft, hohen Siedlungsverdichtungen und breiten Verkehrsströmen sowie einem beachtlichen Fremdenverkehrstrend resultiert. Dement sprechend unterliegt der Wald zahlreichen Gefahren von außen, deren bedrohlichste In Oberösterreich derzeit die großräumige Vltalltätsmlnderung durch forstschädliche Luft verunreinigungen Ist. Waldschäden durch Nahimmissionen um die Industrien und Bal lungsräume sind für die Forstwirtschaft ein schon seit Jahrzehnten bekanntes sorgener regendes Problem. Die Wälder um Linz, Lenzing-Vöcklabruck und HanshofenBraunau sind solche „traditionelle" oberöster reichische Rauchschadensgebiete. Hier be stehen zwischen den Emittenten bzw. den emittierten Schadstoffen und den Schäden Im Wald eindeutige Zusammenhänge. Die Begrenzung solcher Immissionsschäden wurde durch die „Politik der hohen Schorn steine" durchbrochen. Die Umweltschutzbe mühungen der letzten Jahrzehnte haben In den Ballungsräumen eine deutliche Verbes serung der Luftverunreinigungen gebracht. Dies jedoch auf Kosten bisher gesunder, fern ab der Verursacher liegender Wälder. Nach einer Im Herbst des vergangenen Jah res durch den Landesforstdienst vorgenom menen Vitalitätsansprache betragen die Emittenten zuzuzählenden Nahlmmlsslonsschäden zirka 17.500 ha bzw. 3,6 Prozent der Gesamtwaldfläche Oberösterreichs. Die kei nem Verursacher direkt zuordnungsfähigen Vitalitätsminderungen In fernliegenden Wäl dern wurden mit 61.500 ha, das sind 12,7 Pro zent der Landeswaldfläche, ermittelt. Die Ge samtsumme der durch Nah- und Fernimmis sionen beeinträchtigten Waldflächen beträgt 79.000 ha bzw. 16,3 Prozent der Waldfläche

Waldschädliche Luftverunreinigungen: Schadenskarte Herbst 1983 Ii I tüioHbar« { I »üf Flash» 'I te 1} y*—<» 52X- I, i ' ■"' -h, ' ■ r bwWra « NlM: tKiH r\s ein V-' 4, 'a*.'7^ wvim/ 1 ,r—«H....- - ,5Sj;>2 \\ •!»:; r \ V— Vc-T^^'»-.uV ir 1" '.A->\ ••■.♦" .' 'jl e S^tX. • "»ü* "/ '. ' -4i •:■>'-♦' . , ,.l:: -- Lr^;~ .l>~3^SäMö;k>'aSLt5- '•7\ --K-' » \ * B»V I (V •—v: fS Vwir-jT*"^; ■■. .\ ■T, ■.: -r . y- ' 'jir'üi 1. "'ST'-rU? !4: 'O- «hl • •'",«>.' I l. P r» ■ "^"-•^y^V-,^"",'*' '■'■■' 'iw.—#\ C*"^' .., , /r. • • ( ■ "TC" - l lytw* * ' - - ..r"^ — i , ■ \ ■ ■■ .,. 1 •f\ , ;, -.rs." vv ;; ., _ . A. i;^e--.s-^ 1" '««.t I 4^' "• '■H- " ^ 1 %>■ (iXMNa Oberösterreichs. So wie in den Nahimmissionsbereichen die Schäden in Abhängigkeit von den Windfeldern unterschiediich wirk sam werden, stehen auch die von Fernbela stungen ausgehenden Schäden in direktem Zusammenhang mit der Häufigkeit der Win de aus den durch Luftschadstoffe stärker be lasteten Räumen. Die Berichte über die schiimmsten Wald schäden kommen aus dem mitteleuropäi schen Raum. Besonders betroffen sind die süddeutschen Länder Bayern und BadenWürttemberg, vor allem aber die Tschechos lowakei, deren Schadzentren in Nordböhmen an der Grenze zur DDR und zu Polen liegen. Die Schadstoffemissionen des um das Erz-, Iser- und Riesengebirge liegenden hochindu strialisierten Raumes führten dort in den ietzten Jahren zu einem Waldsterben unvorstell baren Ausmaßes. Oberösterreich liegt, großkiimatisch gesehen, in der Westwindzone. Bei einem Vergleich der Hauptwindrichtun gen in einigen meteorologischen Stationen im Mühlviertel fällt außerdem ein zwar jahreszeitiich schwankender, aber doch deutiich ausgeprägter Anteil von Nord- und Nordwest winden auf. Orographische Hindernisse be günstigen den Absatz von Luftverunreinigun gen. Oberösterreich fehien aber derartig vor gelagerte Hindernisse gegen Westen und Nordwesten. Die Berichte über die durch Luftschadstoffe verursachte Waldschadens situation in Süddeutschland und der Tsche choslowakei müssen daher in Oberösterreich eine ganz besondere Beachtung finden. Die Überlagerung der durch die eigene hohe In dustrialisierung verursachten „hausgemach ten" Nahimmissionen mit den große Räume überstreichenden Fernimmissionen gefähr den Oberösterreich im Verhältnis zu anderen Bundesiändern besonders stark. Die Ausdehnung und Verlagerung der Schä den in den Alpenraum ist besonders alarmie rend. In den höheren Lagen besteht keine Al ternative zur Forstwirtschaft, besonders aber auch keine zu den besonders gefährdeten Nadeibaumarten. Hier leben die Menschen vom und mit dem Wald, der Waldwirtschaft 8

