Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 2, 1984

Städtische Initiativen werden zum Motor für ein neues Kulturverständnis Linz als Brennpunkt der Klassik und Avantgarde Veranstaltungen, wie „ars electronica" oder „Forum Metall", haben unsere Stadt aus der regionalen Bedeutung weit über die Landes grenzen hinaus bekannt gemacht, als eine Stadt, in der Klassik und Avantgarde nicht unbedingt Ge gensätzliches bedeuten müssen. Es ist in unserer Landeshauptstadt ge lungen, diese beiden Pole neben einander einem breiten, umfassen den Bevölkerungskreis zugänglich zu machen, konstatiert der lang jährige Kulturreferent und nun mehrige Bürgermeister Prof. Hugo Schanovsky. Altere Menschen er freuen sich heute an der „Avant garde" genauso, wie sich immer mehr junge Menschen wieder öfter für einen Theaterbesuch entschei den. Diese Tatsache ist nicht zu letzt auf die reiche Streuung des Kulturangebotes zurückzuführen, die in den vergangenen Jahren durch gezielte Kulturförderung seitens der Stadt erreicht werden konnte. „Lebende" Stadtteile Um einen möglichst großen Bevöl kerungskreis ansprechen zu kön nen, wird vor allem die Kulturar beit in den Stadtteilen gefördert. Die Auswirkung dieser Initiativen zeigt sich allein schon daran, daß sich die Zahl der Linzer Kulturver eine von 30 im Jahr 1983 auf heuer 35 erhöhte. Im Rahmen sowohl kultureller Kleinstveranstaltungen als auch großangelegter Stadtteil feste konnten sämtliche gesell schaftspolitische Gruppierungen und auch Menschen jeden Alters angesprochen werden. Die Stadt leistet hier Hilfestellung bei der Be schaffung geeigneter VeranstaT tungslokalitäten, ließ Kulturverei nen allein im vergangenen Jahr 750.000 Schilling an Subventionen zukommen und stellte noch einmal eine halbe Million Schilling im Rahmen der Zusammenarbeit zwi schen den Vereinen und dem Lin zer Kulturamt zur Verfügung. Mekka der modernen Kunst Rockhaus und Brucknerhaus äh neln den beiden Polen eines Ma gneten, bilden eine tragende Ach se, die sich richtungweisend auf die gesamten kulturellen Aktivitä ten unseres Landes auswirken wird. Dieser auf das Musik- und Veranstaltungswesen bezogene Vergleich läßt sich auch auf einen anderen Kulturzweig ausweiten, dem in Linz ein mindestens ebenso breiter Spielraum eingeräumt wird: die bildende Kunst. Der Neuen Galerie als Mekka der mo dernen Kunst steht auf der anderen Seite das Museum der Stadt Linz, das Nordico, als multifunktionelle Einrichtung für sämtliche Bevölkeh rungskreise gegenüber. Beide Kul turinstitutionen konnten im ver gangenen Jahr erneut durch stei gende Besucherzahlen erfolgreiche Bilanz ziehen. Das Bemühen der Stadt Linz, Kultur einem mög lichst großen Bevölkerungskreis nahezubringen, hat also durchaus erfolgreichen Niederschlag gefun den. Die Landeshauptstadt, deren kulturelle Ausstrahlung mittler weile über den oberösterreichi schen Zentralraum weit hinaus geht, ist von der „Stahlstadt" zum Brennpunkt kultureller Aktivitä ten, zur Kulturstadt geworden. Ort der Begegnung Linz ist überdies jene Stadt, die über eines der schönsten Veran staltungszentren Europas, das Lin zer Brucknerhaus, verfügt. Dieser städtebaulich markante Ort der Begegnung konnte kürzlich das Ju biläum seines zehnjährigen Beste hens feiern. Alljährlich treffen sich hier Prominenz und Publikums massen im Rahmen von Veranstal tungen, die weltweit Aufsehen er regen, die Brucknerfeste, die Biennalen der „ars electronica", und Fachmessen und Kongresse, wie etwa die gesamtösterreichische Antiquitätenmesse im Vorjahr. Eine Nahtstelle der Kommunikation Ein weiterer markanter Meilen stein in der Kulturförderung, vor allem der Förderung der Avantgar de und der jungen „Linzer Rocksze ne", wurde am 16. Oktober 1982 gesetzt, als der Linzer Gemeinderat den Umbau des historischen Post hofes zu einem Linzer „Rockhaus" beschloß. Wenn der „Posthof" im September 1984 seine Pforten öff nen wird, dann wird er jene Frei räume schaffen, die dem über schäumenden Kreativitätspoten tial unserer Jugend entsprechend gerecht werden können. Das neue „Rockhaus" wird ein beispielge bendes Kultur- und Kommunika tionszentrum kultureller Strömun gen sein, eine Drehscheibe, die je der Richtung offenstehen soll. Gerade in Linz erleben wir das in teressante Beispiel einer erfolgrei chen Leistungsgesellschaft, die ihre Verwurzelung in der ange stammten ländlichen Umgebung nicht verloren hat, dennoch aber allem Fortschrittlichen und Mo dernen gegenüber aufgeschlossen ist. Bei aller Weltoffenheit ist der Linzer bodenständig geblieben und das ist ein grundsätzliches Fundament für die weitere Entfal tung und eine gesicherte Zukunft dieser Stadt. In der jüngsten Zeit hat Linz einen ausgesprochenen Ehrgeiz entwickelt, den kulturellen Nachholbedarf zu decken und Ein richtungen zu schaffen, die gerade der arbeitenden Bevölkerung Möglichkeiten einer sinnvollen kulturbezogenen Freizeitgestal tung bieten. Links: Bürgermeister Prof. Hugo Schanovsky, als Mundartdichter in seiner Freizeit selbst kreativ tätig, beim Gedankenaustausch mit Mit gliedern der Linzer Kulturvereine. (Foto: Presseamt/K. Prokosch) Unten: Nachwuchskonzerte zeigen uns vielleicht schon jetzt die Mei ster von morgen. (Foto: Presseamt/A. Durchan) 84

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