Denkmaipflege Die Werkstätten des Bundesdenkmaiamtes und ihr Einsatz für Oberösterreich seit 1975 Dr. Gertrud Tripp gewidmet Manfred Koller Vor bald zehn Jahren, im Europäischen Denkmaischutzjahr 1975, ist In dieser Zeit schrift ein erster Bericht über die Restauriertä tigkeit der Werkstätten des Bundesdenkmai amtes für das Bundesland Oberösterreich seit dem Krieg erschienen^ Das seit damals im mer stärker entwickelte Umweltbewußtsein breiter Kreise hat neben wichtigen Aktivitäten auch einen erfreulichen Popuiaritätszuwachs für die staatliche Denkmaipflege und die zahl reichen parallelen Bestrebungen auf kirchli cher, Landes-, Gemeinde- und privater Ebene (Vereine u. a.) gebracht. Freilich hat diese Entwicklung auch bedenkliche Auswüchse mißverstandener Altertümelei und falscher Restaurierpraktiken gezeitigt. In den wirt schaftlich schwieriger werdenden letzten Jah ren sind auch die von Bund, Land und Kirche als den wichtigsten Trägern unterschiedlich gesetzten Akzente wieder schärfer hervorge treten. Während das Bundesdenkmaiamt vor allem den historisch-künstlerischen Denk malwert unserer Kulturgüter objektiv bewußt machen und deren unverfälschte Erhaltung vertreten muß, werden von Landesseite stär ker kulturpolitische Gegenwartsfaktoren ihrer Nutzbarmachung betont und stellt die Kirche vor allem die Anliegen der modernen Liturgie und Seelsorge in den Vordergrund. Das Bundesdenkmaiamt erhielt 1978 durch eine Novelle zum Denkmalschutzgesetz von 1923 und danach durch ein vom Bundesmini sterium für Wissenschaft und Forschung er lassenes Amtsstatut eine Neuformulierung seiner im wesentlichen unveränderten Aufga benstellung.^ Dem jeweiligen Landeskonser vator und seinen Mitarbeitern sind als Haupt aufgaben übertragen: die fachliche Wertung und Beurteilung der Baudenkmale und ihres Inventars bis hin zur Mitsprache in Ortsbild schutz und Raumordnung, die Erarbeitung tragfähiger Erhaltungswege zwischen den hi storisch bedingten und den aktuellen Ansprü chen und schließlich die Einleitung und Über wachung methodisch wie technisch einwand freier Restaurierungen. Die fachliche Qualifi kation seines Arbeitsteams aus Kunsthistori kern und Architekten kann nach Bedarf und Problemstellung durch Kräfte der verschiede nen zentralen Fachabteilungen des Bundes denkmaiamtes ergänzt werden, deren bun desweite Ausrichtung und lokalpolitische Un abhängigkeit größtmögliche Objektivität ge währleisten. Als weitere Vorteile kommen die zentrale wissenschaftliche Erforschung und Dokumentation sowie deren didaktisch-publi zistische Auswertung dazu. Seit 1973 werden die zentralen Restaurier werkstätten in Wien systematisch ausgebaut und in ihren Arbeitsbereichen weiter speziali siert (Einrichtung eines chemisch-physikali schen Labors, Verbesserung der Tischler-, Bildhauer-, Wandmalerei- und der Gemäldeatellers und Planung einer Abteilung für Texti lien). Dem festen Personalstand von derzeit 28 Personen gehören in den einzelnen Fach bereichen fünf akademische Restauratoren, fünf Fachhandwerker (Tischler, Maurer, Schlosser, Steinmetz), ein Kunsthistoriker, zwei Chemiker, ein Sachbearbeiter der Do kumentation und ein Laborant an. Damit ist hier innerhalb Österreich das weitaus größte Fachteam konzentriert, das seit 1971. auch gemeinsame Außenarbeiten in allen Bundes ländern durchgeführt hat (z. B. 1975 das Goldene-Dachl-Gebäude in Innsbruck.