Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 2, 1984

Der Bergbau in den oberösterreichischen Gemeindewappen Wernfried L. Werneck Herbert E. Baumert „Wohl dem Herrn und Landesfürsten dem der Allmächtige Gnade verleiht daß er gute und beständige Bergwerk' In seinem Land hat, denn er hat davon Lob, Ehr' und Nutzen". (Speculum Metallorum — 1575AA/iener Hand schrift) Einleitung Bergbau In Oberösterreich als Schwerpunkt thema des vorliegenden Heftes darf auch An laß sein, der bergmännischen Tätigkeit in un serem Bundesland im Spiegel der Orts wappen nachzugehen. Wappen waren ursprünglich Legitimation und Aushängeschild von Herrenhäusern, pri vilegierten Familien oder Geschlechtern und fanden von dort Eingang in die frühen Wap pensiegel von Städten und Gemeinden. In Zeiten, als das Standesbewußtsein der Zünfte noch wesentlich ausgeprägter war, er gab sich dann praktisch von selbst die ent sprechende Form der Zunftzeichen, die Tradi tion und Privilegien in den Wappen symbolisieren sollten. Mit der Verleihung der Stadtrechte im späten Mittelalter und am Beginn der Neuzeit — der Blütezeit des Wappenwesens — war mei stens das Recht eines Stadtsiegels (Siegel recht) verbunden, welche entweder auf die Gründung des Gemeinwesens entsprechen de Hinweise gaben oder Rückschlüsse auf Herrschaft und Erwerbsgrundlage der Bür ger zuließen. Diese Grundsätze der Aussage sind für die moderne Wappengestaltung gültig geblieben und so kann man auch in den neueren Wap pen u. a. auf die Gründungsgeschichte, Zu gehörigkeit zu kirchlicher oder weltlicher Herrschaft sowie Gewerbe und Handel als wichtigste Erwerbsgrundlagen der jeweiligen Gemeinde schließen. Die klassische Wappenkunst forderte eine klare und leicht leserliche Darstellung des In halts und da auch die Farbgebung auf sechs Hauptfarben beschränkt blieb, war man seit alters her gezwungen, durch einfache Dar stellungen und Symbole die Aussage zu straffen. Es gab Zeiten, da wurden diese Wappen in ihrer Symbolhaftigkeit überladen und es ist ein Verdienst des oberösterreichi schen Landesarchivs, daß in den seit den 2. Weltkrieg genehmigten Wappen zu den ur sprünglichen Grundsätzen der Wappenkun de zurückgekehrt wurde. (1) (6) (11). Bergbausymbole Das alte bergmännische Gezähe, Schlägel und Eisen in gekreuzter Form, ist das heute allgemein bekannte Symbol des Bergman nes und des Bergbaus. Seine Darstellung geht auf die mittelalterliche Arbeitsweise vor allem der Bergleute des Erzbergbaus zurück und wird erstmals im 14. Jahrhundert in Mit telböhmen und Niederungarn auch auf Wap pensiegeln und Urkunden angetroffen. Die gekreuzt niedergelegten Werkzeuge ha ben Symbolkraft, sie bringen Glück und weh ren den Einfluß böser Geister und Mächte ab, was aus dem weitverbreiteten Aberglauben bei den Bergleuten verstanden werden muß. Die richtige Stellung der beiden Werkzeuge ist bekanntlich die, daß der Stiel des stump fen Schlägels (Fäustel) rechts und der Stiel des spitzen Eisens (Meißels) links zu suchen ist, wie man es (als Rechtshänder) nach der Arbeit niederlegt. Weitere Symbole der Bergmannsarbeit sind das Grubenlicht oder die Grubenlampe. Sie werden schon in Bergmannsliedern und Bergreigen des 16. Jahrhunderts genannt und dürfen ebenso wie das Berghäkel oder das Arschleder als typische Accessorien des Bergmannes gelten. (9) Eine besondere Rolle spielt in diesem Zu sammenhang der Salzbergbau. Da das Salz der alpinen Lagerstätten als Gemengteil des Haselgebirges nicht mit Handarbeit, sondern durch Laugen in den Laugwerken (Schöpf bauen) gewonnen wird, kommt seit frühesten Zeiten ein Gerät bzw. Produkt der Pfannhäu ser, die Salzkufe, als Symbol des mittelalterli chen Salzwesens zum Vorschein, wie wir es schon im 13. Jahrhundert auf dem