Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 2, 1984

»?s3 besuchen über 300.000 Erwachsene und Kin der die in allen Salzbergwerken Österreichs eingerichteten Besucherstrecken, um einmal unter Tage gewesen zu sein und sich über die Sole und Salzgewinnung an Ort und Steile zu unterrichten. Bei einem Besuch des Salzbergbaues Hall statt kann die Auffahrt auf den Salzberg mit ei ner leistungsfähigen Standseilbahn erfolgen. Man gelangt mit ihr mühelos bis zum einstigen im Hochtal des Salzberges gelegenen Grä berfeld aus der La-Tene-Zeit. Das Angebot des Bergwerksbesuches ist für den Fremdenverkehr der zugehörigen Region eine nicht unbedeutende Bereicherung. Eine solche bilden auch die als selbständige Ver eine bestehenden Bergmanns- oder Saiinenmusikkapeilen, welche die in den Salzberg werks- und Salinenorten weilenden Fremden mit Konzerten unterhalten und mithelfen, das Blasmusikschaffen zu erhalten und ihm da und dort neue Impulse zu geben. Die ,,Bergler" und die ,,Pfannhauser", wie die Arbeiter in den Salzbergbauen und Salinen von den Einheimischen auch heute noch ge nannt werden, halten auch noch am alten Brauchtum fest. Beim jährlich oder jedes zweite Jahr stattfindenden Bergfest erleben die Bergleute beim gemeinsamen Kirchgang unter Vorantragung der Bergmannsfahne und bei der Berichterstattung über das vergan gene Betriebsjahr Augenblicke der Besin nung, beim daran anschließenden gemein samen Essen, Umtrunk und Tanz jedoch auch Stunden fröhlichen und manchmal auch aus gelassenen Beisammenseins. Diese Feste er folgen meist unter Beteiligung der umliegen den Bevölkerung. Der nicht alltägliche Bergmannsberuf läßt auch die ,,hi. Barbara", als Schutzpatronin der Bergleute und ihren Namenstag noch nicht gänzlich in Vergessenheit geraten, obwohl zentraler Punkt von Fest und Feier das Berg fest und der Pfannhauser-Jahrtag sind. BarLinks: Standbild eines Saizbergmannes mit Grubeniampe und Bergeisen in der Eingangshaiie der Generaldirektion der ÖSAG in Bad ischi. — Foto: ÖSAG Rechts: Standbiid eines „Pfannhausers". Mit Krücke zum Saizausziehen in der Eingangshaiie der Generaidirektion der ÖSAG in Bad Ischi. — Foto: ÖSAG baramessen unter Tage in den Salzberg bauen Altaussee und Hallstatt sind Teil des Barbara-Brauchtums. In Hallein gedenkt man des ,,hl. Rupert", dem Schutzpatron des Landes Salzburg, zu des sen Attributen eine Salzkufe gehört. An besonderen Festtagen oder Jubiläen er folgt noch die Aufführung eines „Schwerttan zes", der in Haliein seit dem 16. Jahrhundert belegt ist. Auch in Aitaussee und Ischl erfolgen Aufführungen von Schwerttänzen. Sie sind je doch in ihren Figuren nicht direkt auf den Bergbau bezogen wie in Haliein. Das Schwert ist beim Schwerttanz nicht Symbol der Wehrhaftigkeit, sondern bindendes Element. Auch der ebenfalls bis in das 16. Jahrhundert zurückgehende „Ledersprung", damals in Böhmen als Aufnahmebrauch von Bergleuten in die Bergmannszunft oder Bergbruderschaft üblich, findet dann und wann noch statt, um aktive Bergleute und auch Honoratioren unse rer Gesellschaft symbolisch in den Berg mannsstand aufzunehmen. Die aufgezeigte Entwicklung eines der älte sten Produktionszweige Österreichs innerhalb der letzten Jahrzehnte findet sicherlich auch eine größere Anzahl von Parallelen in unserer Wirtschaft. Die Besonderheit jedoch