und dem Fremdenverkehr. Wenn auch das Zusammenwirken der einzelnen Schadfakto ren, die auf das Ökosystem Wald einwirken, noch nicht bis in alle Einzelheiten erforscht ist, und alle diesbezüglichen Forschungs initiativen dringend notwendig und zu unter stützen sind, kann das für niemand eine Aus rede dafür sein, daß sofort und mit allem Nachdruck alle schadstoffminimierenden Maßnahmen in raschestmögiicher Zeit reali siert werden. Eine unserer Lebensgrundla gen, der Wald, ist in Gefahr: Der Wald darf nicht sterben! Erzgebirge: Das Waldsterben erreicht in den Hochlagen ein unvorstellbares Flächenausmaß. — Foto: Friedrich Schwarz • -'a-S ; ■■ ■... ^ -k. Si^SsiÄi» , f ■ , Waldidylle — Waldmärchen? — Foto: Ernst Mathe Literatur; Werneck, H. L., 1950: Die naturgesetzlichen Hufnagl, H., 1970: Der Waldtyp ein Behelf für die Grundlagen des Pflanzen- und Waldbaues In Waldbaudiagnose Oberösterreich

Oberösterreichische Kraftwerke Aktiengesellschaft Energie aus Wasser Viktor Kaplan — Zum 50. Todestag des österr. Erfinders Die Kaplanturbine ist sicherlich eine der bedeutendsten Erfindungen unseres Jahr hunderts und aus dem modernen Kraft werksbau nicht mehr wegzudenken. Sie ermöglicht als einziges Laufrad die unterschiedlich großen Wassermengen der Flüsse und Ströme in deren Mittel- und Un terläufen, wo nur geringe Fallhöhen zur Ver fügung stehen, nutzbar zu machen. Sie hat den Vorteil, etwa das Doppelte an Wasser menge verarbeiten zu können als die bis da hin übliche Francis-Turbine. Da die Schau feln der Kaplanturbine in ihrem Steigungs winkel verstellbar sind, kann die Maschine, unabhängig von den witterungs- und jah reszeitlich bedingten Schwankungen der Wassermengen, die dargebotene Rohenergie mit gutem Wirkungsgrad ausnützen. Es werden Nutzungsgrade bis zu 95 Prozent und damit eine hohe Wirtschaftlichkeit er reicht. Heute werden weltweit etwa 50 Pro zent der elektrischen Energie aus Wasser kraft durch Kaplanturbinen erzeugt. Viktor Kaplan wurde am 27. November 1876 in Mürzzuschlag geboren. Vielleicht waren es die vielen Wasserräder in der Um gebung von Mürzzuschlag, die seine Nei gung zum Turbinenbau wachhielten. Er soll jedenfalls schon als Bub Modelle von Was serrädern gebastelt haben. Nach Absolvierung der Realschule in Wien studierte er Maschinenbau an der Techni schen Hochschule, wo er 1900 das Inge nieurdiplom erwarb. Er trat als Konstruk teur in die Leobersdorfer Maschinenfabrik ein und befaßte sich mit Dieselmotoren. Von dort aus knüpfte er Beziehungen zur Deutschen Technischen Hochschule in Brünn. 1903 wurde er an die Lehrkanzel für Maschinenlehre, Kinematik und Maschi nenbaukunde nach Brünn berufen und war dort Mitarbeiter von Professor Musil. In dieser Zeit erschien neben kleineren wis senschaftlichen Arbeiten 1908 das erste große Werk über den Bau rationeller Francisturbinen-Laufräder. Mit dieser Ar beit erwarb er 1909 den Doktorgrad der Technischen Hochschule in Wien. In Brünn ging auch sein großer Wunsch nach einem eigenen Laboratorium für Was serkraftmaschinen in Erfüllung, dank der Unterstützung des Industriellen Heinrich Storek, der später bei der Verwirklichung der Erfindung Kaplans eine entscheidende Rolle spielte. Die Erfindung Infolge der ansteigenden Elektrifizierung zu Beginn des 20. Jahrhunderts gewann der Bau von Kraftwerken, vor allem von Was serkraftwerken, immer mehr an Bedeutung. Dabei traten die Mängel der damals meist verwendeten Francis-Turbinen zum Vor schein. Die kleinen Drehzahlen kamen der Forderung nach den hohen Drehzahlen der Generatoren nicht nach. Und auch die Aus nützung der großen Wassermengen bei klei nen Nutzfallhöhen, wie sie z. B. bei Lauf kraftwerken gegeben sind, war bei der Francis-Turbine schlecht und dadurch un wirtschaftlich. Die von Kaplan entwickelte Turbine erfüllte alle bis dahin fehlenden Anforderungen. Der Grundgedanke Kaplans war es, das Laufrad als Propeller auszubilden. Verein facht betrachtet ist die Kaplan-Turbine eine Schiffsschraube mit verkehrter Wirkung. Die hohen Drehzahlen und der hohe Wir kungsgrad sind die Hauptvorteile dieser Turbinenart, zu deren Entwicklung Kaplan rund fünf Jahre gebraucht haben soll. Ein langer Weg 1913 wurde Viktor Kaplan zum außeror dentlichen Professor für Maschinenbau er nannt. Es sollten aber noch Jahre vergehen, ehe sich die erste Kaplan-Turbine in der Pra xis drehte. Im Kampf um die Anerkennung seiner Er findung — alle renommierten Turbinenfa briken hatten die Ausnutzung seiner Patente abgelehnt — fand Kaplan die Unterstützung der Firma Storek. Storek erklärte sich bereit, in seinem Werk in Brünn eine für die Praxis bestimmte Turbine nach den Plänen Ka plans zu