Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 2, 1984

Bücherecke chen ist er unentbehrlich. Die 43 dargestellten Sammlungen werden nicht nur statistisch und in formativ vorgestellt, sondern auch in ihrer Bauge schichte, Baubeschreibung, In der Sammlungsge schichte und im Inhalt knapp, doch genau beschrieben. Vorzüglich ist auch die Bildausstat tung. Sie ladet zum Besuch ein. Man merkt, daß hier Praktiker am Werk waren. Reclams Kunstführer Österreich. Band I: Wien, Nie derösterreich, Oberösterreich, Burgenland. Bau denkmäle.r Bearb. von Karl Öttinge,r Renate Wagner-Riege,r Franz Fuhrmann, Alfred Schnelle.r 5. durchgesehene Auflage. 704 Selten, 53 Abb. Im Text, 64 Bildtafeln, 2 Übersichtskarten. Band II: Salzburg, Tirol, Vorarlberg, Kärnten, Steiermark. Baudenkmäle.r Bearb. von Franz Fuhrmann, Laurln Luchne,r Karl Öttinge,r Erwin Helnzle, Karl Ginhart, Hans Riehl. 5. durchgesehene Auflage. 912 Selten, 53 Abb. Im Text, 64 Bildtafeln, 2 Übersichtskarten, Ladenpreis je S 35.720, DfVI 45.80 Im Jahr 1957 begann die angesehene Verlagsan stalt Philipp Reclams jun. in Stuttgart mit der Her ausgabe der Reihe „Reclams Kunstführer". Damit wird ein dringendes Bedürfnis in der deutschen Kunstliteratur befriedigt. Ohne die Bedeutung des klassischen Dehio-Handbuches schmälern zu wol len, muß doch gesagt werden, daß dieses Werk in seiner praktischen Verwendung in erster Linie für Fachleute gedacht ist. Zur Vorbereitung und Durchführung von Kunstreisen wird man lieber zu den Reclam-Bänden greifen. In knapper, jedoch stets anschaulicher Textlerung werden die behan delten Kunststätten bildhaft vorgestellt, Information und kunstgeschlchtllche Würdigung ergänzen ein ander. Dankenswert sind auch die historischen Einführungen. Den Stellenwert der österreichischen Kunstland schaft belegt die Tatsache, daß unserem kleinen Bundesland 2 Bände gegenüber 4 bundesdeut schen Bänden gewidmet sind. Den Erfolg der Rei he bestätigt die 5. Auflage. Der Verlag versicherte sich der bestmöglichen Autoren. Karl Öttinger als Herausgeber vertritt die Altwiener Kunsthistoriker schule. Nach seinem Tod hat seine Witwe Ricarda Öttinger die Gesamtredaktion übernommen. Auch die Bearbeiterin des Bundeslandes Niederöster reich, Dr. Renate Wagner-Rieger, eine profunde Kennerin des österreichischen Barocks, weilt lei der nicht mehr unter den Lebenden, ebenso der Bearbeiter des Bundeslandes Steiermark, DDr. Hans Riehl und der Bearbeiter des Bundeslandes Kärnten, DDr. Karl Ginhart. Ihrer sei in Ehrfurcht gedacht. Eine kritische Stellungnahme zu beiden Bänden wäre eine Vermessenheit. Wir müssen dankbar sein, daß es dieses handliche Nachschlagewerk gibt. Es sei allen österreichischen Kunstfreunden wärmstens empfohlen. Eduard Weber: Vöcklabruck In alten Ansichten. — Zaitbommel: Europäische Bibliothek 1984, 80 Sel ten, davon 76 Selten Abb., Ganzleinen, Ladenpreis S 220.—. Wer kennt und wo liegt Zaitbommel? In den Nieder landen. Dort gibt es einen Verlag, der sich offen sichtlich erfolgreich mit der Herausgabe von Bild bänden mit historischen Fotografien beschäftigt. Laut Mitteilung des Verlages wurden bereits 1250 Bände, davon 60 über österreichische Gemeinden (Städte), hergestellt. Zur Besprechung liegt die Neuerscheinung „Vöcklabruck in alten Ansichten" vor. Es müßte richtiger „Vöcklabruck in alten Foto grafien" heißen. Der Begriff „alte Ansicht" ist um fassender. Ortsbilder gibt es seit dem Spätmittelal ter in Form von Aquarellen, Handzeichnungen, Kupferstichen (siehe Merlan), Lithographien und seit der Mitte des 19. Jahrhunderts in fotografi schen Darstellungen. Die Entdeckung des alten Fotos als bildliche Quel le und Antiquität ist jungen Datums. Wir sind heim wehkrank nach der Vergangenheit. In Oberösterreich hat auf diesem Gebiet der OÖ. Landesverlag bereits einige Verlagstitel herausge bracht. Auch über Vöcklabruck gibt es einen histo rischen Fotogruß. Es wäre unhöfllcti, die beiden Bändchen zu vergleichen. Auch der holländische Gast zeichnet ein liebenswertes Bild von der Vöcklabrucker Vergangenheit, etwa zwischen 1880 und 1930. Für den Lokalhistoriker sind besonders Inter essant die bildlichen Darstellungen einer Stadtar chitektur, die nicht mehr vorhanden ist, und eines städtischen Lebens, das noch ganz dörflich war, wie Feuerwehr, Bürgergarde, Vorstadthäuser usw. Aber auch der Beginn der Industrialisierung läßt sich bereits nostalgisch erleben. Im letzten Bild wird zur Rast auf einem Bankerl auf dem Pfarrer feld eingeladen. Als kleine Festgabe ist dieses Bändchen wärm stens zu empfehlen. Hugo Schanovsky: Lesn und lesn lossn. Neue Dia lektgedichte. — Linz: ÖLV-Buchverlag 1983, 96 Sel ten, vierfärbiges Titelbild, Ladenpreis S 128.