Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 2, 1984

Das Markscheidewesen im österreichischen Bergbau Winfried Aubeii Die Markscheidekunde, das Vermes sungswesen im Bergbau unter Tage Ohne Maß und Ziel gibt es kein bergmänni sches Vordringen unter die Erde, ohne Mark scheider keinen Bergbau. Bergbau und Mark scheidewesen sind miteinander auf Gedeih und Verderb verflochten. Der Markscheider teilt das Gebiet, zieht die Grenzen, wie der Geodät begriffsmäßig die Erde teilt, und doch ist ersterer von letzterem herausgehoben, nicht nur dadurch, daß er un ter Tage im Berginneren mißt, sondern weil er als Ziel den Bodenschatz zu gewinnen sucht. Eine Höhlenvermessung ist allein noch keine Markscheiderei. Da Bergbaubetrieb und Berechtigung nicht nur nebeneinander, sondern auch über- und untereinander herrschen, befindet sich der Markscheider auf mehreren Ebenen unter Tage mit dem Grubeniicht und seine freie Sicht reicht nur Stollen und Schächte weit, wo diese enden, vor Ort,^ gestattet ihm seine Meßkunst den Bück durch die Bergfeste.^ ,,Bergmann in dieser Richtung treibe weiter vor."3 Der Markscheider heißt im Bergbau der Alpen auch Schiner und seine Meßeinrichtung ist das Schinzeug (s. u.), diese Bezeichnung lei tet sich vom iat. scindere = teilen ab, sowie auch die Schindel das geteilte Hoizbrettchen ist. Des Markscheiders Bedeutung als Hüter des Bodenschatzes, als Wahrer des Rechts sei durch seinen Amtseid in der,,Bergordnung für Österreich, Steyermark, Kärnten und Crain aus dem Jahre 1517" erhellt: „Den Berg behüten, vor Schaden schützen, jedem richtig messen, für die Armen wie für die Reichen weder zu Liebe noch zu Leide unrich tig." Die Tätigkeit des Schiners im Salzbergbau des Kammergutes oblag dem Bergmeister, zu seinen Rechten kommt die Pflicht, wie die Ei desformel aus der Reformierten Ordnung des Saizwesens zu Gmunden und Haiistatt von den Jahren 1524, 1563 und 1656, Reformationsiibeii genannt, beweist; ,,Er soll seinen leiblichen Eid zu Gott schwö ren, daß er in allem dem, so ihrer Mayestät Saitzberg berührt zu Nutzen gehorsam sei, mit fleißiger Schin, sein eigenen Vorteil nicht su che, Schaden abwende und jeden Bergmann mit seinem Rat fördere." Und an anderer Stelle (Iii. Refomationsiibeii): „Es ist des Schiners Pflicht, die Stunden bei den Kompaßzügen genau einzuhalten (der Kompaß ist, wie die Uhr, in Stundn geteilt)." Die Markscheidekunst im Kammergut Anfang des 16. Jahrhunderts Ais man zu Beginn des 16. Jahrhunderts nichts anderes als das Naturmaß kannte, war SS?at)cftdtt 0ar(F'2(m&fmatiti/ Der atiHmti üniütlait^ PiiD Officicr dncn [ciblicfccn ju ÖDi? fttirören enD gflol'cii/ ^a|i£r bciiuIDtein 0aff^2iiii6tnianu/aui Jpofffcfirdbfr/Öf;i gfiifdrcibcr/ »iiD pficftlfc^rcibcr tu allem bcm/ ©alijberg bcrüfirt/ tmb f»as foiift ju "jjui? / tmD ^cfiJrbcrung Dcp Simbt« tmb ©icbcns bicuct/gc^oifambiPuD fauCcrlicf) bcucu0a[ßiScr9en mit jlcif)w gcr 0(f)iu:t)nD aiiDcrer guter not^turfftigfr pucfc^ung /irle t)0»altcrai licr^ bmmcu 1(1/ gtrcrttfg fcon/ t^uD barjii tut abtiicffcii piiD bcfcf>att)en ^^ter jcffiJtt ©itaben fonberlicl) fürfommen tmt> rtn5aigcn/aucfe in allmcg fernen Söergmaim für ben anbcrn fürbercn/ .rocf) ^mbercu/ fonbernmit jfirein S^at^ In ollen fachen/ mas fürtriiglicfc Ift/ ^anblen/ mib alle anbete Sir^» deul/ feine 'Öertraltung betrcffcnb/ laut bifer bnbanberer3&rer Waijcftütt Orbnungf mib^efelefo/^alten/unb barinnen feinen fclbft aignen^?nljcn noify "Öortilnic^t fuec^en/noef) gebrauchen/fonbern3^rcrWai)c(f; »nb berfclbeii 0iebenS nu(?en onb frommen all jcit betracbtcn/tnib fürberen/ ©choben ftsen# bcn bnb tvarncn i onb alles bas tl;uen / ba|i ein getretrer -'Öergmaillcr ttnb ©icner feinem.^erm iutfiun fchulbig ift / mie er folchcS gegenÖOTI: am 3üngffen ag oerantmorten tnölle/ migefchrlich / t?. 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Reformierte Ordnung des Salzwesens zu Gmunden und Haiistatt aus dem Jahr 1656. „Bergmaisters Aydts-Pfiicht/ Ambts-Handiung/ Besoldung/ Gnadengeidt vnd Purckhuett" die Grubenkarte in Haiistatt wie in Aussee die Eisfläche des Sees zur Winterzeit. Stabi für Stabi übertrug man die Längen des bestehen den Grubengebäudes und mit Hoizschenkein die Winkel aus dem Berginneren heraus auf die freie Eisfläche und das Abmaß der geplan ten Auffahrungen" nahm man von dort wieder in den Berg hinein. So hatte man die Richtung für den Vortrieb. Jedes Jahr schmolz die Mühe des Schiners, seine Grubenkarte auf dem See, wieder im Frühjahrswind dahin. Das Bergstabi des Bergmeisters, zugleich sein Bergstock, war das von Berg zu Berg ver schiedene Längenmaß. Das Ausseer Stabi maß 1,179 m, das Haiistätter 1,192 m (erst 1876 wird bei den österreichischen Salinen das Metermaß eingeführt). Sein Winkelmes ser war die Hoizscheibe mit 30 cm Durchmes17

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