bauen. Im März 1919 wurde sie von einer Strickwarenfabrik südöstlich von Wien in Betrieb genommen. Der Erfolg war so groß, daß die Firma Storek beschloß, den Bau von Kaplanturbinen fabriksmäßig auf zunehmen. Es gab allerdings noch schwere Rückschläge. Beim Bau größerer Aggregate und einer Nutzfallhöhe über sechs Meter traten bei schnellaufenden Kaplanturbinen explosionsartige Geräusche und Erschütte rungen auf. Auch sank die Leistung stark ab und die Laufräder zeigten Oberflächenschä den, obwohl das Wasser neutral und frei von Sand war. Die Überwindung dieser Schwierigkeiten schien vorerst unmöglich. Gustav Oblustil, ein Storek-Ingenieur, fand schließlich die Erklärung: Im strömenden Wasser bildeten sich Hohlräume, sogenann te Kavitationen. Nach mehrmonatiger Ar beit konnten kavitationsfreie Laufräder ent wickelt werden — der Weg zum Welterfolg war frei. Die Aufregungen im Patentstreit — in 260 Weltpatenten ist die Erfindung gesichert — und die Rückschläge durch die Kavitationen hatten Kaplans Gesundheit erschüttert. Er blieb bis 1931 an der Technischen Hoch schule in Brünn tätig, einer Berufung an die Technische Hochschule in Wien konnte er nicht mehr Folge leisten. Kaplan zog sich auf seinen Landsitz in Unterach am Attersee zu rück, wo er am 23. August 1934 starb. Heute wären Laufkraftwerke in der ganzen Welt ohne Kaplan-Turbinen nicht mehr denkbar. Und in einer Zeit des stetig wach senden Energiebedarfs und einer immer stärkeren Forderung nach Umweltschutz, gewinnt die Erfindung Viktor Kaplans durch die optimale Nutzung der Wasser kraft in Laufkraftwerken noch zunehmende Bedeutung. 10

O berösterreichs Wälder als Wirtschaftsfaktor Rudolf Trauner Oberösterreich hat in den letzten Jahrzehn ten einen beispiellosen und tiefgreifenden Wandel von einem vorwiegend agrarisch strukturierten Gebiet zu einem wirtschaftlich industriell geprägten Land vollzogen. Diese Entwicklung hat der oberösterreichi schen Bevölkerung ein bisher nicht gekann tes Ausmaß an Wohlstand gebracht. Immer deutlicher wird aber auch, daß wir selbst of fenbar durch die Art, wie wir leben und produ zieren, unsere ureigensten Lebensgrundla gen mehr und mehr gefährden. Eine ständig größer werdende Fläche der oberösterreichischen Waldgebiete zeigt schon deutliche Anzeichen von schweren Er krankungen des Baumbestandes. Dabei han delt es sich zum Großteil um Schäden, die nicht nur der geschulte Forstfachmann oder der mit Prüfgeräten ausgestattete Wissen schaftlererkennen, sondern um Beeinträchti gungen, die bereits jeder Laie mit freiem Auge feststellen kann. Anfangs vermuteten einzelne, als Ursachen kämen extreme Klimaereignisse, wie Trockenjahre, bislang unbekannte Krank heitserreger oder aber Anbau von Baumarten auf ungeeigneten Böden in Frage. Diese Vermutungen haben sich nicht bestä tigt. Alle Fachleute vertreten inzwischen die Ansicht, daß Schadstoffe in der Luft als pri märe Ursache verantwortlich für die Baumer krankungen seien. Obwohl endgültige wis senschaftlich belegte Kausalitätszusammen hänge noch immer nicht feststehen, spielen ohne Zweifel Schwefeldioxide und Stickoxide eine Schlüsselrolle. Schuldzuweisungen in dieser Situation an In dustrie und Wirtschaft lösen keinesfalls das Problem. Ganz im Gegenteil entstehen da durch Vorurteile und Verallgemeinerungsten denzen, die wegen angeblich unvereinbarer Interessen einem Gegensatz Wirtschaft und Umwelt das Wort reden. Es gibt keine Frontstellung Wirtschaft gegen Umweit Bei genauer Betrachtung der Fakten wird al lerdings sehr deutlich klar, daß es eine Front stellung Wirtschaft gegen Umwelt gar nicht gibt. Allein der Aufbau einer geeigneten Umwelt schutztechnologie bringt vor allem den flexi blen Klein- und Mittelbetrieben neue Produkt chancen und Absatzmöglichkeiten, so daß sich schon aus dieser Sicht ein Gleichklang der Interessen abzeichnet. Dazu kommen zwei weitere Ansatzpunkte, die besonders klar vor Augen führen, daß die Wirtschaft im eigenen existenziellen Interes se bemüht ist, den unersetzlichen Lebensfak tor Wald als Voraussetzung für eine Bewälti gung der Zukunft zu erhalten. Einmal abgesehen von der Bedeutung des Waldes als wesentliches Element im Natur kreislauf, wird der Wald in unserer streßge plagten, hektischen, hochtechnisierten UmDie „Roisl-Linde", mächtiges Naturdenkmal im Bezirk Vöcklabruck. Besitzer Alois und Agnes Rosner, „RoisI" in Ramtesberg. Mancher Ast mußte schon für den Bruder herhalten, der Bildschnitzer ist. — Foto: Karl Pangerl 11