^). Im Sinne eines positiven Zentralismus verste hen sich die Wiener Amtswerkstätten als Ka talysator in der methodischen Fortentwicklung der Konservierungstechnologien auch für die in den Bundesländern tätigen Fachrestaurato ren und -firmen. Grundsätzlich sollte mög lichst jedes Bundesland eine ausreichende Eigenkapazität an Restauratoren haben, doch muß innerhalb dieser der Erfahrungsaus tausch ständig gefördert werden und sollen besonders qualifizierte Kräfte für Spezialprobleme auch österreichweit zur Verfügung ste hen. In dieser Richtung findet als Ergänzung zur Ausbildungstätigkeit an den Meisterschu len für Konsen/Ierung der Wiener Kunstaka demien gemeinsam mit dem Landeskonser vator für Oberösterreich ständige Förderung und konkrete Zusammenarbeit mit schon be währten, wie neu beginnenden selbständigen Restauratoren statt, wobei in Oberösterreich an Spezialgebieten Gemälde, polychrome Skulpturen, Möbel, Stein, Wandmalerei, Stuck und Textilien gut vertreten sind. Für Textilien und Goldschmiedearbeiten steht überdies der Zuzug qualifizierten Nachwuchses in Aus sicht. Leider hat dagegen bisher das Land Oberösterreich mit seinem Landesmuseum sich seit Jahren nicht zur Anstellung von ein bis zwei akademischen Restauratoren ent schließen können, obwohl es innerhalb Öster reich sowohl an ständigen Sammlungen als auch an Landesausstellungen eines der ehr geizigsten Kulturprogramme betreibt. Zum Vergleich betreuen in Graz zwei Akademiker die Gemälde und Skulpturenbestände und werden auch die Möbel- und Textilrestauratoren auf ausländische Fachtagungen ge schickt, obwohl dort das Ausstellungspro gramm auf einen Zweijahreszyklus be schränkt ist. Daher sind auf den letzten ober österreichischen Landesausstellungen aus gestellte Kunstwerke aus dem Denkmalpfle geberelch konservatorisch zum Teil unterbe treut gewesen und entsprechen Objektkon trolle und Klimatisierung nicht immer dem heute international verbindlichen Standard." Das Bundesdenkmaiamt kann hier nur fall weise aushelfen und hat nur einmal (bei da mals dreijähriger Vorbereitungsfrist) dazu die gesamten Restaurierarbeiten übernehmen können (Schwanthaler-Ausstellung Stift Reichersberg 1974), um daran gleichzeitig die barocke Fassungstechnologie als Konservie rungsproblem zu erforschen.= Die Aufgaben der offiziell jetzt Abteilung für Konservierung und Restaurierung des Bun desdenkmaiamtes genannten Amtswerkstät ten lassen sich in vier große Gruppen gliedern; a) Restaurierarbeiten an beweglichen Ob jekten, die zur Gänze in den Wiener Amtsate liers ausgeführt werden. b) Außenarbeiten größeren Umfanges an Ort und Stelle, unter Einbeziehung von im je weiligen Bundesland ansässigen Restaurato ren. c) Restauratorische und naturwissenschaft liche Untersuchungen, Gutachten sowie Ar beitsproben zu aktuellen Problemen. d) Material- und Methodenprüfung (Konser vierungsforschung) mit zentraler Dokumenta tion (Fachblbllothek, technologische Samm lung, Plansammlung, Analysendatenbank etc.) und Beratungstätigkeit für die amtlich wie selbständig denkmalpflegerisch tätigen Fach kollegen. Arbelten zur Baudenkmalpflege in Oberösterreich® Zu der anfänglichen Konzentration der Amts werkstätten auf bewegliche Kunstwerke ka men in den sechziger Jahren Polychromieuntersuchungen von Bauwerken, zumeist ver bunden mit anderen konservatorischen Fra gestellungen. Dabei geht es um die Erfassung sämtlicher historischer Färb- und Formgestal ten des Bauwerks als Grundlage für das anzu strebende Restaurlerziel. Solche Befunde lie gen für die gotischen Landkirchen In St. Geor gen an der Mattig,^ Stelnerkirchen an der Traun und Antiesenhofen vor. Sie können als wichtige Anschauungsbeispiele gegen die Weiterführung falscher Freilegungen von Stein- oder Tonrippengewölben der letzten Jahrzehnte nicht nur in Oberösterreich gelten (z. B. Pfarrkirchen von Aurachkirchen, Burg kirchen, Hallstatt, Pattigham, Waldzell u. a.), wo ein für alle Male sämtliche ursprünglichen und späteren Bemalungen zugunsten eines ahistorischen Materialpurismus wie im 19. Jahrhundert ( z. B. Stadtpfarrkirche Steyr unter Adalbert Stifter) zerstört worden sind.® Ähnliches gilt für Steinfreilegungen an Fassa den. Für solche des 15. und 16. Jahrhunderts haben die Befunde von Bürgerhäusern In Steyr, Wels, Enns erwartungsgemäß Schwarz und Grau ergeben, die freilich zumeist durch Barockisierungen verborgen sind und bleiben (z. B. Steyr, Kirchengasse 15). Barocke Fas75
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