Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 2, 1984

Oberösterreich aktuell 3000 Jahre Salzgewinnung in Österreich — 700 Jahre Rudoifsturm Der Österreichischen Salinen Aktiengesellschaft ein herzliches Glückauf! Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck So wie das Salzkammergut heute noch im Er scheinungsbild Überösterreichs eine Son derstellung eirmimmt, besitzt auch der Salz bergbau in dieser von der Natur so reich be gabten Landschaft einen ganz eigenen Stel lenwert. Diese Besonderheit kommt allein schon in der imponierenden Zeitspanne zum Ausdruck, auf die unser heimisches Sali nenwesen hinweisen kann. Das Jahr 1984 steht für die österreichische Salinen AG im Zeichen von zwei Jubiläen: ,,3000 Jahre Salz gewinnung in Österreich - 700 Jahre Rudolfs turm". In ganz Österreich gibt es keinen In dustriebetrieb, der mit Jahrtausenden in sei ner Zeitrechnung aufwarten kann. Das Thema der österreichischen Landesausstel lung 1983 ,,Tausend Jahre Oberösterreich - Das Werden eines Landes" nimmt sich ge genüber der Tradition des heimischen Berg baues beinahe bescheiden aus. ,,Salz und Brot macht Wangen rot, schlägt den Hunger tot!", hat schon ein römischer Dichter geschrieben. Salz und Brot wurde in früheren Zeiten dem Gast als Willkommgruß gereicht. Wohl ist die Bedeutung des Salzes in unserer Ernährung im Lauf der Jahrhun derte etwas in den Hintergrund gedrängt worden, unverändert blieb jedoch seine fast mythische Faszination auf unsere Gemüter und sein hoher Rang als weiterhin blühender Wirtschaftsfaktor. Überzeugend wirkt auch die harmonische Synthese von Vergangen heit und Gegenwart, die im österreichischen Salzbergbau seit jeher gepflegt worden ist und gerade in jüngster Gegenwart erneut unter Beweis gestellt werden konnte. Das Hallstätter Museum mit seinen prähistori schen Funden und die neue hochmoderne Saline Ebensee-Steinkogl sind für mich und wohl für alle Oberösterreicher erfreuliche Wahrzeichen dieser Lebenskraft eines ural ten Industriezweiges, dem Bewährung und Behauptung in der Gegenwart voll gelungen sind. Deshalb rufe ich auch gerne der österreichi schen Salinen AG zu ihren Jubiläen ein herz liches Glückauf zu. Anlaß zur Dankbarkeit ist für mich als Landeshauptmann von Ober österreich in reichem Maße gegeben. In der Vorgeschichte unseres Heimatlandes, in unserer gesamten Landeskunde und in der Gegen wartswirtschaft gehört der heimische Salz bergbau zu den tragenden Säulen unseres Landes. Die oberösterreichische Landesausstellung 1980 stand unter dem Titel,,Die Hallstattkul tur - Frühform europäischer Einheit". Mit einigem Stolz darf ich sagen, daß mir dieses Ausstellungsthema ein besonderes Anliegen war. Als begeisterter Freizeit-Geschichtsforscher bin ich bei meinen Reisen in Museen welt weit dem Namen ,,Hallstatt" begegnet. Im L Ausstellungskatalog finden wir den prä gnanten Satz: ,,Die reichen Funde aus dem Gräberfeld Hallstatt gaben den Anlaß, die Begriffe , Hallstattzeit' und , Hallstattkultur' zu prägen." Erster Ausgräber war der Hall stätter Bergmeister Johann Georg Ramsauer (1795-1875), sein treuer Gehilfe der k. k. Obersteiger Isidor Engl (1832-1918), Hallstät ter Bergleute. Die Wissenschaft spricht heute von einer ,,Pioniertat der österreichischen Archäologie". Seit dieser Zeit datiert das wa che Interesse der jeweiligen Salinenverwaltung an der Erforschung des vorgeschichtli chen Bergbaues in Österreich. Die österrei chische Salinen AG ist dieser Tradition treu geblieben. Sie fördert die