Im Hochwald suchen wir Menschen Erholung und finden immer wieder zu den ewigen menschlichen Werten zurück. — Foto: Ernst Mathe weit immer mehr zu jener Stätte, wo wir Erho lung, Zuflucht und Geborgenheit finden kön nen. Treffend hat der Dichter Siegfried von Vege sack formuliert: „Wenn Deine Seele krank ist, dann verbirg Dich wie ein verwundetes Tier in den Wäldern, sie werden Dich heilen." Hervorragende volkswirtschaftliche Be deutung des Waldes als Wirtschaftskörper Noch weitaus wichtiger als die eben kurz skizzierte Sozialfunktion des Waldes ist aus der Sicht der Wirtschaft die volkswirtschaftli che Bewertung des Waldes als Wirtschafts körper. Allein die Tatsache, daß heute 40,4 Prozent der oberösterreichischen Landesflä che von Wald bedeckt wird, läßt einiger maßen erahnen, daß die wirtschaftliche Nut zung signifikante Auswirkungen auf die ober österreichische Betriebs-, Produktions- und Beschäftigungsstruktur haben muß. Betrachtet man die Geschichte unseres Bun deslandes, kann man feststellen, daß der Wald als Holzlieferant schon vor Jahrhunder ten die Basis für die wirtschaftliche Entwick lung unseres Bundeslandes darstellte. Auch heute hat sich an dieser Bedeutung des Wal des als Rohstofflieferant für die Wirtschaft nichts geändert. Der einzelne Baum als Holz fabrik ist wohl das leiseste und gesündeste Produktionssystem, das es auf dieser Welt gibt. Obwohl der Produktionsstoff Holz erneuerbar ist, darf es bekanntlich im Hinblick auf die lange Produktionszeit nicht über ein gewis ses Maß genutzt werden. Holz wächst nur am Holz, ähnlich wie auch — um in Wirtschafts diktion zu bleiben — Zinsen nur am Kapital wachsen. Der Begriff der nachhaltigen Nutzung ist da her oberstes Gebot für die Forstwirtschaft und damit auch Richtgrenze für die Wirt schaft bei der Festlegung der verwertbaren Bedarfsmengen. In diesem Zusammenhang wird der Wirtschaft gar nicht so selten unter stellt, daß die örtliche Holzindustrie und deren extensive Exportbemühungen mit zu den größten Waldzerstörungen führen. Das stimmt nicht. Die strengen Einschlagsbe schränkungen und die Verpflichtung der Auf forstung hat über Jahre hinweg die Rohstoff basis in Oberösterreich aufrechterhalten. Ins gesamt hat die Waldfläche auch in den letz ten zehn Jahren zugenommen. Der Waldbe stand in Oberösterreich erhöhte sich im Zeit raum von 1971 bis 1980 um 6 Prozent. Im oberösterreichischen Wirtschaftswald stehen insgesamt 112 Millionen Vorratsmeter Holz oder auf ein in Hektar umgerechnet 281 Vor ratsfestmeter. An diesem stehenden Holzvor rat wachsen jährlich 3,1 Millionen Vorratsfest meter oder pro Hektar 7,7 Vorratsfestmeter zu. In Oberösterreich ist damit in den letzten Jah ren der Holzvorrat um 12 und der Gesamtzu wachs um 18,8 Prozent gestiegen. Ohne Zweifel kann aber auch die Unterlas sung einer Nutzung die Produktionsfähigkeit des Waides beeinträchtigen. Der Schutzwald kann beispielsweise seine Funktion nur erfülHolzlleferung in früheren Zelten, wie sie ein Ölbild des verstorbenen Lauffener Malers Eduard Pichl „Anzenaumühle" zeigt, das sich im Heimatmuseum Bad Geisern befindet. — Foto: Handiechner m ■ MH-i pl3 !^. ''' ' 'ässs 12

Holzlieferung fieute: Holzlleferungen sind ein wesentlicher Auftragsbestandteil für das oberösterreichische Transportgewerbe. Rund 58 Prozent aller Ausfuhren werden von oberösterreichischen Unternehmen durchgeführt. — Foto: Abt. Presse und Information der Handelskammer für Oberösterreich 11 1 I len, wenn er aus gesunden kräftigen Bäumen besteht, ist der Schutzwald überaltert, kann er den an Ihn gestellten Forderungen nicht mehr ausreichend genügen. Das gleiche gilt für Stangenhölzer, die nicht rechtzeitig und ausreichend durchforstet und sohln anfällig für Wind, Schnee und letztlich auch Insekten werden. Braucht unsere moderne Industriegesell schaft auch In Zukunft noch Holz? Die rechtzeitige und ausreichende Nutzung unserer Wälder Ist vom forstwirtschaftlichen Standpunkt her gesehen nicht nur wün schenswert, sondern sogar notwendig. Spä testens hier stellt sich allerdings die Frage, ob die holzverarbeitenden Betriebe Ihrerseits ausreichenden Absatz für Ihre Produkte fin den. Exakt lautet die Kernfrage, ob wir In un serer hochentwickelten Industriegesellschaft Holz wirklich noch brauchen bzw. ob man Holz In der vorhandenen Menge und Vielsei tigkeit nicht durch andere Rohstoffe, wie etwa Kunststoff, ersetzen könnte. Ein wertvoller