Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 2, 1984

~ . ,.. . \ f r-^ .Jih.'il folge der Säkularisation und Kriegseinwirkun gen im Zeitalter Napoleons ruhen ihre sterbli chen Überreste heute im Stift St. Paul in Kärnten.26 Die ausschließlich landesfürstliche Kompo nente beim Salinenwesen war in Hallstatt be sonders deutlich, allerdings wurde der ärari sche Charakter des ,,Saizkammergutes", das dann bis in die Tage Kaiser Josephs II. einen eigenen kleinen ,, Salzwirtschaftsstaat" (A. Hoffmann), vom übrigen Land ob der Enns getrennt, bildete, erst seit dem Ende des 15. Jahrhunderts durchgesetzt.^^ Wiederholt wa ren habsburgische Landesfürsten persönlich in Hallstatt anwesend und besichtigten den Saizberg, wie Erzherzog Albrecht VI. (1459) und Kaiser Maximilian I., an den auch ein Ge denkstein in der Nähe des Rudoifsturmes er innert. Im Namen der Landesfürsten wurden auch die Ordnungen erlassen, die den Betrieb oft bis ins kleinste Detail regelten. Hier wird stets auch der Rudolfsturm als Sitz des Berg meisters erwähnt, wobei an die eingangs zi tierte Passage aus dem ersten Reformationslibell von 1524 erinnert sei. Ähnliche Formulie rungen enthält ein weiteres Reformationslibell aus dem Jahre 1656.^8 Wenden wir uns dem Rudolfsturm als Bau werk zu, so fällt gleich die beherrschende Lage an einer Kuppe des Himbergkogels auf. Es handelt sich um einen im Grundriß quadra tischen (8,85 X 8,85 m), dreigeschossigen Turmbau, der aus außerordentlich dicken, verputzten Bruchsteinmauern besteht. Die Höhe beträgt bis zum Dachboden 11,7 Meter. Demgemäß ist die Anlage als mittelalterlicher Wohn- und Wehrturm anzusprechen, der zur Verteidigung des Salzbergs dienen konnte, aber auch dem dort residierenden Bergmei ster, dessen Amt 1346 erstmals urkundlich erwähnt wird, durch seinen zentralen Standort die völlige Betriebsüberwachung erlaubte.^^ Der Burgentypus des Wohnturmes^" war im Mittelalter zunächst den Normannen geläufig. Die vielleicht markanteste Anlage dieser Art ist der berühmt-berüchtigte Tower von London mit seinen gewaltigen Ausmaßen von 36 x 36 Metern Grundfläche, bald nach 1090 vollen det. Diese Türme wurden französisch ,,Don jon" (von Dominatio = Herrschaft) benannt. Relativ früh begegnen uns Wohntürme auch am Niederrhein und in der Schweiz, beson ders im Aargau, der Heimat der Habsburger. Allerdings erreichen die Objekte hier nicht jene Größenordnung wie im Flachland, die Gelän deformen hatten natürlich stets einen Einfluß auf den Burgentypus, ebenso wie die ver schiedenen gesellschaftlichen Verhältnisse. Die Baugrundrisse in der Schweiz neigen ebenfalls zum Quadrat und der Einstieg liegt einige Meter über dem Boden. Die späteren Beispiele weisen oft auch einen vorkragenden Wehrgang auf. Es ist ebenso ein ganz alige meines Gharakteristikum der gotischen Burg von etwa 1200 bis zum Ende des 15. Jahrhun derts, daß sie sich auf steilen Anhöhen, das felsige Gelände ausnützend, erhebt. Ihr Name endet oftmals auf -berg, -fels oder -stein, wo bei häufig Personen-, Tier- oder Baumnamen vorangesetzt sind. Meist hat diese Burg keine große Ausdehnung und ist eng an den Fels geschmiegt auf dem betreffenden ,,Stein" er richtet.Als typisches Beispiel aus dem au ßerösterreichischen Raum sei nur auf die Bur gen des Bischofs Balduin von Trier, Balduin stein im Taunus (1319) und Balduineck im Hunsrück (ca. 1325), verwiesen. Auch der,,Rudolfstein", wie unsere Anlage ja ursprünglich hieß, muß in diesem Zusammen hang gesehen werden. Er besaß ursprünglich einen vorkragenden Wehrgang, der erst im 19. Jahrhundert entfernt wurde. Einen weiteren Hinweis auf die Entstehungszeit könnte auch das Baumaterial liefern, denn um 1300 setzte sich langsam die Bruchsteinmauer durch, die die ältere sorgsame Mauerung aus Quadern verdrängt.82 Beim Rudolfsturm wurden nun, wie schon erwähnt, Bruchsteine verwendet. Die ältesten Ansichten des Bauwerks stam men erst aus dem 17. Jahrhundert.^^ Sie zei gen neben dem Turm auch schon den Flügel bau an der Südflanke, der ursprünglich nicht gemauert gewesen sein dürfte. Die heutige Anlage geht erst auf einen Ausbau in der zwei ten Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück. Wie derholt wurden auch Ausbesserungsarbeiten vorgenommen, so etwa 1662, aus weichem Jahr sich eine Korrespondenz erhalten hat, die gemäß den Bestimmungen des Reformationslibeils mit der Qberbehörde geführt wurde. Damals wurden das Dach neu eingedeckt so wie verschiedene Baufäliigkeiten repariert.^" Im Jahre 1833 erhielt dann der Turm seine heutige Gestalt, als der wuchtige Dachstuhi mit dem Wehrgang entfernt und dadurch sei nes mittelalterlichen Aussehens entkleidet wurde. Damals residierte Johann Georg Ram sauer (1795-1874), der sich als Ausgräber des Hallstätter prähistorischen Gräberfeldes unschätzbare Verdienste erwarb, als Berg meister im Rudolfsturm. Er mußte während des Umbaus mit seiner Familie in den Markt übersiedeln, was ihm gar nicht so ungelegen kam. Denn Ramsauer war mit seiner hoch über dem Markt gelegenen Behausung, die nur über 3050 Stufen zu erreichen war, nicht sehr glücklich und beklagte sich über seinen ,,allen Gaiamitäten einer Wildnis ausgesetz ten Bestimmungsort".35 Ais besonders gravie rend empfand er auch die Tatsache, daß er seine zahlreiche Nachkommenschaft aus wärts bilden und erziehen lassen mußte. Man sieht, die Verhältnisse hatten sich ge wandelt, der Dienstort Rudolfsturm wurde als unbequem und nicht zeitgemäß empfunden, wenngleich er im Inneren mit aller Behaglich keit des Biedermeier wohnlich ausgestaltet war. Eine Reminiszenz an das im 19. Jahr hundert stark entwickelte Naturgefühi bildet auch das in der Dachbodenspitze des Turmes eingebaute Aussichtskabinett, das in romanti scher Manier mit Architekturteilen, Scheinvor hängen, Blumendarstellungen und ähnlichen Requisiten ausgestattet ist, ganz so wie man che Villen dieser Zeit.^® Wenn man sich heuer im Zuge der Besinnung auf die jahrtausendealte Salzproduktion in Österreich auch des Rudolfsturmes erinnert und Modelle dieses historischen Denkmais angefertigt werden, so zeigt dies, wie sehr die ses Bauwerk mit dem Salzwesen und seinem 14

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