Die Sole- und Salzgewinnung Österreichs in der Gegenwart Günther Hattinger Seit drei Jahrtausenden sind in Österreich Salzlagerstätten bekannt und werden für die Gewinnung von Salz und Sole genützt. In hi storischer Zeit waren es vor allem die Landes herren und später die k. u. k. Hofkammer, wel che die Rechte für die Gewinnung des Salzes, früher als Regal und ab dem Jahre 1835 nach der Zoll- und Staatsmonopolverordnung als staatliches Monopol, innehatten. Heute befin det sich dieses Recht in Händen der Republik Österreich. Durch das Salz wurden nicht nur die meisten Namen der Stätten der Sole- und Salzgewin nung geprägt, sondern auch jene ganzer Re gionen und sogar der Name eines unserer Bundesländer. Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges ist als Folge der Entwicklung der chemischen Indu strie und des durch die Motorisierung beding ten Bedarfes an Auftausalz für den Straßen winterdienst die Nachfrage nach Sole und Salz In Österreich stark gestiegen. In der folgenden Tabelle wird eine Übersicht über die Sole- und Salzproduktion in Öster reich seit dem Jahre 1950 gegeben: Sole- und Salzproduktion In Österreich 1950—1983 Sole Salz Beschäftigte Anzahl der m3/Jahr t/Jahr Betriebe 1950 790.000 92.000 1.710 11 1960 1,038.000 132.000 1.396 11 1970 1,747.000 265.000 844 7 1980 2,294.000 420.000 578 7 1981 2,313.000 464.000 575 7 1982 2,119.000 435.000 576 7 1983 1,811.000 359.000 532 7 Der Rückgang der Produktion in den beiden zuletzt vergangenen Jahren ist bedingt durch den Produktionsrückgang der chemischen In dustrie bei Solenachfolgeprodukten sowie auf die Witterungsverhältnisse und Verwen dungsbeschränkungen beim Auftausalz. Der Wandel In der Verwendung des Salzes vom Salz für Speise-, Fütterungs- und Gewerbezwecke zum chemischen Rohstoff und Massenprodukt hat der Entwicklung des österreichischen Salzbergbaues und der Sali nen in den jüngst vergangenen Jahrzehnten sowohl In technologischer als auch organisa torischer Hinsicht ihren Stempel aufgeprägt. Das durch jahrhundertelange Tradition ge zeichnete Bild des ehemaligen ärarischen Bergbaues und der Sudhütten trat als Folge einer bedeutenden Umstrukturierung sowohl Im Bereich der Produktion als auch In jenem der örganisatlon allmählich in den Hinter grund. Die längerfristig in kollektiver Übereinstim mung der Sozialpartner des Unternehmens durchgeführten Maßnahmen im technologi schen, organisatorischen und betriebswirt schaftlichen Bereich ermöglichten im Jahre 1979 auf Grund des Salzmonopolgesetzes 1978 eine Rechtsformänderung In Form der Ausgllederung des Bundesbetriebes öster reichische Salinen aus dem Bundeshaushalt und die Gründung der österreichische Salinen AG. Die österreichische Salinen AG, deren Gene raldirektion ihren Sitz in Bad Ischl hat, umfaßt als Betriebe die Salzbergbaue Altaussee, Bad Ischl mit dem obertägigen Sondenfeld Sulz bach, Hallstatt und Halleln, die Salinen Eben see und Halleln sowie die Tochtergesellschaf ten Bad Ischler Salz Ges.m.b.H. In Wien und die Blosaxon Salz Ges.m.b.H. In Bad Aussee. Diese Aktiengesellschaft, deren Führungs verantwortung In Händen des aktlenrechtllch bestellten Vorstandes liegt, ist auf Grund des Salzmonopolgesetzes verpflichtet, die Ver sorgung Österreichs mit Salz und Sole zu si chern. Aus diesem Monopol ergibt sich auch die Verpflichtung, jeden Kunden in Österreich mit Salz In der benötigten Qualität und Quanti tät zu