Hinwels, der die gefühlsmäßig zunehmende Beliebtheit des Holzes auch empirisch bestä tigt, scheint diesbezüglich der Pro-KopfVerbrauch In führenden Industrienationen, wie USA oder Schweden, die noch einen weitaus höheren Bedarf als wir In Österreich aufweisen. Hoher Holzverbrauch Ist also ein Zeichen für hohen Lebensstandard und nicht etwa umgekehrt. Holz ist überall — Warum ist Holz so beliebt? Ob man Würste grillt und das HolzkohleFeuer beobachtet; ob man die Wurst dann mit oder ohne Zellulose-Foliendarm verzehrt und Fleisch auf einem Brett zerkleinert; ob man danach Zeltung Nest, In den Zähnen stochert, die Arme zufrieden auf die Stuhllehne legt oder beim Kartenspiel auf den Tisch haut; ob man ein Loch durch die dünne Kunststoffolle der Einbauküche bohrt, einen Kratzer In die Schrankwand macht, den Absatz eines Da menschuhs zerbricht oder sich Ins Bett legt; ob man auf dem Dachboden nach Kisten sucht und einen Karton findet: ob man Im Fer tighaus einen Nagel In die Wand schlägt oder beschließt, Heimwerker zu werden — überall stößt man auf Holz. Mit anderen Worten: Die Vielfalt des Holzge brauches Ist so groß, daß es sich nur an Hand von Beispielen und ohne Anspruch auf Voll ständigkeit beschreiben läßt. Und doch gibt es Ordnung In dieser Vielfalt. So können die zahlreichen Verwendungen auf folgende Fragen reduziert werden: Wird das Holz als Substanz, also als Brenn-, Faser-, Spann- oder Chemierohstoff ver wendet? Soll das Holz als gewachsener, tragender Körper, beispielsweise als Brett, Balken oder als Mast wegen seiner Festigkeit bei gerin gem Gewicht eingesetzt werden? Oder wird es wegen seiner schönen Indivi duellen Oberfläche als Furnier oder wieder um als Brett und Balken gesucht? Substanz, Körper oder Oberfläche — für alle drei Nutzungseinrichtungen gibt es zahllose Beispiele. Ganz sicher Ist die vielfältige Verwendungs möglichkeit aber nicht allein ausschlagge bend für die Beliebtheit des Holzes. Wenn man davon ausgeht, daß große robuste Völ13

f -e"'" I Links; Hoizprodukte gewinnen einen immer höheren Stellenwert in der modernen Wohnkultur. — Foto: Werkgarner Rechts: Die oberösterreichische Kunstiandschaft ist ohne Holz nicht vorsteiibar. Vom frühen Mittelalter bis in die Gegenwart ist Holz ein wesentlicher Werkstoff für unsere Bildschnitzer, Aitarbauer usw. Im Bild ein Detail vom Gesprenge des gotischen Flügelaitars in der Pfarrkirche Haiistatt. — Foto: Max Eiersebner kerschaften über Jahrhunderte hin in Holz häusern herangewachsen sind, kann man si cherlich feststellen, daß ein Leben in Holz nicht ungesund sein kann. Holz ist leicht bearbeitbar. Es gibt wohl kaum ein anderes festes Material, das man mit so wenigen und einfachen Werkzeugen, wie Säge, Hobel, Hammer, Schraube, Nagel und Leim, sowie relativ geringem Kraftaufwand so vielseitig bearbeiten und verbinden kann. Wenig Zweifel herrscht darüber, daß gewach senes Holz in der Wohnung, am Arbeitsplatz und in repräsentativen Bauten schön und warm anmutet, daß es die Akustik verbessern kann, daß es mit Anstand altert und daß es kaum dem wechselnden Modegeschmack unterliegt. Besonders wichtig ist für Gegen wart und Zukunft, daß Holz durch seine Indi vidualität der Eintönigkeit entgegenwirkt und den Menschen hilft, sich gegen eine immer uniformer werdende Umwelt zu wehren. Immerhin kann nutzlos Gewordenes und aus der Mode Gekommenes aus Holz immer noch verheizt werden — die Abgase sind schwefelfrei und ungefährlich — und bereitet daher keine Müllprobleme. 14

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Der Rohstoff Holz kann ohne Probleme gelagert werden, er ist umweltfreundlich und für das Auge wohltuend. Foto: Bibliothek der Handelskammer für Oberösterreich jK.8^' - ^ Der wirtschaftliche Hintergrund der Hoizproduktion und -Verarbeitung in Oberösterreich Aus all den angeführten Argumenten und Beispielen läßt sich ableiten, daß Holz als Rohstoff in Zukunft an Bedeutung gewinnen wird. Es ist daher an der Zeit, den wirtschaftli chen Hintergrund der Holzproduktion und Verwertung, sowie die Auswirkungen auf das Beschäftigungssystem an Hand einiger Kennzahien und Fakten einigermaßen auszu leuchten: Laut Forstinventur 1971/80 hat Oberösterreich rund 483.000 ha Wald, davon 83 Prozent Wirt schaftswald — Hochwald, 5,4 Prozent Schutzwald im Ertrag, 10,4 Prozent Wald au ßer Ertrag und 1,2 Prozent Ausschlagwald. Rund 53,2 Prozent des Waldes in Oberöster reich sind Kleinwald, der rund 48.000 über wiegend