Der k. k. Obersteiger Isidor Engi — erster Kustos des Museums Haiistatt Karl H. Wirobal Hallstatt, einzigartiges und weltberühmtes Kleinod am Fuße des Dachsteins, war die Heimat Isidor Engls (1832 bis 1918), eines be scheidenen und fieißigen Salinenbeamten, dessen Verdienst groß, dessen Würdigung bisher jedoch bescheiden war. Neben vielen großen Namen, die in einem Atemzug mit Hallstatt genannt werden, scheint sein Name oftmals nur am Rande auf - oder wird ganz vergessen. Es erscheint nunmehr höchste Zeit, seine Persönlichkeit an entsprechender Stelle zu würdigen. Dabei sollen nicht nur seine - lange Zeit unterschätzte - Bedeutung als selbständiger Ausgräber, sondern auch seine dokumentarischen Arbeiten als Zeich ner und Chronist sowie als treibende Kraft des damais jungen Musealvereines hervorgeho ben werden. Isidor Franz Engl wurde am 3. April 1832 als uneheliches Kind in Hallstatt, Lahn 42, gebo ren. Sein Vater Franz Xaver Engl, k. k. Berg schmiedeknecht beim Salzbergbau, heiratete 1833 Isidors Mutter Katharina (geb. Waldhör). Entsprechend bescheiden waren die Verhält nisse, unter denen das Kind aufwuchs und ab 1839 bis Ende 1840 die ,,Tagesrealschule" in Hallstatt besuchte. Bereits als siebenjähriger Bub hatte Engl beide Elternteile verloren - seine Mutter starb 1837, sein Vater 1839 - und wurde Vollwaise. Sein Onkel und Taufpate Leopold Engl nahm sich seiner in vorzüglicher Weise an. Er er reichte 1840 eine Bewilligung der k. k. Salinenund Forstdirektion in Gmunden für eine Auf nahme in das Freysche Waisenstift in Gmunden/Weyer, in das der Bub im Jänner 1841 eintrat. Dort besuchte er dann die,,Volks- und Trivialschule" bis zum Ende der Schulpflicht im Jahre 1845 und wurde für besonderen Fleiß mit einem Zeugnis 1. Klasse und Vorzug be lohnt. Es folgte eine weitere Ausbildung als Stifts zögling. Diese war sehr umfassend und bein haltete Naturiehre, Geometrie, Dezimalrech nung, Algebra, Trigonometrie, schriftliche Ar beiten, Architektur, Anfertigung von Bauplä nen, Feldmessungen, Gartenarbeit usw. Be sonderer Wert wurde außerdem auf Ordnung, Reinlichkeit, Disziplin und christliche Erzie hung gelegt. Die äußerst strenge, aber ge rechte und gediegene Ausbildung dieser Schule formte zweifelsohne Engls Persönlich keit und war ein Markstein seines Lebenswe ges. Noch als alter Mann sprach er voll Hoch achtung von seinem Lehrer Georg Nußbau mer, der auch Stiftsverwalter war, als dem ,,Gründer meiner Lebensstellung". In neun Jahren Stiftsaufenthalt lernte Engl Gmunden als zweite Heimat schätzen, nur unterbrochen von anfänglich kurzen, später auch längeren Ferienaufenthalten in den Monaten Septem ber und Oktober bei seinen Zieheltern in Halln ,1 Franz Engl mit seiner zweiten Gattin Tfieresia. — Foto: Museal-Verein Haiistatt Statt. Im Alter von knapp 18 Jahren erhielt er Ende November 1849 seine Entlassungs zeugnisse ausgehändigt und per Dekret der k. k. Salinen- und Forstdirektion wurde ihm die ,,stabile Aufnahme als Manipulationszögling bei der k.k. Salinenverwaitung Haiistatt" er möglicht. An dieser Stelle darf die soziale Einstellung der k. k. Salinen- und Forstdirektion nicht un erwähnt bleiben. Diese sorgte in vielen Fällen nicht nur für eine hervorragende Ausbildung von Waisen, sondern auch - je nach den vor