Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 2, 1984

Grubenkarte des Salzberges Hallstatt, um 1650. Maßstabgerechte Auftragung der Strecken des Kaiser-Leopold-Berges Das Grubenrißwesen Die ersten überlieferten Grubenkarten in Hall in Tirol stammen aus dem Jahre 1531, auf dem Dürrnberg in Haiiein aus dem Jahre 1535, aus dem Salzberg bei Altaussee aus dem Jahre 1611 und vom Salzberg Hallstatt aus dem Jahre 1616, sowie Saizbergbau Ischl aus dem Jahre 1542. Erst waren die Grubenkarten reine Abrisse der Messungen, dann hat Phan tasie und Kunstempfindung ein Gemälde dar aus gemacht, schließlich brachte das Zeitalter der Technik die Rückkehr zur genauen Maß zeichnung; ,,Was mißt es, das ist es." Die Beispiele der Hallstätter Grubenkarten sollen das erstere zeigen, die Rißzeichnung des Leopold-Berges. Die zweite Auffassung zeigt die Zeichnung des ,,Bergbau-Baumes". Die Hauptschachtricht (Einfahrtstollen) ist der Stamm, die Nebenstrecken sind die Aste, und die Früchte des Baumes stellen die Solegewinnungswerker^ dar. Dieses Schaubiid gibt natürlich keine Maßgrößen wieder. Ab dem 19. Jahrhundert wird wieder der getreulich über setzte Maßstab zur Lagezeichnung des Gru bengebäudes. Mit der Meßtechnik geht das Grubenrißwesen, das Planzeichnen mit seinen Entwicklungs stufen Hand in Hand. Wenn Albrecht Dürer 1471 bis 1528, Zeitgenosse von Georg Agricola, sagt: ,,Die Kunst liegt in der Natur, wer es versteht sie aufzureißen, der hat sie", so giit Reißen für Zeichnen und Entwerfen der Kunst. Der Markscheider bringt einen Abriß des Gru bengebäudes, stellt die Reichhaltigkeit des Bodenschatzes fest, schließt auf Vor- und Hoffnungsbau® und zeichnet somit das Wesen des Berges mit Hilfe seiner Kunst. Das Markscheidewesen einst und heute Das Wesen des Vermessens, des Markschei ders Auge, sein Winkel- und Längenmaß, seine Berechnung und sein Zeichnen blieb sich naturgemäß alle Zeit gleich. Schon Heron, der griechische Vermessungslehrer von Alexandrien, berichtet 100 v. Chr. von Meß übergängen unter die Erde mittels Schnur dreiecken. Zu verschiedenen Zeiten jedoch brachte Neuerung und Fortschritt Änderungen im Mittel zum Zweck. Folgende Zeitabschnitte lassen sich im alpinen Salzbergbau, dieser war im Bergbau allgemein stets führend, fest stellen: bis 1500 Winkelmessung mit Holz- und Wachsscheiben, bis 1850 Magnetkompaß und Schinzeug, ab 1850 ist es der Theodolit in seinen vielen Entwicklungsstufen. Es ging von gespannter Meßschnur zu Diopter und Fernrohrzieilinie, vom Senkblei bis zum optischen Lot, vom Stabl-Auflegen bis zum selbstrechnenden Entfernungsmesser, von H ■ i }"jj,ri i-q i jJlJlf: & . I .i'i'al.'llllllliill« iii&t ' ' der Wachsscheibe bis zur Glaskreisoptik, ja selbst vom Schinbuch bis zum Datenspeicher. Der Theodolit ist in seinem Wesen nichts an deres als das Schinzeug, jedoch ist in ihm das stets erstrebte Ideai des Markscheiders, die Genauigkeit, erreicht. Zuletzt aber gilt, es kommen keine ,,Genaueren" mehr, nur ,,Schneliere". Es ist keine geheime Kunst mehr, es ist durch Meßtechnik und Computer auswertung gestalteter Zweck, jedoch Grundlage des Bergbaues wie eh und je. Das Fernrohr, das Mikroskop, die Feinmeßtechnik und Optik haben die letzte Genauigkeit der Beobachtung gebracht und die höhere Ma thematik tat zur Perfektion das Ihre dazu. Die letzten großen Markscheideraufgaben in den alpinen Saiziagern waren die Vermes sungen für Vortrieb und Durchschlag der Erb stollen der Bergbaue in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Erbstollen sind Auffah rungen vom tiefsten Talpunkt aus bis ins Zen trum des Salzlagers zum Hauptschacht des Salzberges. Sie haben den Sinn, einerseits alle über der Talsohle liegenden Salzschich ten aufzuschließen und einer wirtschaftlichen Gewinnung zuzuführen, andererseits die Hauptader für Förderung und Mannsfahrt zu bilden. Der Stollenvortrieb wurde, um die Vor triebszeit zu verkürzen, im Ort und Gegenort, d. h. nicht nur vom Mundloch des Stollens in 20

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