bäuerlichen Besitzern gehört. Priva ter Großwald mit 18,9 Prozent und die öster reichischen Bundesforste mit 135.000 ha oder 27,9 Prozent vervollständigen diese Auf gliederung nach Eigentümern. Die Waldbewirtschaftung ist eine wesentiiche finanzielle Stütze, vor allem der bäuerlichen Betriebe. Damit werden nicht nur die Geräte für die Holzgewinnung, sondern sehr oft auch an dere Maschinen und Investitionen finanziert. Diese Impulse für die Wirtschaft aus dem landwirtschaftlichen Bereich, sozusagen mit dem Wald als mittelbaren Zahler oder BürX ' / gen, wären heute aus dem Wirtschaftsleben gar nicht mehr wegzudenken. In der Baumarteneinteilung Oberösterreichs dominiert der „Brotbaum" der oberösterrei chischen Forstwirtschaft, die Fichte mit 65,1 Prozent, gefolgt von der Buche mit 13,7 Pro zent, während andere Arten eher unbedeu tende Anteile erreichen. Daß Oberösterreichs Forstfachleute einer seits gute Arbeit geleistet haben, und daß an dererseits Vorrat und Zuwachs in Oberöster reich entsprechend hoch sein müssen, be weist der oberösterreichische Einschlag im Verhältnis zum Gesamteinschlag in Öster reich. Während letzterer zwischen 1978 und 1980 im Jahresdurchschnitt 11,6 Mio. Ernte festmeter (Efm) betrug, wurden im selben 16

So sah ein altes Sägewerk aus — Eine 1814 eingerichtete Säge mit Venetianergatter, die 1983/84 von ihrem früheren Standort in Lungendorf, Gemeinde Rettenbach, als Stiftung ihres Besitzers nach Bad Goisern überführt und im Gelände des Freilichtmuseums Anzenaumühie aufgestellt worden ist. — Foto: Handlehner Zeitraum in Oberösterreich, also auf nur 12 Prozent der Gesamtwaldfiäche, im Durch schnitt rund 18 Prozent des österreichischen Einschlages, nämlich rund 2,1 Miliionen Efm realisiert. Laut einer statistischen Erhebung bean sprucht der Durchschnittsösterreicher jähr lich 205 kg Sägeholz und Holzwerkstoffplat ten sowie 135 kg Papier und Pappe. Auf eine dreiköpfige Familie entfällt demnach im Jahre rund 1 t an Holzprodukten. Eine der wichtig sten Branchen, die sich mit der Verwertung von Holz als Rohstoff für die Wirtschaft be faßt, ist die Sägeindustrie. Sie ermöglicht die spätere Weiterverarbei tung der einzelnen Holzarten in den verschie densten Branchen. Im Jahre 1982 wurden in Oberösterreich von 600 Sägewerken, die zu sammen einen durchschnittlichen Beschäfti gungsstand von 2000 Arbeitnehmern aufwei sen, aus rund 1,7 Millionen Festmetern Rund holz ca. 1,1 Millionen m^ Schnittholz erzeugt. Rund 600.000 m^ Schnittholz wurden im Jah re 1982 exportiert. Mit der kräftigen Steige rungsrate von 15 Prozent gegenüber 1982 konnten die Exporte von Schnitthoiz 1983 auf nunmehr 700.000 m^ ausgebaut werden. Im Vorjahr betrugen die gesamtösterreichi schen Schnittholzausfuhren 4,3 Millionen m^, wobei Oberösterreich mit einem Anteil von 16 Prozent hinter der Steiermark und Kärnten an dritter Stelle liegt. Die Hauptverkehrsträger der oberösterreichi schen Schnittholzexporte sind die Straße und die Bahn. Rund 58 Prozent der Ausfuhren werden auf der Straße getätigt, während 42 Prozent von der Bahn bewältigt werden. Auch mit diesen Zahlen wird deutlich, daß Holz aus dem vielfältigen Räderwerk der Wirtschaft nicht mehr wegzudenken ist. Die Holzverarbeitung und -Verwendung ist ähnlich wie die Standortverteilung des Wal des in idealer Weise dezentralisiert, hand werklich orientiert und sehr vielseitig. So viel seitig, daß wichtige Zweige nur beispielhaft beschrieben oder angedeutet werden kön nen. Holz ist wichtigster und unersetzbarer Roh stoff für eine Reihe von Branchen, wie etwa die Holzindustrie, Tischler, Zimmerer, Drechsler, Instrumentenmacher usw. In diesen Branchen sind in Oberösterreich über 20.000 Arbeitskräfte beschäftigt, deren Arbeitsplatz unmittelbar vom Holz abhängig ist. Aber auch für viele andere Branchen spielen das Holz bzw. Produkte aus Holz eine große Rolle, wie beispielsweise für die Bauin dustrie, das Baugewerbe, die Papiererzeu gung und -Verarbeitung, die Druckereien, die Buchbinder, den Möbelhandel usw. Auch das Bestehen und die Beschäftigtensituation dieser Betriebe hängt mittelbar vom Grund stoff Holz ab, so daß insgesamt mehrere hun derttausend Arbeitskräfte in Oberösterreich in irgendeiner Weise vom Holz leben. Neben der wichtigen Rolle als Rohstoff und Baustoff kommt dem Holz aber auch als Energieträger eine immer größere Bedeu tung zu. Gerade in der Sägeindustrie sind in der letzten Zeit verstärkt Bemühungen im Gange, Sägenebenprodukte, wie Sägespä ne, Rinden, Hackgut und dergleichen, zur Wärme- und Energieerzeugung heranzuzie hen. Experten meinen auch, daß die durch Rechts: Blick in einen modernen holzverarbeitenden Betrieb. Neben den rund 20.000 Beschäftigten, deren Arbeitsplatz direkt vom Holz abhängt, sichert die Herstellung von modernen Bearbeitungsmaschinen zusätzliche Arbeits plätze. — Foto: Oskar Prokosch -.1 «I«# 17

