Kunst der Gegenwart ^ »T'vl II ?*'. g?zöea miEHM zfi<w. w. ii^ ' S'^ Gegend. Dieses von Menschenhand bewußt Geprägte, Strukturbetonte, streng Formale findet sich vor allem in den frühen Zülowschen Arbeiten wieder, läßt ihn zu einem Porträtisten des Viertels unter dem Manhartsberg werden. Dennoch sollte man deshalb nicht in den Feh ler verfallen, Zülows Wesen und Werk als naiv zu charakterisieren. Viel eher hat hier jemand in einer bestimmten Umgebung das Span nungsfeld gefunden, das für jeden Künstler zur artifiziellen Selbstverwirklichung unum gänglich notwendig ist. Parallelen zu dem im Kärntner Unterland heimisch gewordenen Norddeutschen Werner Berg, den in der Tiro ler Bergeinsamkeit schaffenden Rheinländer Werner Scholz oder dem Innviertier Alfred Ku bin drängen sich unwillkürlich auf. 1894 bis 1901 besuchte Zülow die Mittel schule in Wien-Meidling, welche er jedoch nicht abschloß. Sodann folgte ein Jahr an der Grafischen Lehr- und Versuchsanstalt und schließlich war er 1903 kurzfristig Hospitant bei Griepenkerl an der Akademie der Bilden den Künste In Wien. Von 1903 bis 1904 stu dierte er an der Kunstgewerbeschule bei von Myrbach und von 1904 bis 1906 bei Czeschka. Zweifellos war in all diesen Lehrjahren der Kontakt mit dem dem Experiment am stärk sten zugeneigten Czeschka der wichtigste. Hierin liegt ja auch eine der Quellen fürZülows ausgeprägten Erfindungsgeist in der Erpro bung neuer produktionsbezogener Techni ken. 1904 erscheinen die ersten Illustrationen in der Zeitschrift ,,Der liebe Augustin", einer wie nerischen Spielart des Simplicissimus, deren Mitarbeiter von Kolo Moser und Josef Hoff mann über Lyonel Feininger und Emil Orlik bis zu Ferdinand Andri, Ludwig Heinrich Jungnik kei und Alfred Kubin reichten. Bereits 1905 kam Zülow über Vermittlung Kolo Mosers mit Josef Hoffmann und den Wiener Werkstätten in Kontakt, bei welchen er in den folgenden Jahren ständiger Mitarbeiter war und Postkar ten sowie Stoff- und Tapetenmuster entwirft, Paravants, Möbel und einen besonders schö nen Jahreszeitenkalender herstellt. Während dieser Zeit entstehen auch die ersten Holz schnitte, ein Medium übrigens, das der Künst ler ob seiner großen Aufwendigkeit in späteren Jahren nie mehr anwendete. Hingegen sollte die auf Basis der von Alfred Rollers Buntpa pierschnitten entwickelte Papierschnitt-Tech nik zu Zülows bevorzugtem Ausdrucksmittel jener Jahre werden. Im April 1907 läßt er sich diese Eigenerfindung sogar patentieren. Zwischen 1906 und 1910 entstand in schneller Folge eine Vielzahl auf derartige Weise her gestellter, zumeist kleinformatiger sogenann ter Kalender-Blätter, welche der Künstler teil weise handkoloriert, teilweise auch in schwarzweißem Zustand beließ. Die Auflage war auf Grund des nicht sehr widerstandsfähi gen Druckträgers entsprechend gering und überstieg nur selten zehn Exemplare. Durch die Möglichkeit, das Papier beidseitig einzufärben und in einem Druckvorgang zwei Ab züge herzustellen, kommen auch seltenver kehrte Blätter vor. 70
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