beliefern. Das Monopol ist somit nicht nur Schutz, sondern auch Verpflichtung. Die zum Zeitpunkt der Ausgliederung be schäftigt gewesenen Mitarbeiter wurden, so weit diese in einem privatrechtlichen Dienst verhältnis zum Bund standen und nach dem ASVG pensionsversichert waren, Arbeitneh mer der österreichischen Salinen AG. Alle In einem Bundesdienstverhältnis mit Anspruch auf Pensionsversicherung durch den Bund gestandenen Mitarbeiter sind in diesem Dienstverhältnis geblieben, wenn sie nicht in nerhalb einer Frist von fünf Jahren in ein Ar beitsverhältnis zur österreichischen Salinen AG übergetreten sind. Stillgelegt wurden im Rahmen der Umstruktu rierung der Produktionsbetriebe die als Pfan nensalinen betriebenen Salinen Bad Ischl und Hallstatt Im Jahre 1965. Der Salzbergbau und die als Thermokompresslons-Saline betrie bene Saline Hall in Tirol mußten im Jahre 1967 ebenfalls stillgelegt werden und die als Pfan nensaline mit Schwerölfeuerung betriebene Saline Bad Aussee im Jahre 1983. Die Verle gung der Generaldlrektion des früheren Bun desbetriebes österreichische Salinen von Wien nach Bad Ischl In das Zentrum des Salz kammergutes und damit auch der Produk tionsstätten erfolgte Im Jahre 1975. Das durch die Stillegung der Betriebsstätten freigewordene Personal wurde innerhalb des Salzkammergutes von den eigenen Betrieben übernommen. Jenes der anderen Betriebs stätten konnte zu Dienststellen des Bundes und der Länder überstellt werden. Als Folge des Standortes der Lagerstätten und Salinen liegt der Schwerpunkt der Sole- und Salzgewinnung derzeit in öberösterreich. Von den Beschäftigten sind 60 Prozent in öber österreich gelegenen Arbeite- und Produk tionsstätten tätig. Von der Solegewinnung ent fallen 50 und von der Salzgewinnung 85 Pro zent auf Produktionsstätten in öberösterreich. Daraus resultieren vielfältige strukturelle und arbeltsmarktpolltische Impulse, welche von der österreichischen Salinen AG auf das Bundesland öberösterreich ausgehen. Die Führung des Unternehmens als Aktienge sellschaft bedingte auch die Schaffung einer zeitgemäßen und unternehmensgerechten örganisation des finanz- und betriebswirt schaftlichen Rechnungswesens, der Beschaf fung, des Verkaufes und aller übrigen Funk tionsbereiche des Unternehmens sowie die Anwendung moderner Verfahren und Hilfsmit tel auch In diesen Bereichen. Für den gesam ten Unternehmensverband verbindliche Grundsätze für die Führung und Zusammen arbeit dienen der Verbesserung der Zusam menarbeit, der Vermeidung von Konfliktsitua tionen und sollen auch dazu beitragen, die Ar beitswelt menschlicher zu gestalten. Die Gewinnung der Sole Die heimischen Salzlagerstätten eignen sich nicht für die Gewinnung von Salz in Form von festem Steinsalz. Die Gewinnung von Stein salz erfolgt derzeit nur noch im Salzbergbau Altaussee für die Verwendung als Naturleck stein, in der Hauptsache für die Wildfütterung. Der Anteil des In Form von Steinsalz gewon nenen Salzes beträgt knapp 2 Promille der jährlich als Sole gewonnenen Salzmenge. Die Gewinnung von Salz aus den Lagerstätten in großem Maßstab erfolgt durch Aussolung, d. h. durch planmäßiges Herauslösen des Salzes aus dem salzhältigen Gestein, dem ,,Haselgebirge", sowie durch Auflösung der zum Teil vorkommenden Stelnsalzbänke. öbwohl die Technik des Aussolbetriebes in den Salzbergbauen laufend Modifikationen
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