schnittlich in unseren Wäldern genutzte Men ge von 12 Millionen Erntefestmetern kurzoder mittelfristig mit allen Anteilen an Wert holz, Sägeholz und Brennholz um ein Drittel auf 15 Millionen Erntefestmetern gesteigert werden könnte. Von dem Holz, welches heute liegenbleibt, also nicht genutzt wird, könnten selbst nach Berücksichtigung von Bedenken kritischer Ökologen ca. 2 Mlli. Tonnen Trockensubstanz an forstlicher Biomasse geerntet werden. Dies entspricht heizwertmäßig ca. einer % Million Tonne Heizöl oder einem Importwert (Basis $ 30,—/pro Barrel) von nahezu 3 Mil liarden Schilling. Holz — zweitgrößter Devisenbringer Wie bereits ausgeführt, geht ein großer Teil der österreichischen Schnittholzproduktlon In das Ausland, wobei Italien und Deutsch land als Abnehmer eine große Rolle spielen. Das Hauptexportland der oberösterrelchlschen Sägeindustrie Ist wegen der unmittel baren Nachbarschaft die Bundesrepublik Deutschland, deren Anteil am Gesamtexport fast 50 Prozent beträgt. Zieht man Bilanz, kann man feststellen, daß sich die österreichi schen Holzexporte mit ca. 15 Milliarden Schil ling positiv zu Buche schlagen. Fremdenverkehr ohne Wald undenkbar Die positive Handelsbilanzsumme mit Holz und Holzprodukten macht den Blick zu einem anderen weitaus größeren Devisenbringer naheliegend, nämlich dem österreichischen Fremdenverkehr. Auch die langjährigen Erfol ge des österreichischen Fremdenverkehrs beruhen neben gut eingerichteten freundli chen Dienstleistungsbetrieben vor allem auf der landwirtschaftlichen Vielfalt und Schön heit, die Österreich zu bieten hat. Gerade noch rechtzeitig, bevor die Weltwirt schaftskrise auch auf diesen Bereich voll durchschlagen konnte, hat man mit Werbe konzepten und Strategien, die auf die Ausgleichs- und Erholungsmöglichkeit In un serer Natur ausgerichtet waren, erfolgreich auf ein wanderbares Österreich hingewie sen. Man braucht keine besondere Vorstel lungskraft, um sich ausmalen zu können, daß ein kaputter oder Im Sterben begriffener Wald die Bemühungen der österreichischen Fremdenverkehrswirtschaft weit zurückwer fen würde. Probleme der Fremdenverkehrs wirtschaft haben natürlich Multlpllkatorwlrkungen, die langfristig auf die gesamte öster reichische Wirtschaft Auswirkungen hätten. Will Österreich seinen Lebensstandard lang fristig nicht verlieren, muß alles daran gesetzt werden, schon vorhandene Schäden In unse rer Landschaft festzustellen und ehestmögmvtßm m \ : Wanderweg im Gebiet der Mühlvlertler Fremdenverkehrsgemeinde Rechberg. — Foto: Franz Gangl 18

lieh zu sanieren. Mit Bestimmtheit wird das Problem aber bestenfalls verschoben, wenn aus angeblicher Rücksicht auf den Fremden verkehr von bestehenden Schäden nicht ein mal gesprochen werden darf. Vorschläge der Wirtschaft zur Sanierung des Waides Der Wirtschaft ist schon im Interesse der ei genen Existenz an der Wiederherstellung einer sauberen Luft als Voraussetzung für die Regeneration des Waldes sehr gelegen. Ge rade deshalb kann die Wirtschaft auch nicht ignorieren, daß einige, an der Gesamtzahl der Betriebe aber sehr wenige Unternehmen sicherlich gemeinsam mit dem Straßenver kehr und dem Hausbrand zur Verunreinigung der Luft beitragen. Korrekterweise muß man aber auch festhalten, daß diese Probleme weder schuldhaft noch fahrlässig entstanden sind, sondern auf dem allgemeinen Glauben beruhten, der Wald wäre ein Filter, dessen Regulierungskraft unerschöpflich ist. So positiv Umweltbewußtsein aber auch von der Wirtschaft bewertet wird, darf es doch nicht dazu führen, daß man es einfach bei der Forderung bewenden läßt, der Verursacher soll gefälligst dafür sorgen, daß einerseits be reits entstandene Schäden an der Umwelt beseitigt werden und andererseits durch Um weltschutzinvestitionen Beeinträchtigungen in Zukunft unterbleiben. Ob als Produzent oder Konsument — die Wirtschaft sind wir alle. Obwohl wir uns generell zum Verursacher prinzip bekennen, heißt das, daß die Gemein schaft dort eingreifen muß, wo das finanzielle Leistungsvermögen eines einzelnen