Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 2, 1984

Oberösterreich aktuell Wirtschaftsraum Saizkammergut Landesrat Dr. Albert Leibenfrost „Salz-Kammergut" - das Ist eigentlich eine sehr nüchterne Etikette für das, was diese Re gion weit über unsere Landesgrenzen hinaus bekannt und beliebt gemacht hat. Es ist keine Bezeichnung, die sich die Bevölkerung selbst gegeben hat, sondern eine, die ihr von den Hofbeamten der iandesfürstiichen Finanz kammer verliehen wurde, gedacht zunächst für den internen Gebrauch in den Beziehun gen zwischen Wien und den Verwesämtern in Gmunden, Ischl und Halistatt. Diese volks ferne ,,Kameralistik" des Landschaftsnamens ist sicher auch die Ursache, daß es nur ein ein ziges echtes Volkslied gibt, in dem das Wort Salzkammergut zu hören ist. Wie die Menschen des ,,Landes im Gebirge" ihre Heimat einst selbst genannt haben, ist weitgehend unbekannt. Bis zur Zeit Kaiser Maximilians I. (1493 bis 1519) war in den Be richten der Hofkammer stets vom ,,Ischlland" die Rede. Dieses Territorium umfaßte grob gesprochen den Oberlauf der Traun zwischen Hailstätter See und Traunsee, war also be deutend kleiner als die Gegend, die wir heute als Saizkammergut bezeichnen. Ja selbst Gmunden, das unbestrittene wirtschaftliche Zentrum des Gebietes und dessen Verwaitungssitz, gehörte genaugenommen nicht zum Kammergut. Aus wirtschaftsgeschichtlicher Sicht ist jedoch die Verquickung dieser Landschaft mit dem ,,weißen Gold" ein prägendes Faktum. Dem Salz, das dem Land letztlich den Namen gab, begegnet, wer will, jedermann auch noch heu te, sowohl im Solebad von Bad Ischl, als auch an den Lagerstätten im Berg. Die Wirtschaft dieses Raumes, die Sonderart des Lebens prägt es jedoch nicht mehr in dem Maße wie noch zu Beginn des vorigen Jahr hunderts. Aber das Salz hat Geschichte ge macht und die Kultur des Landes ebenso be stimmt wie das Schicksal seiner Bewohner. Ihr Leben war dem Salz schon vor dreitausend Jahren verbunden gewesen, als die ersten Stollen ,,an der Haistadt an einem Saltzberg" gegraben worden waren. Praktisch alle übrigen Wirtschaftszweige wur den in der Vergangenheit in den Dienst der Salzgewinnung und des Saizvertriebes ge stellt, wie etwa das Forstwesen, der Schiffs bau, die Errichtung und Instandhaltung der Verkehrswege zu Wasser und zu Lande und naturgemäß der Handel. Selbst der Fremden verkehr, der heute im Saizkammergut domi nierende Wirtschaftszweig, läßt sich in seinen Wurzein auf die heilende Kraft des Salzes zu rückführen. dolfsturmes eine Schottergrube ausgehoben. Im Erdreich fand man Bronzegegenstände, Ringe, Reifen, Schmuck und Skelettreste. Dies gab den Anstoß für umfangreiche Gra bungen in Hallstatt, die innerhalb von sieb zehn Jahren bis 1863 ein Gräberfeld mit 980 Gräbern erschlossen. Die Ausgrabungen am Hailstätter Salzberg erregten bald das Aufse hen der Öffentlichkeit und 1874 gab man der Kulturperiode der frühen Eisenzeit in Mitteleu ropa nach ihrem bedeutendsten Fundort den Namen ,,Halistattkultur". Aufgrund der Aus grabungen in den prähistorischen Bergwerks anlagen in Hallstatt wissen wir, daß das Berg werk bereits gegen Ende der Bronzezeit um ca. 1000 vor Christus in Betrieb gesetzt wor den ist. Trotz vieler gesicherter Forschungs ergebnisse wissen wir nicht, weichem Voiksstamm die ursprünglichen Bergleute in Halis tatt angehörten. Doch so oder so, die Salzher ren von Hallstatt waren mächtige Leute, ihre Handeisbeziehungen reichten von den Bern1 Der Hailstätter Salzberg Im November 1846 wurde auf dem Salzberg oberhalb von Hallstatt in der Nähe des RuLandesrat Dr. Albert Leibenfrost in Begleitung des Hailstätter Bürgermeisters Ferdinand Zauner vor dem Wiesberghaus (1883 m) am Weg von Halistatt zur Simonyhütte. — Foto: Maximilian Singer 57

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