Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 2, 1984

In einem schrägen Stufengang mißt der Markscheider mit dem Schinzeug. Historische Darstellung in Haiiein Dürrnberg, Gemälde von Benedikt Werkstätter ser, mit farbigem Wachs zum Einritzen der Richtung bestrichen, versehen mit der Stun denteilung wie die Uhr. Es war die Zeit, als Rechenmeister Adam Riese 1492 bis 1559 seine Rechenschule be trieb und Georg Agricola ,,De re Metallica" be schrieb und zeichnete, das Berg- und Mark scheidewesen in Wort und Bild, Kunst und Technik getreu vereint. Er stellt hierin erstmals den Alpenkompaß dar. Gutenbergs Buch druckerkunst ist zu dieser Zeit ein halbes Jahrhundert alt. Der Kompaß und das Schinzeug Die seefahrenden Wikinger hatten schon ihren Segelstein gehütet, ein Stück Magneteisen stein aus Skandinaviens reichem Boden schatz, in ein Schilfrohr gebettet, aufs Wasser gelegt, schwamm er in die Richtung des Ma gnetfeldes der Erde und wies getreulich stets nach Norden. Der Kompaß, die große Erfin dung der Seefahrt, wird unter Tage zum be deutenden Wegweiser des Bergbaues. Die Verwertung einer Erfindung auf anderem Ge biet ist so wertvoll wie sie selbst. Die Magnetnadel als Richtungsweiser blieb Grundlage der Winkelmessung im alpinen Salzbergbau für nahezu drei Jahrhunderte, die Wachsscheibe hatte ausgedient. Das Schinzeug besteht aus einer waagrech ten Scheibe mit Stundeneinteilung, um den Horizontalwinkel zu messen, und aus einer senkrechten Kreisteilung, auf welcher mit Hilfe gespannter Schnur der Höhenwinkel einer Zielung gemessen wird. Die drei Grundgrößen jeder Vermessung sind Lagewinkel, Höhen winkel und Längen. Die Mechanik dieses Ge rätes sieht die Lotrechtstellung mittels Senkel vorrichtung vor. Die Erfindung des Maßstabsverhältnisses Wohl über die genaue Aufschreibung der Win kelgrößen und Stablängen in den Schinbüchern, das älteste Schinbuch in Hallstatt stammt aus dem Jahre 1527, war es zur wich tigen Erkenntnis des verkleinerten, ,,verjüng ten" Maßstabes gekommen und somit zur er sten Grubenkarte. Ein Stab in der Natur wird zum Stäbchen am Zeichenblatt und umge kehrt. So leicht war dieser Übergang zum Maßstab wohl nicht, schreibt doch die Weitsche Chronik von 1562 „dermalen noch niemand allhier (im Kammergut) des Schinens mit dem Kompaß kundig gewesen, so daß der Bergmeisteramtsverwalter Alexander Trauner sogar von Hall aus dem Ynnthal anhero hat berufen wer den müssen". Der Hängekompaß, auf geneigter Schnur im Schrägaufbruch um seine horizontale Achse in die Ebene drehbar, damit die Nadel spielen konnte, war das eine Instrument, das Schin18

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