Betrie bes überfordert ist. Kann ein Betrieb aus Konkurrenzgründen die Investitionen nicht finanzieren, würden da durch Arbeitsplätze gefährdet und die wirt schaftliche Leistungskraft unseres Landes geschwächt. Obwohl sicherlich nicht ausrei chend dotiert, scheinen hier die Weichen mit der Schaffung des sogenannten Luftreinhaltefonds richtig gestellt. Da Luftverunreinigungen nicht an den Gren zen Halt machen, wie uns die Schäden im Böhmerwald, verursacht durch die Schwerin dustrie der Tschechoslowakei, gezeigt ha ben, wäre es allein wegen der Kostenneutrali tät wünschenswert, daß Umweltschutzfragen auch in Zukunft soweit wie möglich internatio nal koordiniert werden. Entscheidend für die Bewältigung der ge samten Problematik ist aber die Umsetzung des heute schon in großen Teilen der Bevöl kerung gegebenen Umweltverständnisses in die konkrete praktische Tat. Tatsächlich gelebtes Umweltbewußtsein be ginnt bei jedem einzelnen. Nur wenn jeder einzelne in seinem Lebens- und Arbeitsbe reich beginnt, umweltbewußter zu leben und auch zu produzieren, wird uns die Sanierung unserer Umwelt gelingen. Seitens der Wirtschaft ist diese Bereitschaft durchaus gegeben. Erste sichtbare Ansätze dafür sind, daß Industrie und Gewerbeunter nehmen aus eigener Initiative versuchen, Schadstoffausscheidungen raschest zu re duzieren. Ein deutlicher Hinweis für das wachsende Umweltbewußtsein der Wirt schaft scheint mir auch die Mitwirkung der In nung der KFZ-Mechaniker bei der Aktion zur Überprüfung der Autovergaser zu sein. Um dem Waldsterben rechtzeitig Einhalt zu gebieten, sind auch, so unpopulär dies klin gen mag, ehebaldigst energiepolitische Ent scheidungen notwendig. Nicht nur die Schornsteine der Industrie sto ßen Schadstoffe aus, sondern auch Kraftfahr zeuge, Hausbrand und in einem besonderen Maße die kalorischen Kraftwerke. Elektrische Energie, erzeugt durch Wasserkraft, ist wohl die sicherste und preisgünstigste Energie für unsere Wirtschaft. Wir sollten daher den Mut haben, unsere Wasserkraft, die uns die Natur gegeben hat, zu mobilisieren und damit auch beizutragen, daß Wald und Natur gesund er halten bleiben. Nach dieser wirtschaftlichen dem Thema angebrachten sachlichen Dar stellung möchte ich die Bedeutung des Wal des sozusagen aus einer anderen, der schöngeistigen Perspektive noch einmal un terstreichen: Der Wald ist nicht nur wirtschaftlich unser Reichtum, sondern auch für das Leben von Mensch und Tier, für das edle Weidwerk und für den Ausgleich der kleinen Tierwelt verant wortlich: von den Bienen, die uns über Honig Gesundheit bringen, bis zum bunten Schmetterling, dessen Schönheit unser Auge erfreut. Der Wald hat für alle Dichter und Denker, die Weisheit, Wissenschaft und Gemüt mit der Natur verbinden, einen hohen Stellenwert. Als Verleger und Verarbeiter von Papier darf ich das wohl sagen. Adalbert Stifter, der große Literat unserer Hei mat, der Dichter des Böhmerwaldes, war mit dem Wald und der Natur innigst verbunden. In seinem Werk „Der Waldgänger" preist Stif ter die Herrlichkeit des Waldes und bezeich net das Land ob der Enns als Juwel der Menschheit. Damit meinte Stifter den Böhmerwald und wer den Plöckensteinersee als wachsames Auge dieses Böhmerwaldes hernimmt, aus diesem Schrifttum, der muß sich dazu beken nen, daß eben dieser schöne Böhmerwald, wie auch andere Waldteile in Oberösterreich sich in Gefahr befinden, durch Umwelt verschmutzungen dauernde Schäden davon zutragen. Sorgen wir daher dafür, daß dieser Wald für den Menschen erhalten bleibt. Die Wirtschaft ist vorbehaltlos bereit, alle Sanierungsbestre bungen für unser Lebens- und Wirtschaftssy stem aus besten Kräften zu unterstützen. W > : ^ Wildpark Hochkreut 1000 m Seehöhe Neukirchen bei Altmünster. Höhenwiidpark zwischen Atter see und Traunsee. Herrticher Panoramabiick in die Berge des Salzkammergutes. Eldorado für Natur- und Fotofreun de. Ütier 150 Wildtiere werden in natumaher Hege auf den Bergwiesen gehalten. Viele Streicheitlere für Kinder. Eine rustikale Gaststätte befindet sich im Zentrum des Parks. Zufahrt über Altmünster am Traunsee oder Steinbach am Attersee nach Neukirchen. Wanderwege von Neukirchen oder Relndlmühi und Weyregg am Attersee. Neu; Vogelstimmen- und Piizlehrpfad, Frosch-Lehrtümpel Autobahn SEEWAlCHE PINSOOR unden A'itmünster Wildpark Hochkreut WE*R£GG / V Neukirchen TRAUNSEE EBENSEE ^teinbach (fWlidpark Hochkreut®) 19

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