— „Lesn und lesn lossn" ist Schanovskys Abwand lung der österreichischen Lebensweisheit „leben und leben lassen". Es ist der 5. Band mit Dialektge dichten, den der Autor — im Hauptberuf Bürger meister der Landeshauptstadt Linz — bisher her ausgebracht hat. Er bedient sich sprachlich einer Dialektform, die auf A. C. Artmann zurückgeht und augenblicklich sehr gefragt ist. Die Verse verlan gen lautes Lesen — Vorlesen —, um sich in ihrer ungewohnten Phonetik zurechtzufinden. Das gilt aber auch für die klassische Dialektdichtung und ihre Schreibung. In diesem Bändchen bemüht sich der Autor vor al lem um Humor, manchmal etwas bissig, dann wie der gütig, oft zum herzlichen Lachen anregend. Dabei gibt es auch Selbstkritik, wie etwa in dem Gedicht „wos ois geed". Vieles geht: die Uhr, der Wecker, der Zug, der Wind usw., nur einer geht nicht — „das buagamoasda". Solange er für Linz Schanovsky heißt, soll er auch nicht gehen. Als Beispiel für politische Satire sei auf die Verse „ka wunda" verwiesen. Es ist kein Wunder, wenn die „obgeordnedn im ballermendd" so aggressiv sind, wenn doch die Pallas Athene statt einem Palmwedeleine Lanze in der Hand hat. Lanzen dürfen die Abgeordneten keine mitnehmen, aber „giffdbfäu schiassn und d'messa wezzn undda da baung das a freid is." Den Alltag eines alten Ehepaares glossieren die Verse „fom onggi bebbi und da dandd". Hier hat Schanovsky seinen Linzer Vorstädtern genau auf den Mund g'schaut, Ein Büchlein zur guten, ja besten Unterhaltung. O. W. Umweltgestaltung — ein brennendes Problem Mit diesem Buch ist dem Verfasser das Kunststück gelungen, zugleich einen wissenschaftlich fun dierten Arbeitsbehelf für Fachleute (In erster Linie Architekten und Politiker) und eine verständliche Einführung in den Problemkreis Umweltgestaltung für Laien zu schaffen. Das Bewußtsein, daß es hier um ein brennendes Problem geht, hat sich in den letzten Jahren zwar entscheidend verbreiten kön nen — die Umsetzung in eine entschlossene, koor dinierte Realisierung erfolgt aber erst ansatzweise. Diesen Prozeß möchte der Autor mit diesem Buch beschleunigen. Er legt Im ersten Teil eine Situa tionsanalyse In Form einer Auswahl einzelner Ge sichtspunkte der räumlichen Ordnung vor. Von da ausgehend werden im zweiten Abschnitt 55 The sen und Vorschläge zur Abhilfe aufgestellt, geglie dert in die Bereiche „Schutz und Pflege des erhaltenswerten baulichen Erbes", „Landschafts planung, Grünordnung und Umweltschutz", „Räumliche Gesamtgestaltung" und allgemeine Hinweise für die Durchsetzung grundsätzlicher An liegen. Nachdem man in den letzten Jahrzehnten die Grenzen einer nominellen Umweltgestaltung und Raumordnung erfahren mußte, müßte es jetzt in er ster Linie um den verantwortungsvollen Gebrauch bereits vorhandener und in ihrer Grundstruktur be währter Gestaltungselemente gehen. Diese könn ten durch gewisse Akzentverschiebungen in ihrer Anwendung, verbunden mit Grundlagenforschung und diversen Verbesserungen, entscheidende Lö sungsbeiträge liefern. Nicht noch mehr Bürokratie und Gesetze seien vonnöten, sondern das Bemü hen, mit vorhandenen Mitteln, indem man diese koordiniert und miteinander verknüpft, zielorientlert, mit konkreten Vorschlägen Lösungsansätze aufzuzeigen. Ein Buch also, das mit konkreten Vor schlägen einen Beitrag zur Lösung dieses viel schichtigen Problems leisten will und das durch seine vielen Fallbeispiele und seine reichhaltige Il lustration mit Fotos, Graphiken, Skizzen und Plä nen auch lebendig und anregend ist. Jeschke, Hans Pete,r Problem Umweltgestaltung — Ausgewählte Bestandsaufnahme, Probleme, The sen und Vorschläge zu Raumordnung, örts- und Stadtgestaltung, Örtsblld- und Denkmalschutz, Landschaftspflege und Umweltschutz. Sonderband 1 der Schriftenreihe für Agrarpolitik und Agrarsozlologle herausgegeben vom Österreichischen Institut für Agrarpolitik und Agrarsoziologle an der Universi tät Linz. 242 Selten, broschiert, öS 273,60, Verlag Stocke,r Graz. 16 polltische Heilige Mit den Heiligen als Vorbild, als IdentifikationsSubjekt, ja als „Idol" hat man In der letzten Zeit nicht sehr viel anzufangen gewußt. Das ist schade. Denn Heilige waren und sind nicht Menschen, die in Stille und Zurückgezogenheit ein gottwohlgefäl liges Leben führen, sondern sie sind durchwegs ganz im Gegenteil weit überdurchschnittlich le88

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