handenen freien Plätzen - für eine Anstellung bei den Salinen- und Forstämtern des Salz kammergutes. Die Zöglinge konnten aber auch freiwillig einen anderen Beruf wählen. Am Hallstätter Salzberg erhielt Isidor Engl dann seine bergmännische Ausbildung von k.k. Bergmeister Johann Georg Ramsauer (1795 bis 1874), der 1846 mit systematischen Ausgrabungen am Salzberg begann und heute als Entdecker des weltberühmten Grä berfeldes gilt. Neben seinen markscheide rischen Arbeiten wurde Engl auch in Bergbau theorie unterrichtet und durfte in seiner Frei zeit an der Dokumentation von Grabfunden mitarbeiten. Nur drei Jahre nach der Entdeckung des Grä berfeldes wurde er bereits Mitarbeiter Ram sauers, und es darf angenommen werden, daß er sich dabei viel von dessen Fähigkeiten aneignete. Dies sollte ihm später noch zugute kommen. Allerdings ist festzuhalten, daß aus zeitlichen Gründen nicht die gesamte Bilddo kumentation zu Ramsauers Berichten von Isi dor Engl stammen kann. 1854 konnte er seine erste Dienstreise nach Hallein antreten, wo er mit Planungsarbeiten für das neue Sudwerk beschäftigt war. Das dabei ersparte Geld reichte im Jahre 1855 für die erste private Reise zum Firmpaten Pfarrer Mayrieitner ins Mühlviertel. In diesem Jahr er folgte auch seine Bestellung zum Hutmann am Hallstätter Salzberg. 1856 heiratete er Fran ziska Aichhorn aus Unterach, dieser Ehe ent sprangen zwei Söhne und zwei Töchter. Engl war dann auch einige Jahre am Ausseer Salzberg dem k. k. Bergmeister Roitberg zu geteilt. In seiner Freizeit unterrichtete er des sen Sohn im Rechnen, Schreiben und Frei handzeichnen und wurde dafür mit Jausenkaf fee entlohnt. 1862 kehrte er nach Hallstatt zu rück und wurde zum ,,diensttuenden Pfannhaus-Zuseher", im Jahre 1872 dann in die 2. Klasse der Meisterschaft befördert, was die Lebensverhältnisse der Familie wesentlich verbesserte. Im Jahre 1876 starb seine erste Frau Franziska, 1878 heiratete er deren Schwester Theresia Aichhorn. Diese Ehe blieb kinderlos. Die Tätigkeit Engls beim Sudhaus in der Lahn wirkte sich - zumindest indirekt - nachteilig auf die weiteren Grabungen am Salzberg aus. 1863 schloß Ramsauer seine Arbeiten ab, trat mit Jahresende in den Ruhestand und über siedelte nach Linz. Es folgten zwar weitere Grabungen, Hallstatt war inzwischen berühmt geworden, doch fehlt eine systematische Do kumentation dazu. Am Saizberg fehlte offen sichtlich die fachlich geeignete und interes sierte Person für solche Arbeiten. Diese unbefriedigende Situation änderte sich erst, als Isidor Engl mit der örtlichen Leitung der Grabungen für das Linzer Museum Franzisco Caroiinum beauftragt wurde (1871 bis 1877). Es folgten weitere Grabungen für das Naturhistorische Museum Wien (1877 bis 1878 und 1886) und die Dammwiesengrabung für das Naturhistorische Museum (1887 bis 1891). Nach Engls Aufschreibungen wurden am Gräberfeld insgesamt 191 Gräber freige legt, davon 85 Brandgräber. Auf der Damm wiese konnten mehr als 2000 m^ Kulturboden aufgeschlossen werden. Bei all diesen Grabungen besorgte Engi ne ben der Grabungsleitung und Aufsicht auch die Anfertigung der Fundprotokolle und Skiz zen, die Kartierung sowie die Abrechnungen. Seine Leistungen zu dieser Zeit dürfen sicher43
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2