Siegel der Stadt Hallein, im 14. Jahrhundert auf dem Siegel der Stadt Gmunden antreffen. Wichtig ist an dieser Stelle auch der Hinweis, daß sich seit dem Mittelalter die Farben Schwarz-Grün als charakteristische Berg mannsfarben feststellen lassen. Schwarz als Farbe der Nacht der Teufe und Grün als Far be der Natur übertage. Wir begegnen diesem Farbenpaar auf Bergmannsfahnen, der Berg mannstracht und anderen Gelegenheiten. (9) Aber auch „Schwarz-Gelb" oder die Farben des rot-weiß-roten Bindenschildes sind manchmal Hinweise auf Kaiserhaus bzw. Landesherrn, denen der Bergbau in den ein zelnen Regionen oder der jeweiligen Berg stadt direkt unterstellt war. Die Bergbauregionen Oberösterreichs Oberösterreich kann mit Stolz auf eine jahr hundertelange Bergbautradition zurück blicken. Ein Schwerpunkt war das oberöster reichische Salzkammergut, wo aus den Salzbergwerken Hallstatt und Bad Ischl die Sole gefördert wurde und diese zunächst an Ort und Stelle, später und besonders heute auch in Ebensee zum Endprodukt, dem Speise- und Industriesalz, verarbeitet wird. Während der Bergbau in Hallstatt seine erste Blütezeit bereits zur Keltenzeit (Hallstattpe riode) erfuhr und in der heutigen Form seit dem Jahre 1311 belegt ist, begann der Berg bau Bad Ischl/Perneck im Jahre 1563. In beiden Lagerstätten wird das sogenannte Haselgebirge zunächst mit einem System von horizontalen Stollen durchfahren und da mit in Horizonte unterteilt. Dazwischen wer den Kammern angelegt, die mit Wasser ge füllt werden, das aus dem Haselgebirge den Salzanteil löst. Diese „Sole" wird vom jeweils unteren Horizont mit Hilfe von Pumpen und Rohrleitungen nach obertage bis zur Sudhüt te geleitet, wo durch Verdampfen das Salz aus der Sole gewonnen wird. Dieses Salz wurde früher in sogenannten Ku fen auf Salzzillen traunabwärts verschifft, wo vor allem in Gmunden und Stadl-Paura Salz niederlagen errichtet wurden, bevor es sei nen Weg an die Donau und von da nach Wien bzw. Böhmen nahm. Weniger der Salzbergbau selbst, sondern vielmehr Salzfertigung und Salztransport wa ren daher Existenzgrundlagen der einzelnen Märkte entlang der Traun und so ist es auch verständlich, daß die ältere Gruppe von Orts wappen mit Bezug zum Salzwesen über Han del und Fertigung eher indirekt auf den Salz bergbau hinweisen. Die zweite Gruppe von Ortswappen mit Be zug zum Bergwesen konzentriert sich um die Region des oberösterreichischen Kohleberg baus. Die Kohlen des heutigen Hausruckre viers wurden 1763 durch einen Fund anläß lich einer Brunnengrabung bei Wolfsegg entdeckt. Erst 1785 wurde ein Stollen in Wolfsegg-Kohlgrub vom Ärar angeschlagen. Von dieser Zeit an begannen zahlreiche Un ternehmer das „schwarze Gold" zu schürfen, bis im Jahre 1870 das gesamte Hausruckre vier in Händen der Wolfsegg Trauntaler Kohlenwerks- und Eisenbahngesellschaft war. Im Jahre 1918 ging die WTK in den Besitz des Landes Oberösterreich über und wurde 1946 verstaatlicht. Die Bedeutung der lignitischen Braunkohlen des Hausruckreviers war zunächst die Ver sorgung der Sudhütten in Ebensee und Bad Ischl, heute versorgen sie die kalorischen Kraftwerke der OKA zur Stromerzeugung. Das Kohlenrevier an der Salzach wird heute von der SAKOG (Salzach Kohlenbergbau GmbH) betrieben. Ein erster Bergbau wurde bereits 1756 zu Wildshut genannt. Im 19. Jahrhundert werden mehrere Versuche eines Kohlenabbaus gemeldet, doch mußten sie alle wegen Schwierigkeiten mit der Wasser haltung wieder eingestellt werden. Erst systematische Untersuchungen zwi schen den beiden Weltkriegen machten den technisch einwandfreien Abbau durch einen Schachtbetrieb möglich, den die SAKOG mit gutem Erfolg seit 1952 in drei Flözen betreibt 49

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