Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 2, 1984

Bronzestatue Königin Elisabetti, Gematilin König Albrechts I., Tochter Meinhards II. von Görz-Tirol, eine der 28 überlebensgroßen Renaissanceplastiken, die als Trauergeleite das Grab Kaiser Maximilians I. in der Innsbrucker Hofkirche umstehen. — Foto: S. Sickert, Innsbruck Unten: Urkunde der Königin Elisabeth aus dem Jahr 1311, OÖLA, Urkundensammlung HallstattBergmeister Nr. 1, Foto: OÖ. Landesarchiv fö-. 2u^ eCnvwli,» 4^ ^ ^ T' ruita m W »Piftii« ^ f'~f ^ «T-TV fr—-Ä fcf-th.li *» yiAwBk* Ä «?" «A-- " ^ 1^ ^ &a-i ■ A %. c—jiM ^..S^a JA , L Saline in Hall in Tirol nach modernen Ge sichtspunkten erschlossen hatte, durch ihren politischen und wirtschaftlichen Verstand eine Stütze von unschätzbarem Wert war. Elisa beth war es auch, die zur Begründerin des Bergbaus in Hailstatt wurde und hier zweck mäßige Maßnahmen zur Organisierung setz te. Wie sie in ihren Urkunden immer wieder be tont, hat sie die Saline von ihrem Gut ,,von wil den gebirge und grüenen wasen gepawet und gestiftet"." Nun wissen wir, daß, nachdem die Habsburger in Österreich Fuß gefaßt hatten, das ursprüngliche Heiratsgut Elisabeths, das in den habsburgischen Stammlanden lag, ge gen österreichische Besitztümer ausge tauscht wurde. Dieser Rechtsakt ist zwischen 1286 und 1290 vollzogen worden.Die Aktivi täten der Gemahlin Albrechts in Steyr oder Schiadming, das ebenfalls zu ihrer Ausstat tung gehörte, setzen jedoch erst einige Jahre nach der Jahrhundertwende ein. Elisabeths Beurteilung in der Historiographie ist zwiespältig, da man ihre Rolle bei der Ver folgung der Verschwörer, die ihren Gemahl 1308 ermordet hatten, überbewertet hat.^^ Allgemein anerkannt sind aber ihre Fähigkei ten auf dem Gebiet der Politik und Wirtschaft sowie als Vermittlerin von Friedensschlüssen. Es ist auch auffällig, daß sie besonders nach 1300 auf allen ihren Gütern die Initiative ergrif fen hat, etwa in Steyr, wo sie den Besitzkom plex durch Gütertausch abzurunden suchte und 1304 auch ein Spital gegründet hat. Ebenso in Halistatt. Die früheste Urkunde, die Elisabeths Präsenz erweist, ist zugleich die erste Nachricht über die Wiederinbetrieb nahme des Abbaus am Salzberg im Mittelalter (8. Februar 1305)." Wir erfahren von einer Übereinkunft zwischen der Äbtissin des Klo sters Traunkirchen, das Grundrechte am Salzberg besaß, und der Königin Elisabeth und ihrem Sohn Rudolf, daß das Kloster mit einer bestimmten Summe Geldes entschädigt wurde. Aber auch aus einem weiteren Grund ist die Urkunde in unserem Zusammenhang bemerkenswert, denn neben Elisabeth tritt ihr erstgeborener Sohn Rudolf handelnd in Er scheinung, der bis zu seinem Abgang nach Böhmen im Jahr 1306, wo er zum König ange nommen wurde, in Österreich die Regie rungsgeschäfte führte.i = An dieser Steile kann auch die Frage gestellt werden, welcher Habsburger dem Rudolfs turm den Namen gegeben hat. Die mündliche Tradition, nach der dies König Rudolf gewe sen sei, scheidet aus, ebenso eine Verbin dung mit des Königs gleichnamigem jüngeren Sohn, der schon 1290 gestorben ist. Es blei ben also noch übrig eben jener in der Urkunde von 1305 genannte Sohn Elisabeths, Herzog Rudolf III., sowie Herzog Rudolf IV., der Stifter. Von letzterem wissen wir, daß er im Jahr 1359 kurz persönlich in Halistatt anwesend ist," al lerdings sind sonst keine besonderen Aktivitä ten dieses sonst so unternehmungslustigen Fürsten bekannt. So spricht also doch die größte Wahrscheinlichkeit für Herzog Rudolf III. als Namensgeber des Turmes. Dies würde auch bedeuten, daß dessen Entstehungszeit in das erste Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts fällt. Damais waren ja die Bedrohung durch Salzburg und der Salzkrieg noch in frischer Er innerung, außerdem wird in den Urkunden Elisabeths von 1311, die als die eigentlichen Gründungsurkunden der Hailstätter Saline anzusehen sind, der militärische Aspekt noch stark betont. So hatten sieben Burgieute, die in Halistatt wohnen und eine ritterliche Lebens weise führen mußten, sich jederzeit bereit zu halten, zu Pferde geharnischt zu erscheinen." Nun noch einige Worte zu Herzog Rudolf III. und seiner Mutter Elisabeth! Der Herzog wurde 1306 zum König von Böhmen ange nommen, nachdem er die Witwe des letzten Pfzemysliden geheiratet hatte. Wurde Rudolf selbst bei Kennern der österreichischen Ge schichte weitgehend vergessen, so ist die Er innerung an ihn in Böhmen etwas nachhaltiger gewesen, obwohl er schon Anfang Juli 1307, erst 26jährig, gestorben ist. Die Tschechen nannten ihn ,,kräi kase", also „König Brei", wohl wegen seiner auffälligen Diät. Die böh mische Chronik des Christian Hoffmann be richtet darüber: ,,Er hilt sich nicht fürstlichen Adel über sein Tisch, wan in seiner Kuchen kochte man stetiglich prey; das ließ er viel leicht thun durch ertzney willen, wan er nicht starkeß leibß waß."" Ob diese Ernährung wirklich das Beste für den Habsburger gewe sen ist, diese Frage mag angesichts der Nachahmung durch Anhänger alternativer Lebensformen gestellt werden, zumal die Zeitgenossen auch einen ,,allgemeinen Er schöpfungszustand infolge übermäßiger ehe licher Beanspruchung" (Lhotsky) als Todes12

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