Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 2, 1984

Kunst der Gegenwart Links: Franz von Zülow, Laubwaid mit Schierlingen, Tusche und Tempera auf Papier, 32 X 45 cm, 1903 Rechts: Franz von Zülow, Felder und Bäume, Papierschnittschablonendruck aquarelliert, 22 X 20,3 cm, 1904 Unverkennbar ist ihre Beeinflussung durch die Stiiprinzipien der Wiener Werkstätte sowie ihre Nähe zu den zwischen 1906 und 1908 entstandenen „Träumenden Knaben" Oskar Kokoschkas und dessen berühmtem 1908 für die ,,Kunstschau" entworfenen Plakat der Traubenpfiückerin. Während jedoch selbst diesen frühesten und formal strengsten Arbei ten Kokoschkas unleugbar expressive Züge anhaften, erweisen sich die Züiowschen Blät ter als wesentlich statischer, der Tradition des Jugendstils stärker verhaftet. Sie reichen teil weise sogar bis hart an die Abstraktion heran. 1908 entschloß sich Zülow freischaffender Künstler zu werden und ließ sich in Wien nie der. Noch im selben Jahr kam er über Kolo Moser und Josef Hoffmann mit Gustav Kiimt und seinem Kreis in Berührung. Zülow schloß sich diesem an und stellte im Rahmen der Kunstschau aus. Durch diese Kontakte ver dichteten sich auch seine persönlichen Bezie hungen zum Ehepaar Doktor Hugo und Broncia Koller, in deren kunstsinnigem Gut in Oberwaitersdorf nahe Baden - einem der gei stigen Treffpunkte jener Zeit - Zülow zusam men mit Kolo Moser und Gütersloh in den fol genden Jahren laufend ein gern gesehener Gast war. Diese Bindungen fanden in einem von Broncia Koller geschaffenem Zülow-Porträt ihren künstlerischen Niederschlag. Auch die Kon takte zu Josef Hoffmann verstärkten sich und dieser wurde zu einem der ersten Förderer Franz von Züiows. Auf seine Anregung hin entstanden ab 1909 die als Leporellos gestal teten Kaienderfaltbiätter, die zusammen mit den frühen Papierschnitten sicherlich zum wesentlichsten zählen, was Zülow geschaffen hat und darüber hinaus ein beredtes Zeugnis des hohen Qualitätsstandes der österreichi schen Jugendstiigrafik geben. Diese Faltblät ter wurden monatlich im Eigenveriag Haugsdorf herausgegeben, umfaßten sechs Bilder plus zwei ebenfalls bemalten Umschlagsdekkeiblättern - sind auf Packpapier mittels Pau sepapier durchgezeichnet, sodann mit Tusche konturiert und zu guter Letzt aquarelliert. Die Technik erinnert frappant an jene der altbäuerlichen Hintergiasbiider. Der Preis betrug zehn Kronen, das Format ist 23 mal 16 Zenti meter und die Auflage schwankte zwischen ursprünglich 15, in späteren Jahren 25 Exem plaren. Kolo Moser, Josef Hoffmann, Franz Cizek und Gustav Klimt gehörten zu den ersten Abon nenten. 1915 bis 1918 machte Zülow den Weltkrieg mit, geriet in italienische Kriegsgefangen schaft, aus welcher er erst 1919 nach Wien zu rückkehrte. Ein Jahr später wird er als Lehrer an die keramischen Werkstätten Schleiß nach Gmunden berufen, in weicher Position er bis 1922 verbleibt. Gerade das Medium Keramik sollte in Form von Tellern, Schüsseln, aber auch in Reliefs, Wandkachein und Fliesen bis ins hohe Alter zu Züiows bevorzugten Techni ken gehören. Eine Reihe von bis heute erhal tenen Monumentalarbeiten an öffentlichen 71

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