archäologische For schung in HaUstatt weiterhin nach besten BCräften. Diese Aufgeschlossenheit gegen über der Wissenschaft gewinnt doppeltes Gewicht, wenn wir die Existenzsorgen be denken, die heute jedem Wirtschaftsbetrieb auferlegt sind. Somit kann die österreichi sche SaUnen AG das Jubiläum ,,3000 Jahre Salzgewinnung in Österreich" mit gutem Recht als firmeneigenes Jubelfest begehen. Bilden die ,,Bergfeste" seit langem einen fe sten Bestandteil des salzkammergütlerischen Festkalenders, so wird heuer ganz Österreich gerne mitfeiern. International bekanntes Wahrzeichen der Landschaft um den Hallstättersee ist das örtsbild des alten Salinenmarktes Hallstatt selbst. Im Aufblick zum Salzberg wird es vom Rudolfsturm bekrönt. Ob sein Mauer werk nun genau 700 Jahre alt ist oder erst ei nige Jahre später errichtet worden ist, wie Fachhistoriker heute mutmaßen, soll seinem ehrwürdigen Alter keinen Abbruch tun. Las sen wir ihm doch seine 700 Jahre! Er ist und bleibt das sichtbare Baudenkmal des Hall stätter Bergbaues im Mittelalter und der frü hen Neuzeit, über den es eine reiche schriftli che Überlieferung gibt. Die älteste Urkunde ist aus dem Jahre 1311 erhalten. Seit dieser Zeit, dem frühen 14. Jahrhundert, datiert die geschichtliche Sonderstellung des Salzkam mergutes, früher ,,Ischlland" bezeichnet, in der oberösterreichischen Landesgeschichte. Salz, das ,,weiße Gold", und die dichten Wälder dieser Gebirgslandschaft, die für den Bergbau intensiv genutzt werden mußten, bestimmten durch Jahrhunderte sein histori sches Profil, seine Wirtschafts- und Sozial struktur. Entscheidend für diese Eigenent wicklung war vor allem die Tatsache, daß dieses Gebiet seinerzeit direkt der Hofkam mer in Wien unterstellt, also unmittelbar landesfürstlich war. Erst eine Resolution Kai ser Josephs II. vom Jahre 1783 unterordnete das ,,Salz-öberamt Gmunden", zentrale Verwaltungsbehörde des Salzkammergutes, der Landeshauptmannschaft in Linz. So ganz ist die Atmosphäre eines ,,Staates im Staate" allerdings noch nicht vergangen. Umso dankbarer begrüße ich es deshalb als Landeshauptmann von Oberösterreich, daß die Osterreichische Salinen AG im Jahre 1975 im Rahmen ihres neuen Unternehmenskonzeptes ihre Generaldirektion von Wien nach Bad Ischl verlegt hat. Die Verbindung und enge Verflechtung der Saline mit ,,ihrer" Landschaft bedurfte je doch nicht erst dieses Verwaltungsaktes. Sie ist in der ganzen Region markant erkennbar. Was wäre das Landschaftsbild des Salzkam mergutes ohne die vielen Profan- und Sa kralbauten, die im Laufe von Jahrhunderten vom „k. k. Salinenärar" errichtet worden sind, ohne die Soleleitung, die auch schon 375 Jahre besteht, in unserer Zeit eine zusätz liche angenehme Funktion als Wanderweg erhalten hat, ohne die Wehr- und Triftanla gen, die einst der Holzbringung dienten? Was wäre das Bevölkerungsbild dieser Re gion ohne die Bergleute mit ihren Festen, ih rer Tracht, ihrer Musik und ihrem Brauch tum? Auch hier sei wieder ein Dank ausge sprochen, daß die gegenwärtige Betriebslei tung diese Tradition bejaht und weiter pflegt. Bei aller kultureller Begeisterung soll jedoch nicht übersehen werden, daß die österrei chische Salinen AG in erster Linie ein wich tiger Wirtschaftsfaktor ist, dem der Sprung in die moderne Bergbautechnik und eine zeit gemäße Betriebsführung vorzüglich gelun gen ist. Dadurch ist sichergestellt, daß das ,, weiße Gold" seinen Glanz auch in unserer Zeit behält. 55

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2