liegt in der beim Salzbergbau und bei den Salinen er halten gebliebenen Kontinuität der Sole- und Salzgewinnung von der Vorgeschichte bis in das Heute und deren bis in die jüngste Zeit steigende Tendenz. Versucht man die jahr hundertelange Entwicklung dieses Wirt schaftszweiges zu überblicken, spiegeln sich in deren Auf und Ab auch jene der wirtschaftli chen Verhältnisse des Kernlands der ehema ligen österreichisch-ungarischen Monarchie sowie der Ersten und Zweiten Republik. Die Standortgebundenheit und die daraus sich er gebende Bindung der Betriebe des Unter nehmens an ihre Umgebung in verschieden ster Art und Weise sind ein weiteres Charakteristikum. Es besteht heute kein Zweifei mehr darüber, daß die Stillegung kleiner in ihrer Produktions kapazität und technologischen Konzeption nicht mehr zeitgemäßer Betriebe eine wirt schaftliche Notwendigkeit gewesen ist und der Zeitpunkt dafür inmitten der damals herr schenden Hochkonjunktur der österreichi schen Wirtschaft richtig gewählt wurde. Die gegenwärtige örganisationsstruktur, der Stand der Lagerstättenvorrichtung, die ange wandten Soiegewinnungsverfahren ober und unter Tage sowie Technologie und Kapazität der Salinen ermöglichen eine flexible Be triebsweise und ausreichende Anpassung an den Bedarf Österreichs an Sole und Salz und die Sicherung der vollen Versorgung des Lan des aus der heimischen Produktion. Im vergangenen, ja zum Teil sogar noch bis in unser Jahrhundert mag das traditioneile Bild unserer Väter von der Sole- und Salzgewin nung in unserem Land noch seine Richtigkeit gehabt haben. Heute und zukünftig bietet sich uns ein anderes, nämlich ein industrielies Bild. Wie immer während der langen Geschichte der Sole- und Salzgewinnung in Österreich ist es auch der derzeit tätigen Generation gelun gen, der Herausforderung durch die bedeu tenden Änderungen auf politischem, geseiischaftlichem, wirtschaftlichem und technolo gischem Gebiet zu entsprechen und der Re gion und unserem Land diesen Wirtschafts zweig für die Zukunft zu erhalten. Literatur: Klaus Wilhelm: Ober die Sporendiagnose des deut schen Zechsteinsaizes und des aipinen Saizgebirges; Zeitschrift der Deutschen Geologischen Ge sellschaft, Bd. 105/1953, S. 776/778. Knezicek Gerhard: Die Salinen AG - Salz: ein industrieiies Massenprodukt; in F. Löschnak- H. Tieber (Hrsg.) Vom Amt zum Unternehmen, S. 30/38. Schriftenreihe der Gemeinwirtschaft, Jänner 1984. Pak E. & Schauberger O.: Die geologische Datie rung der ostalpinen Salzlagerstätten mittels Schwefeiisotopenuntersuchungen, in: Verhandlungen der Geolog. Bundesanstalt, H. 2/1981, S. 185/192. Picki Franz: Die Wärmepumpe, eine österreichische Erfindung, in: Berg- und Hüttenmännische Monats hefte, H. 12/1949, S. 365/369. Roubin E.-Maitz P.: Neubau der Saline Steinkogei bis Ebensee, Porr-Nachrichten 79/80 - 1979, S. 3/13. Schauberger Othmar: Die Aipinen Salzlagerstätten; in; Verhandlungen der Geolog. Bundesanstalt, H. 3/1978, S. 455/459. Thomanek Kurt: Salz in Osterreich - Unterneh mensstrategie der Österr. Salinen AG, in: Berg- und Hüttenmännische Monatshefte, Heft 10/1982, S. 381/389. Treffer Günter: Weißes Gold - 3000 Jahre Salz in Osterreich; Verlag Fritz Molden - Wien-München-Zürich-New York 1981. (Mit ausführlicher Bibliographie.) 10

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